"Schneller Getreide ernten mit KI – das geht", sagt der unterfränkische Landwirt Andreas Dörr. 90 Hektar Weizen muss sein Fahrer mit dem riesigen Mähdrescher an diesem Tag noch vom Feld holen. Die KI im Mähdrescher misst dabei mit Sensoren ständig Qualität und Menge des aufgenommenen Weizenbestandes und regelt entsprechend die Fahrtgeschwindigkeit. Dreschen mit Tempomat bei optimaler Motorauslastung. Das spart Diesel und Stress für den Fahrer.
KI macht Arbeitsplatz attraktiv
Dörr hat auf dem insgesamt 1.400 Hektar großen Familienbetrieb in Ostheim vor der Rhön im Landkreis Rhön-Grabfeld vier Mitarbeiter. KI soll ihnen die Arbeit erleichtern, aber auch Spaß machen. Denn: Gute Mitarbeiter seien schwer zu bekommen, sie würden gerade in der Landwirtschaft nicht "von den Bäumen fallen", sagt Dörr. Mit moderner Technik könne man aber vor allem junge Leute, einschließlich Auszubildende, für die Arbeit in der Landwirtschaft begeistern.
Ratgeber im Arbeitsalltag
Begeistert von der digitalen Unterstützung ist auch Andreas Dörr selbst. Nicht nur bei der Ernte kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz, auch bei handwerklichen Fragen: Als ihm seine Photovoltaikanlage eine Störung meldet, öffnet Dörr den Schaltschrank der Trafo-Station, macht mit dem Smartphone ein Foto und fragt den KI-Sprachassistenten um Rat. Der folgt prompt: Ein einfacher Knopfdruck löst das Problem. Ohne KI hätte Dörr einen Elektriker holen müssen.
Andreas Dörr ist Digital-Pionier. Mittels Satellitennavigation fahren seine Maschinen schon seit zehn Jahren wie auf unsichtbaren Schienen über die Felder. In Kombination mit digitalen Fernerkundungskarten erkennt etwa die Pflanzenschutzspritze jeweils auf den Punkt genau, wo sie auf dem Feld mehr oder weniger Chemie ausbringen muss.
Schneller ernten mit Künstlicher Intelligenz
Unterstützung in der Bürokratieschlacht
Am meisten fasziniert den Landwirt, dass KI ihn bei der Büroarbeit entlastet. Er fotografiert Rechnungen und lässt sie prüfen, lässt Briefe und E-Mails entwerfen. Mittels KI kann er auch Förderbescheide vom Landwirtschaftsamt prüfen und gegebenenfalls entsprechende Widersprüche formulieren lassen. Zwar müsse er alles noch prüfen, und ja, das wäre alles nicht zu 100 Prozent perfekt, aber es helfe auf jeden Fall in der "täglichen Bürokratieschlacht".
KI hat Grenzen
Nach den Erfahrungen von Dörr hat die KI aber auch Grenzen. Sie kann aus den Informationen, die sie aus dem Internet schöpft, nicht die Erfahrung der Landwirtin und des Landwirts an konkreten Orten mit speziellen Boden- und Klimabeschaffenheiten ersetzen. KI kennt auch nicht die über Jahre gesammelten Erfahrungen der landwirtschaftlichen Anwender auf ihren Betrieben, sondern nur allgemeingültige Daten.
Daher seine Forderung an Staat: den Betrieben Geodaten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dann könnte er zum Beispiel für eine konkrete Naturschutz-Fläche per Smartphone nachsehen, was wann erlaubt ist – und was nicht: Mähzeitpunkt, Abstandsvorgaben zu Gewässern oder Vorschriften für die Düngung.
Staat fordert Nachweise von Landwirten – mit KI
Dörr sagt, der Staat nutze die KI ebenfalls: Wenn Bäuerinnen und Bauern etwa Geld für Ökologische Leistungen wie den Erhalt schützenswerter Blühpflanzen erhalten wollen, müssten sie eine App auf ihr Smartphone laden. Mit dieser lasse sich auf den Meter genau eine Fläche erfassen und per Foto und KI die dort vorhandenen "Kennarten" nachweisen. Das funktioniere technisch und werde vieltausendfach angewandt.
Also, so Dörr, wäre es doch gut, wenn jeder Landwirt seinen Betrieb mit all seinen Flächen, mit allen gesetzlichen Vorschriften auf seinem Smartphone hätte. Mit verfügbaren Satelliten-Geodaten und KI ließen sich nach Einschätzung Dörrs die staatliche Reglementierung und Bürokratie vereinfachen. Das ist seine Vision.
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