Drei Jahre ist es her, dass Dadi aus der Ukraine nach Deutschland kam. In ihrer Heimat arbeitete sie als Marketingmanagerin, hier muss sie neu anfangen – als Verkäuferin, vielleicht im Einzelhandel. Der Stand, an dem sie Halt macht, gehört zu Tedi, einem sogenannten Nonfood-Discounter. Haushaltsartikel, Deko, Geschenkartikel verkauft die Kette, immer weitere Filialen sollen entstehen. Und dazu braucht es Verkäufer. "Der Einzelhandel ist leider immer unattraktiver geworden", sagt Dorothea Geiger von Tedi. Arbeitszeiten und Samstagsdienste schrecken ab. Auch fehle es oft an Motivation. Dadi aber lächelt. Sie bietet Vollzeit an, auch am Wochenende ist sie bereit, zu arbeiten. Ein Match?
Großveranstaltung als erster Schritt in den Arbeitsmarkt
Etwa 6.300 Geflüchtete sind in München beim Jobcenter arbeitssuchend gemeldet. Sie haben einen sicheren Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. Etwa die Hälfte von ihnen stammt aus der Ukraine. Für diesen Vermittlungstag hat das Jobcenter gezielt 2.000 geflüchtete Arbeitssuchende eingeladen. Auf sie warten heute 30 Unternehmen: Deutsche Bahn, McDonald’s, Edeka oder das Hotel Marriott. Beim zurückliegenden "Karriere-Tag" konnte das Jobcenter 15 Prozent der Teilnehmenden direkt vermitteln. "Das klingt erst mal nicht nach viel", sagt Anette Farrenkopf, Geschäftsleiterin des Jobcenters München. Aber oft ist ein Anfang gemacht, Unterlagen ausgetauscht, ein Eindruck gewonnen.
Hauptproblem: Qualifikation – Jobcenter bietet Weiterbildungen an
Das Hauptproblem aus Sicht der Arbeitssuchenden ist zunächst einmal, dass sie hier in der Regel über kein Netzwerk verfügen, das ihnen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt hilft. Oft fehlt es auch schlicht am Wissen darüber, wie der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert. Dann werden ihre Berufsabschlüsse oft nicht anerkannt, die sind international sehr unterschiedlich. Und dann ist das Problem der Sprache. Das Jobcenter versucht, hier Brücken zu bauen. So ist es möglich, auch während des Antritts eines Berufs beim Jobcenter sich parallel weiterbilden zu lassen.
Bewerbungsgespräch erfolgreich
Zurück zu Dadi und Dorothea Geiger am Stand der Discounterkette Tedi: Es ist kein klassisches Bewerbungsgespräch – sondern ein Kennenlernen. Dass Dadi in der Ukraine als Marketingmanagerin gearbeitet hat, beeindruckt Dorothea Geiger von der Discounterkette Tedi. Und dann geht es ganz schnell: Dadi soll eine Chance bekommen. Ihre Motivation und ihre zeitliche Flexibilität überzeugen. Ihre Deutschkenntnisse seien zwar noch ein Problem, sagt die Ukrainerin, aber durch die Arbeit werde sie auch mehr Routine mit dem Deutschsprechen bekommen. Jetzt gehe es ihr vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Und auch Dorothea Geiger von Tedi ist zufrieden: 47 Arbeitssuchende haben ihr Unterlagen dagelassen, fünf konkrete Vorstellungsgespräche sind ausgemacht.
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