Steuern auf Renten sind nichts Neues. Allerdings ist bis Ende 2004 nur ein kleiner Teil der gesetzlichen Rente steuerpflichtig gewesen. Lediglich der sogenannte Ertragsanteil musste versteuert werden. Dieser war gesetzlich festgelegt und richtete sich nach dem Alter des Rentners bei Rentenbeginn. Bei einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren lag der Ertragsanteil damals bei 18 Prozent.
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Warum fällt auf die Rente jetzt eine höhere Steuer an?
Dass sich die Besteuerung dann geändert hat, lag am Bundesverfassungsgericht. Die Obersten Richter monierten, dass die gesetzliche Rente und Pensionen steuerlich unterschiedlich behandelt wurden. Denn Pensionen von Beamten müssen voll versteuert werden. Die Politik musste reagieren: So trat im Jahr 2005 das Alterseinkünftegesetz in Kraft.
Was ist die Idee der jetzt praktizierten Rentenbesteuerung?
Vor 2005 war es so, dass die Bürger auf ihre selbst bezahlten Beiträge zur Rentenversicherung bereits Einkommenssteuer abgeführt haben. Um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, mussten sie deshalb später beim Bezug der Rente nur noch auf die Erträge oder salopp formuliert auf die Zinsen Steuern bezahlen. Das Ziel ist nun, diesen Mechanismus umzukehren. Das heißt: Während man arbeitet, sollen die Beiträge steuerfrei sein. Und wenn man dann in der Rente ist, müssen die monatlichen Bezüge komplett versteuert werden.
Das Ganze läuft aber schrittweise. Die Versicherten konnten Jahr für Jahr mehr von ihren bezahlten Beiträgen steuerlich absetzen und mittlerweile sogar die kompletten Beiträge. Dafür steigt Jahr für Jahr der Rentenanteil an, der versteuert werden muss. Begonnen hat die Umstellung 2005 und sie dauert nach derzeitiger Gesetzeslage noch bis 2058.
Welcher Anteil der Rente versteuert werden muss, hängt vom Zeitpunkt des Rentenbeginns ab. Ist man einmal in Rente, ändert sich der zu versteuernde Anteil nicht mehr. Wie sich der steuerpflichtige Teil der Rente entwickelt, zeigt die nachstehende Tabelle.
Anstieg des steuerpflichtigen Teils der Rente
Wer jetzt im Jahr 2025 in Rente geht und beispielsweise 1.000 Euro Rente erhält, muss davon 83,5 Prozent, also 835 Euro versteuern. 165 Euro bleiben steuerfrei.
Was passiert, wenn die Rente erhöht wird?
Fast jährlich wird die Rente durch den Gesetzgeber erhöht. Dabei ist wichtig zu wissen: Jeder Euro einer Rentenerhöhung muss in vollem Umfang versteuert werden. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Wer 2025 in Rente geht und 1.000 Euro von der Versicherung erhält, bei dem fällt immer – also auch in den kommenden Jahren - nur auf die 165 Euro keine Steuer an – auch wenn die Rente steigt. Der Rest muss versteuert werden.
Wie viel Steuern zahlt man als Rentner tatsächlich?
Wenn ein Teil der Rente steuerpflichtig ist, heißt das noch nicht, dass am Schluss wirklich Steuern anfallen. Wer 2025 in Rente geht und monatlich 1.200 Euro Rente erhält, zahlt gar keine Steuern – vorausgesetzt der Betroffene hat keine zusätzlichen steuerpflichtigen Einkünfte. Denn damit liegt er abzüglich dem nicht zu versteuernden Teil der Rente unter dem steuerlichen Grundfreibetrag von jährlich aktuell 12.096 Euro.
Wieviel Steuern spart man im Arbeitsleben?
Die gute Nachricht für Berufstätige: Sie können seit 2023 ihre Einzahlungen in die Rentenkasse komplett steuerlich absetzen. In den Jahren davor sind die Freibeträge kontinuierlich angestiegen. Damit bleibt vom Bruttolohn mehr netto übrig.
Steigende Freibeträge für Rentenversicherungen
Nachträgliche Rentenbesteuerung: Vorteil oder Nachteil?
Ob ein Bürger durch die veränderte Rechtslage in seinem gesamten Leben unterm Strich mehr Steuern an den Fiskus abführt als vorher oder weniger, lässt sich nicht pauschal sagen. Laut Finanzmathematikern lohnt sich das neue Modell durchaus für viele. Ob man am Ende mehr oder weniger Steuern zahlt, hängt letztlich davon ab, wie hoch die steuerpflichtigen Einkünfte insgesamt sind während der Zeit des Arbeitslebens und des Rentenbezugs.
Dieser Artikel ist erstmals am 4. August 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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