Kelten-Gold: Verteidiger fordern Freispruch für alle Angeklagten
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08.07.2025: Kelten-Gold: Verteidiger fordern Freispruch für alle Angeklagten
Bildrechte: picture alliance/dpa | Ulf Vogler
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Kelten-Gold: Verteidiger fordern Freispruch für alle Angeklagten

Kelten-Gold: Verteidiger fordern Freispruch für alle Angeklagten

Es war ein hollywoodreifer Einbruch: Im November 2022 stahlen Diebe den einzigartigen Keltenschatz aus dem Museum in Manching. Seit Januar stehen vier Männer vor dem Landgericht Ingolstadt. Nun geht der Prozess dem Ende zu.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Anklagebank am Landgericht Ingolstadt ist voll: Vier Männer aus Ostdeutschland müssen sich seit Januar wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Bei der Fülle an Taten und dem Sachschaden, der in die Millionen geht, drohen ihnen lange Freiheitsstrafen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben nun ihre Schlussvorträge gehalten. Ende Juli könnte es ein Urteil geben.

Angeklagte schweigen seit Beginn

Bis zum Schluss schweigen die vier Angeklagten. Vom Recht auf ein letztes Wort machten sie keinen Gebrauch. In rund 30 Verhandlungstagen machte keiner der Männer Angaben zu einem der 30 ihnen vorgeworfenen Einbrüche. Kein Wort vor allem zum Diebstahl des berühmten Keltengoldes aus dem Kelten Römer Museum in Manching im November 2022. In den vergangenen Wochen äußerten sie sich lediglich zu ihren persönlichen und finanziellen Verhältnissen. Die Angeklagten sitzen seit Juli 2023 in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie seit rund zehn Jahren als Bande zusammenarbeiten und sich auf Einbrüche vor allem auf Supermärkte und Schnellrestaurants spezialisiert haben.

Staatsanwaltschaft sieht starke Indizienkette

In ihrem Plädoyer macht die Staatsanwältin klar, dass sie bei allen Angeklagten den Tatvorwurf des schweren Bandendiebstahls für erwiesen ansieht. Nicht nur für den Diebstahl des Keltengoldes, sondern für eine Vielzahl weiterer Einbrüche bundesweit. Die Staatsanwaltschaft fordert Freiheitsstrafen, je nach Tatbeteiligung zwischen 6,5 Jahre für den Späher und 12 Jahre Gesamtfreiheitsstrafe für den Kopf der Bande.

Aus den Aussagen von 120 Zeugen und vielen Beweisstücken hat sich für die Staatsanwaltschaft "ein Mosaik aus Hunderten von Einzeldetails ergeben", die zusammen den Tatvorwurf bestätigt hätten. Immer sei die Viererbande nach dem gleichen Schema vorgegangen: Spähfahrten. Ausschalten des Alarmsystems. Eindringen in das jeweilige Ziel-Gebäude. Konzentration auf Geld oder Wertgegenstände. Aufflexen der Tresore. Bei den Einbrüchen hätten die Männer immer die gleiche Ausrüstung getragen: die gleichen Sturmhauben, Overalls, Arbeitsschuhe, Atemschutzmasken und Ohrenschutz. An den sichergestellten Overalls fanden die Ermittler Flexspuren.  

Verteidigung fordert Freispruch

In ihren Plädoyers versuchten die insgesamt acht Verteidiger, die Beweise und Indizien der Staatsanwaltschaft zu entkräften und forderten Freispruch für alle. Die Anwälte von Alexander K. bemängelten, dass die Staatsanwaltschaft "nicht stringent dargelegt" habe, aus welchen Mitgliedern die Bande bestehen soll. Die Verteidiger von Jörn M. bestritten, dass ihr Mandat "bei dem Einbruch in Manching dabei war". "Es gibt keine Indizienkette und schon gar keine geschlossene Indizienkette, sondern allenfalls einzelne Indizien, die in ihrer Aussagekraft strittig sind", hieß es. Für die über zwei Jahre Untersuchungshaft forderten die Anwälte Entschädigung.

Goldklumpen in der Hosentasche

Auch die Anwälte des schwer belasteten Angeklagten Maximilian S. forderten seinen Freispruch. Sie sprachen von "Märchenstunde“ und "Scheinstatistik". Die Goldklumpen, die die Ermittler in der Hosentasche ihres Mandanten sichergestellt hatten und die von der Legierung her den keltischen Münzen entsprechen, belegten "noch lange nicht", dass Maximilian S. bei dem Einbruch dabei gewesen sei. Die bei ihm gefundenen Sturmmasken und Overalls könne man "sehr gut auch zum Skifahren tragen".

Angebot der Verständigung abgelehnt

Vor Wochen versuchte das Gericht das Schweigen der Angeklagten mit einem Angebot einer Verständigung zu brechen. Anfang Mai hatte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl den Angeklagten erläutert, dass er ausreichend Beweise für ihr Zusammenwirken als Bande sehe. Kliegl stellte einen gewissen Strafrabatt in Aussicht – jeweils gegen ein Geständnis. Die Männer lehnten ab.

Historischer Schatz weiter verschwunden

Am 22. November 2022 gegen ein Uhr nachts sollen die mutmaßlichen Diebe in das Telekom-Verteilerhäuschen in Manching eingestiegen sein, um Kabel zu durchtrennen. Sie wussten, dass die Leitungen die Alarmanlage des Kelten Römer Museums versorgten. 700 Geschäftsanschlüsse und 13.000 Privathaushalte wurden ebenso von der Versorgung getrennt. Der Schaden für die Telekom beträgt laut Staatsanwaltschaft 70.000 Euro. Die Angeklagten sollen zudem Störsender angebracht haben.

Um in das Museum zu gelangen, sollen zwei der Angeklagten eine Fluchttür aufgehebelt haben. In den Ausstellungsräumen öffneten sie eine Vitrine und nahmen die über 480 keltischen Goldmünzen mit. Der Schatz hat einen Handelswert von rund 1,5 Millionen Euro. Bis auf die wenigen, sichergestellten Goldklumpen fehlt von dem Schatz jede Spur.

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