Vor kurzem kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, das Handyverbot von Grundschulen auf die Unterstufe und somit bis zur 7. Klasse auszuweiten. Ganz neu ist diese Situation allerdings nicht – zumindest für Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Bad Königshofen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld.
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Sicher geparkt in der "Smartphone-Garage"
Hier müssen die Schülerinnen und Schüler bis zur zehnten Klasse während der Unterrichtszeit ihre Smartphones im Schulsekretariat parken. Am Ende der letzten Stunde holt eine Schülerin oder ein Schüler die Smartphones wieder ab.
Morgens kurz vor acht Uhr in der Klasse 10b. Der Ablauf ist ganz einfach: Johanna und Lina haben eben die Kunststoff-Box aus dem Sekretariat geholt. Alle legen jetzt ihre Smartphones hinein. Dann bringen die beiden die volle Handy-Kiste ins Sekretariat zurück.
Das sagen Schüler zum Handyverbot
Die Schülerinnen und Schüler haben sich seit dem Schulstart im September daran gewöhnt. Johanna sagt: "Auf der einen Seite ist es ein bisschen ungewohnt, so sein Handy – das ist ja Besitztum, das man da so abgibt – aber auf der anderen Seite muss ich auch sagen, dass meine Handynutzungszeit rasant nach unten gegangen ist."
Max meint: "Es ist auf jeden Fall besser, dass es im Sekretariat liegt, als wenn es in der Hosentasche steckt, weil da hatte man schon die Versuchung gehabt, dass man da mal rangeht." Er habe etwa immer wieder eingelaufene Nachrichten angesehen.
Fehlende Handys – mit positiven Folgen
Erste Stunde in der 10b. Frank Helmerich unterrichtet Erdkunde. Dass Handys nun nicht einmal mehr in Schultaschen schlummern dürfen, das empfindet der Gymnasiallehrer als positiv: "In den letzten Wochen, als die Handys noch da waren, waren das wie Vögel auf der Stange. Jeder hatte sein Handy in der Hand und hat eigentlich nur in den Kasten reingeschaut und jetzt passieren wieder ganz verrückte Sachen: Sie reden wieder miteinander oder spielen Schafkopf früh am Morgen vor acht Uhr und es gibt genau die Entwicklung, die ich möchte: Dass Kommunikation zwischen den Schülern wieder mehr wird," schildert er.
Mobbing war ein Grund für Smartphone-Verbot
Frank Gleichmann, der Schulleiter des Gymnasiums Bad Königshofen, erzählt, dass einzelne Schülerinnen und Schüler in der Vergangenheit beispielsweise unbemerkt Fotos von Klassenkameraden während des Unterrichts geschossen und anschließend unter anderem in Chats hochgeladen haben, oder dass in Gruppenchats während des Unterrichts über andere hergezogen wurde.
Wörtlich sagt er gegenüber BR24: "Da gibt es auch Fälle, dass Kinder weinend bei mir sitzen und berichten, wie sie von anderen Schülern in diesen Chats unangenehm angesprochen werden." Seit dem Handyverbot habe sich die Situation gebessert. "Was nachmittags in der Freizeit passiert, darauf haben wir keinen Einfluss", ergänzt der Rektor.
Ältere Schülerinnen und Schüler dürfen Handys behalten
Was die Schüler kritisieren: Manche haben sich mit ihrem Smartphone noch vor dem Unterricht auf eine Abfrage oder Ex vorbereitet. Das geht jetzt nicht mehr. Aber positiv sei, sagt Johanna: "Vor der Handy-Kiste war es so, dass viele Schüler immer am Handy waren, so 90 Prozent würde ich sogar sagen. Und jetzt, da das verboten ist, sieht man, dass man sich mehr unterhält oder in den Pausen mit seinen Freunden einfach mal quatscht."
Nach der letzten Unterrichtsstunde kommen Schülerinnen und Schüler ins Sekretariat und holen die "Handy-Garage" ihrer Klasse zurück. Die Elftklässler übrigens dürfen ihre Smartphones in ihrer Schultasche lassen, dürfen sie aber nicht benutzten. Die Schülerinnen und Schüler der zwölften und dreizehnten Klassen müssen ihre Handys auch in ihren Taschen lassen, dürfen sie aber in den Pausen benutzen.
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