Eine Frau schaut auf einem Computerbildschirm auf die Startseite von DocOnline
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Auf der Internet-Plattform DocOnline können sich Patienten eine Video-Sprechstunde mit einem Arzt vermitteln lassen.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2025/ Nützel
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Auf der Internet-Plattform DocOnline können sich Patienten eine Video-Sprechstunde mit einem Arzt vermitteln lassen.

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Kassenärztliche Vereinigung setzt auf Tele-Sprechstunden

Kassenärztliche Vereinigung setzt auf Tele-Sprechstunden

Seit einem Jahr organisiert die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns ärztliche Online-Behandlungen. Damit sollen Patienten auch außerhalb der regulären Praxis-Zeiten besser betreut werden. Eine erste Bilanz des Projekts DocOnline fällt positiv aus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Magen-Darm-Verstimmungen, Erkältungskrankheiten, Kopfschmerzen, Hautausschläge: Dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Christian Pfeiffer, fällt eine ganze Reihe von Problemen ein, mit denen Patienten seiner Ansicht nach bei DocOnline gut aufgehoben sind: "Das sind alles Erkrankungen, mit denen man gut in einer Videosprechstunde helfen kann."

Hilfe außerhalb der Praxiszeiten

Seit gut einem Jahr ist die Internet-Plattform der KVB im Regelbetrieb. Unter der Adresse www.doconline-bayern.de (externer Link) können Patienten zunächst in einem digitalen Fragebogen angeben, welches Gesundheitsproblem sie haben. Dort soll auch geklärt werden, ob ein Notfall vorliegt, bei dem sich empfiehlt, direkt die Notfall-Nummer 112 zu wählen. Im Anschluss können sich Patienten in eine Video-Sprechstunde vermitteln lassen. Betreut werden sie dann von Ärztinnen und Ärzten, die in Bereitschaftspraxen der KVB arbeiten.

Einer von ihnen ist Oleg Weißburd. Der Allgemeinarzt arbeitet regelmäßig in einer KVB-Bereitschaftspraxis in Bad Tölz. Wenn sich dort nicht viele Kranke melden, um vor Ort behandelt zu werden, kümmert er sich per Videoschalte um Patienten aus ganz Bayern. Er ist überzeugt: "Wir können unnötige Zeitverschwendung durch den Besuch von Notaufnahmen oder Praxen abwenden durch diese Online-Dienste."

KVB-Experte: Viele abschließende Behandlungen

Rund 3.000 Sprechstunden wurden im vergangenen Jahr über DocOnline abgewickelt. Die Zahl klinge erst einmal nicht hoch, räumt Fabian Demmelhuber ein. Er ist bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns für das Projekt zuständig. Doch er ist zufrieden mit der Zahl. Die KVB habe entschieden, DocOnline zunächst ohne große Werbung langsam wachsen zu lassen, erklärt er.

Und mit einer Zahl ist er besonders zufrieden. Knapp drei von vier Patienten, die mit DocOnline Kontakt aufnehmen, gehen nicht mehr am selben Tag in eine Notaufnahme oder Bereitschaftspraxis. 74 Prozent der Kontakte seien also "fallabschließend", stellt der KVB-Experte fest. Das liegt nach Demmelhubers Einschätzung auch daran, dass die teilnehmenden Bereitschafts-Praxen sowohl Krankschreibungen als auch Rezepte auf elektronischem Weg ausstellen können.

Effizienter durch den Gesundheitsdschungel

Laut der KVB kann DocOnline einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass Patienten besser durchs Gesundheitssystem geleitet werden. Das Portal solle dabei nicht nur Klinik-Notaufnahmen entlasten. DocOnline könne auch dafür sorgen, dass Patienten aus schwächer versorgten ländlichen Regionen schneller ärztlich versorgt werden. Es habe sich gezeigt, dass mehr Menschen aus dem ländlichen Raum das Angebot nutzen, als es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspricht.

Vorreiterrolle im Bund

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns will mit ihrem Projekt auch eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen. Zunächst war die KVB alleine mit ihrem Angebot. Inzwischen sind auch die Kassenärztliche Vereinigungen aus Baden-Württemberg, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen von der Idee überzeugt und haben bei einer privaten Software-Firma die notwendige technische Ausstattung gekauft.

Angebot auch für Pflegeheime

Neben einer besseren Steuerung der Patienten könne DocOnline auch auf andere Weise die Versorgung verbessern, ist der KVB-Chef Christian Pfeiffer überzeugt. Derzeit fünf Pflegeheime aus verschiedenen Teilen Bayerns arbeiten mit der Plattform zusammen. Heim-Mitarbeiter organisieren Videosprechstunden für die Bewohner und ersparen damit in vielen Fällen niedergelassenen Ärzten die Fahrt ins Heim. Oder auch den Bewohnern den Weg in eine Praxis.

Abgrenzung von kommerziellen Angeboten

Die KV Bayerns macht kein Geheimnis daraus: Mit DocOnline möchte sie auch kommerziellen Anbietern im Bereich Telemedizin etwas entgegensetzen. Im Juli hatte die KVB bekannt gegeben, sie habe vor dem Sozialgericht München ein "bedeutendes Urteil" gegen das Münchner Unternehmen Teleclinic erstritten.

Der KVB-Vorstand sieht in dem Urteil eine Verpflichtung für Teleclinic, sich bei telemedizinischen Angeboten an Regeln zu halten, gegen die die die DocMorris-Tochter bislang in vielerlei Hinsicht verstoßen habe.

Die Firmenleitung von Teleclinic sieht das anders. Das Gericht bestätige "in vielen Punkten" die Rechtmäßigkeit des Angebots, heißt es von Teleclinic. Trotzdem werde Teleclinic die nächsthöhere juristische Instanz anrufen.

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