Nach Überfüllung war die Wiesn einen halben Tag lang gesperrt
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Zahlreiche Besucher auf dem Oktoberfest
Bildrechte: dpa-bildfunk/Peter Kneffel
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Zahlreiche Besucher auf dem Oktoberfest

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Überfüllte Wiesn: Erste Konsequenzen fürs kommende Oktoberfest

Überfüllte Wiesn: Erste Konsequenzen fürs kommende Oktoberfest

Wegen Überfüllung musste das Wiesngelände dieses Jahr mehrmals geschlossen werden. Viele Gäste fühlten sich währenddessen nicht gut informiert, manche bekamen Panik. Der Münchner Stadtrat hat sich nun damit befasst – und erste Weichen gestellt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Gut zwei Wochen nach dem Oktoberfest hat sich der Münchner Stadtrat noch einmal mit der Überfüllung am mittleren Wiesn-Wochenende befasst. Ein interfraktioneller Arbeitskreis stellte nun erste Weichen, um kritischen Situationen besser vorzubeugen. Unter anderem soll ein Beobachtungsraum eingerichtet werden.

Fundbüro weicht Beobachtungsraum

In diesem Beobachtungsraum, der sich im Servicezentrum auf dem Festgelände befinden wird, soll die Zusammenarbeit aller Behörden - von der Stadt über die Feuerwehr bis zur Polizei - verzahnt werden. Bei Bedarf könne der ganze Koordinierungskreis dort zusammenkommen, wie eine Sprecherin des städtischen Wirtschaftsreferats erklärt. Um den Platz dafür zu schaffen, müsse das Fundbüro umziehen.

Crowdspotting und Besucher-Echtzeitmessung

Der Beobachtungsraum gehört zu den Verbesserungen, die Wiesnchef Christian Scharpf (SPD) bereits wenige Tage nach der Überfüllung und zeitweisen Schließung des Festgeländes angekündigt hatte. Ebenso gezieltes Crowdspotting, um schneller zu sehen, wo sich etwas zusammenbraut. Darüber hinaus bessere Durchsagen und die Einführung einer Echtzeitmessung der Besucherzahlen.

Arbeitsgruppe prüft technische Aufrüstung

Welche technische Aufrüstung nötig ist, soll eine Arbeitsgruppe mit dem Veranstalter und den Sicherheitsbehörden prüfen, die sich dabei auch die Überwachungskameras vornehmen werde, so die Referatssprecherin auf BR-Nachfrage. Aktuell habe die Stadt Kameras, die auf die Eingangsbereiche gerichtet sind. Dazu kämen 54 Kameras der Polizei auf dem Festgelände. Man werde nun sondieren, inwieweit die Stadt auch auf diese Bilder zugreifen könne oder ob man noch weitere eigene Kameras brauche.

Stadtratsanfragen zur Überfüllung

Die Ereignisse am mittleren Oktoberfest-Samstag waren auch Thema mehrerer Stadtratsanfragen, die sich kritisch mit den Vorfällen auseinandersetzen und Details hinterfragen. Antworten sollte es eigentlich bereits in der Vollversammlung am 1. Oktober geben. Die Sitzung wurde damals aber wegen der Bombendrohung vorzeitig abgebrochen.

Jetzt wurden die Antworten online veröffentlicht. Scharpf erklärt dabei noch einmal chronologisch die Ereignisse. Für den Fall einer Überfüllung beim Oktoberfest gebe es eigentlich ein mehrphasiges Konzept, so der Wiesnchef weiter: Informieren, Besucherströme aktiv lenken und Zugänge vorübergehend schließen, weitere Zugänge dicht machen, das Gelände komplett schließen.

Akutmaßnahmen am mittleren Wiesn-Samstag

An besagtem Samstagabend hätten sich zwischen vier Festzelten aber so schnell dichte Menschentrauben gebildet, dass man sich zu kurzfristigen Akutmaßnahmen entschlossen habe: Kurz nach dem ersten Eingang wurden dann alle Eingänge dicht gemacht. Es gab Lautsprecherdurchsagen, welche den Grund der Sperrung nicht erklärten und die auch von Scharpf als "nicht optimal" empfunden wurden. Die U-Bahn hielt nicht mehr an der Theresienwiese. Über die Maßnahmen wurde zum Beispiel auch in sozialen Medien informiert.

Wiesnchef sieht Mängel in Vergangenheit

Das Sicherheitskonzept sei grundsätzlich tragfähig, ist Wiesnchef Christian Scharpf überzeugt. An jenem Abend habe sich aber gezeigt, "dass in der Vergangenheit nicht alle Maßnahmen getroffen worden waren, die ein frühzeitiges Erkennen von punktuellen Gefahrensituationen ermöglichen".

Scharpf hatte erst im Frühjahr den früheren Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) abgelöst und nach eigenen Angaben "an den bestehenden bislang gültigen Strukturen und sicherheitsmäßigen Vorkehrungen nichts verändert".

Erste Nachbesserungen noch während Oktoberfest

Nach der Überfüllung gab es dann aber bereits erste Nachbesserungen. Als wenige Tage später erneut die Überfüllung drohte, hatte laut Scharpf ein sogenannter Crowdspotter die Lage im Blick und war im ständigen Austausch mit Festleitung und Behörden. Zum Reservierungswechsel wurde es dann vor einigen Zelten immer enger, ebenso zeitweise vor dem Riesenrad. Darauf wurde zunächst nur der Haupteingang gesperrt. Weil der Andrang aber weiter zugenommen habe und die U-Bahnen zum Festgelände nahezu voll gewesen seien, habe man sich entschlossen, die "Welle" zu brechen und das Gelände zu schließen, so der Wiesnchef damals.

Mit immer wieder aktualisierten Durchsagen habe man die Besucher punktuell informiert und nach etwa einer halben Stunde seien die Eingänge nach und nach wieder geöffnet worden. "Alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir heute schon zur Umsetzung gebracht", resümierte der Wiesnchef noch am selben Abend, und "es hat funktioniert". Nun will er beim Konzept für das Oktoberfest 2026 weiter nachschärfen, und wie es aussieht, steht auch der interfraktionelle Arbeitskreis hinter seinen Plänen.

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