Der Flughafen München ist jeden Tag für Zehntausende Menschen Start oder Ziel einer Reise. Andere wissen dagegen schon im Vorhinein, dass sie ganz sicher am Boden bleiben werden – und kommen gerade deswegen: Sie haben sich als Komparsen gemeldet und testen das neue Gate, mit dem das Terminal 1 bis 2026 erweitert wird.
Atmosphäre der großen, weiten Welt spüren
An Bewerbern hatte es nicht gefehlt: 5.000 Leute wollten Testpassagiere werden. Die Flughafen München GmbH (FMG) konnte aber nur 1.500 von ihnen nehmen. Allerdings sind nicht alle auf einmal, sondern tageweise in Gruppen im Einsatz. Unter ihnen sind viele, auf die der Flughafen selbst schon einen Reiz ausübt: Von der Atmosphäre der "großen, weiten Welt“ schwärmt ein älterer Mann. Eine junge Frau will die Möglichkeit nutzen, "hinter die Kulissen zu schauen“. – "Ich hab mir extra frei genommen“, berichtet ihre Begleiterin.
Eine andere Frau erzählt, dass sie sich am Flughafen immer so unsicher fühle. Sie hoffe, dass sich das nach so einem Testtag vielleicht bessert. Es ist durchaus im Sinn der FMG, dass nicht nur Flugprofis mitmachen, sondern auch Leute, die sich in so einem Terminaltrakt erst einmal zurecht finden, und die dann womöglich auch eher merken, wo es bei den Abläufen hakt.
Wegfliegen, ankommen, Koffer suchen - was halt so alles vorkommt
Die Komparsen bekommen dafür jeweils persönliche Aufgaben, die den echten Betrieb simulieren. Manche müssen so tun, als würden sie wegfliegen. Andere kommen an, wollen umsteigen, brauchen einen Rollstuhl. Sie müssen den Weg zum Flugzeug finden, Kontrollen passieren oder nach der Landung ihr Gepäck abholen.
Auch ein Messerangriff wird durchgespielt
Auch ein Notfall wurde schon durchgespielt, wie Philipp von Gablenz erklärt. Er ist für die Inbetriebnahme des neuen Flugsteigs verantwortlich. Szenario war ein Messerangriff. Passagiere sind geflüchtet, das Terminal wurde geräumt. "Wir haben viel gelernt", sagt von Gablenz: "Nicht alles war 100 Prozent so, wie es sein sollte, aber dafür machen wir das ja auch.“
Wo geht's hier bitte zur Grenzkontrolle?
Im Vordergrund steht freilich der Normalbetrieb. Da hat man etwa herausgefunden, wo man noch zusätzliches Personal platzieren muss, damit die Leute auch wirklich den Weg zum richtigen Grenzkontrollschalter finden– als EU-Bürger oder als Reisender eines anderen Landes. Aber "große Themen, wo wir noch viel Aufwand reinstecken müssen, haben wir bisher überhaupt noch nicht gesehen," versichert Philipp von Gablenz. "Viele Inspirationen" haben sie an dem Testtag bekommen, stellt eine dritte Komparsin fest und lächelt: "Das Fernweh wächst."
12 Maschinen können gleichzeitig am neuen Gate andocken
Es ist also gut möglich, dass man die eine oder den anderen wieder am Flughafen München antreffen wird, wenn nächstes Jahr das neue Gate nicht mehr eine große Baustelle ist, sondern in Betrieb genommen wird. Es befindet sich im rechten Winkel zum Terminal 1 und ragt rund 360 Meter in das Vorfeld hinein. Bis zu zwölf Maschinen können dort "andocken". Der Erweiterungsbau ist nach FMG-Angaben für bis zu sechs Millionen Passagiere im Jahr ausgelegt.
Auf den sechs Ebenen mit einer Gesamtfläche von 95.000 Quadratmetern sollen nicht nur Kontrollen und Gepäckausgabe abgewickelt werden. Es wird auch einen großen Wartebereich mit Läden und Lokalen geben - diese sind allerdings noch nicht testbereit.
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