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Hundesteuer hoch - Hundekotbeutel runter
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Kotbeutel in Erlangen gestrichen: Lösen Tüten-Paten das Problem?

Kotbeutel in Erlangen gestrichen: Lösen Tüten-Paten das Problem?

Tierische Geschäfte sind in Erlangen gerade ein Aufreger. Die Stadt muss sparen und füllt keine Gratis-Kotbeutel mehr nach. Die Hundebesitzer schütteln den Kopf – und die Einzelhändler zeigen Initiative und starten eine Art "Kot-Force".

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Labradormix-Hündin Shanti schlendert durch den Erlanger Schlosspark und sucht sich ein ruhiges Fleckchen für ihr großes Geschäft. Besitzerin Elise Arnold läuft mit dem Kotbeutel in der Hand hinterher. Die Hinterlassenschaften klaubt sie ordnungsgemäß auf und entsorgt sie in den nächsten Mülleimer. Doch diesen Prozess erschwert die Stadt den Hundebesitzern gerade. Denn seit ein paar Wochen gibt es keine kostenlosen Kotbeutel mehr. Außerdem hat die Stadt ein paar Mülleimer entfernt.

Erlanger Haushalt "katastrophal"

Der Grund: Sparzwänge. "Die Haushaltslage der Stadt Erlangen ist fast schon katastrophal", sagt CSU-Bürgermeister Jörg Volleth. 50 Millionen Euro Schulden musste die Kommune in diesem Jahr aufnehmen, nächstes Jahr gehe es ähnlich weiter. "Freiwillige Leistungen" wie die Hundekotbeutel seien da einfach nicht mehr drin. Die 19.000 Euro, die sich die Stadt dadurch nun spart, kommen in erster Linie von den Personalkosten.

Kotbeutel sind Notbeutel

Eine Million Hundekotbeutel haben die Erlanger Hundebesitzer jedes Jahr gezogen. Dass es die jetzt nicht mehr gibt, macht sich bereits bemerkbar. "Wir stellen schon fest, dass es mehr Verunreinigungen gibt, das ist für die Menschen ein Thema", sagt Bürgermeister Volleth. Und das liege nicht nur an unwilligen Hundebesitzern.

Hunde-Mama Doris Funk knotet sich zum Gassi-Gehen immer einen Beutel an die Leine und einen an die Handtasche. "Aber es kann ja trotzdem immer mal sein, dass der Hund dreimal muss oder die Konsistenz anders ist, sodass man einfach mehrere braucht." In solchen Momenten sei sie froh, wenn sie einen Spender in der Nähe findet. "Wir wollen ja auch, dass Erlangen sauber bleibt."

Andere Hundebesitzerinnen im Schlossgarten pflichten ihr bei. "Das passiert schon mal, dass man die Beutel vergisst", sagt die Besitzerin eines gepunkteten Mischlings. Und sie wundert sich: "Wir zahlen doch Hundesteuer? Ist die nicht für genau so etwas da?"

Eine Hundebesitzerin entfernt einen Kothaufen
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Wenn Hündin Shanti mal muss, ist Besitzerin Elise Arnold zur Stelle.

Was ist denn mit der Hundesteuer?

Bürgermeister Volleths Antwort: Nein, ist sie nicht. Die Hundesteuer ist nicht zweckgebunden. Das heißt: Die Stadt kann die 150.000 Euro so einsetzen, wie sie will. "Schade", findet Hundebesitzerin Elise Arnold. "Die Steuer wird ja zum neuen Jahr erhöht" – und zwar um 36 Euro pro Hund. Der Ersthund kann dann bis zu 132 Euro pro Jahr kosten, jeder weitere Hund 168 Euro.

Die Stadt erklärt, die Hundesteuer habe bislang unter dem Durchschnitt anderer Kommunen gelegen. Mit der Anhebung ab dem neuen Jahr gleiche man das Niveau lediglich an Nürnberg und Fürth an. Dort zahlen Hundebesitzer ebenfalls 132 Euro pro Jahr.

Elise Arnold, Shantis Besitzerin, kennt die gesetzliche Regelung. Trotzdem findet sie: "Wenn die Steuer schon erhöht wird, würden wir uns wünschen, dass die Stadt auch etwas für uns Hundebesitzer tut." In Nürnberg und Fürth gibt's die Gratis-Beutel schließlich auch noch. Zwar verstehe sie die Sparzwänge, aber: "Hier wird an der falschen Stelle gespart."

Einzelhändler zeigen Initiative

Trübsal blasen will Arnold aber nicht. Sie ist Teil der "Bunten Leiter", dem Zusammenschluss der Erlanger Händler in der Innenstadt. Und die haben die Initiative ergriffen. "Wir befüllen die Spender jetzt einfach selbst", sagt Nina Haas. Sie hat vor ein paar Wochen damit angefangen: Sie hat Kotbeutel gekauft und befüllt den Spender vor ihrem Papierladen. Und sie hat das Logo des Ladens auf den Metallspender gedruckt. Win-Win also: Gratis-Werbefläche für die Firmen gegen Gratis-Beutelservice für die Stadt.

Schnell haben sich einige Händler angeschlossen – und auch Privatpersonen machen mit. Bis jetzt sind 25 der 103 Kottütenspender an Paten vergeben. Bürgermeister Volleth freut’s. Die Stadt habe auf die Initiative der Gemeinschaft gehofft, sagt er. Und zeigt guten Willen: Auch Volleth ist inzwischen stolzer Pate eines Kotbeutel-Spenders.

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