Ein Rucksack mit dem Logo der Bergwacht Bayern steht während einer Pressekonferenz an der Bergstation der Hocheck-Bahn (Hockeck-Express).
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Seit 25 Jahren leisten die Bergretterinnen und Bergretter der Bergwacht Bayern psychologische Betreuung in Extremsituationen.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe
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Seit 25 Jahren leisten die Bergretterinnen und Bergretter der Bergwacht Bayern psychologische Betreuung in Extremsituationen.

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Krisenintervention am Berg: Wenn der Tod zur Realität wird

Krisenintervention am Berg: Wenn der Tod zur Realität wird

Seit 25 Jahren leisten die Bergretterinnen und Bergretter der Bergwacht Bayern psychologische Betreuung in Extremsituationen. Fast immer bei tödlichen oder schwerwiegenden Einsätzen sind sie zur Stelle, um Angehörige zu unterstützen.

"Wir sind da, wenn der Tod am Berg Realität wird" – mit diesen drastischen Worten beschreibt Robert Weissacher die Arbeit von KID Berg. Der Kriseninterventionsdienst der Bergwacht Bayern (KID Berg) wird gerufen, wenn Angehörige oder Tourenpartner nach schweren Unfällen am Berg betreut werden müssen.

"Wir sind für sie da"

Gegründet wurde KID Berg vor 25 Jahren. Seitdem waren die Bergretterinnen und Bergretter mehr als 2.000-mal im Einsatz. Robert Weissacher ist seit 15 Jahren Mitglied dieser Spezialgruppe und aktuell der Landesbeauftragte des Fachdienstes in Bayern. Rund 15- bis 20 Mal pro Jahr wird er alarmiert, fast immer bei tödlichen oder zumindest schwerwiegenden Einsätzen.

"Stell' dir vor, du bist in den Bergen unterwegs und neben dir stirbt dein Freund oder Partner. Dann zieht es dir erst mal die Füße weg und du fühlst dich total allein", erklärt Weissacher. "Unser erster Satz ist dann oft: 'Wir sind für sie da'. Und schon dieser Satz hilft. Wir geben den Leuten Struktur und versuchen, sie wieder handlungsfähig zu machen."

Auch für Todesnachrichten, Vermisstensuchen und andere Einsatzkräfte da

In allen sechs Regionen der Bergwacht Bayern gibt es mittlerweile diese Spezialgruppe. Gerufen werden sie jeweils von den Einsatzleitern zur psychologischen Betreuung vor Ort. "Wir sind auch da, um Todesnachrichten zu übermitteln und anderen Einsatzkräften zu helfen. Oder bei Vermisstensuchen, um den Angehörigen zu erklären, was gerade am Berg passiert", so Weissacher.

Alle Mitglieder von KID Berg kommen aus der "normalen" Bergwacht, wurden dort ausgebildet und bringen Einsatzerfahrung mit. An die Persönlichkeit werden besondere Anforderungen gestellt. "Die Bewerber müssen Lebenserfahrung mitbringen und mit beiden Beinen im Leben stehen", sagt Roland Ampenberger von der Bergwacht Bayern.

Die Anwärter durchlaufen eine Spezialausbildung und hospitieren anschließend ein Jahr beim Kriseninterventionsdienst. "Es muss neben dem Fachlichen auch das Persönliche passen. Und die Bewerber brauchen die nötige Stabilität, um sich dieser Aufgabe anzunehmen", so Ampenberger weiter.

Erste Bewährungsprobe bei Seilbahnunglück in Kaprun

Die erste große Bewährungsprobe für den damals jungen Dienst war die Brandkatastrophe im österreichischen Kaprun. In der Standseilbahn starben 37 überwiegend sehr junge Menschen aus Deutschland. Die Mitglieder von KID Berg überbrachten, meist in Begleitung der Polizei, die Todesnachrichten.

Seitdem hat sich der Dienst etabliert, Strukturen wurden geschaffen. Mittlerweile hat KID Berg 84 Mitglieder. Krisenintervention gilt heute schon fast als selbstverständliche Dienstleistung – auch am Berg.

Über die Einsätze wird nicht geredet

Über einzelne Einsätze reden die Mitglieder nicht. "Das erzählt man nicht. Auch nicht in der Familie", sagt Robert Weissacher. "Ich erzähle nur, was sowieso in den Nachrichten kommt. Denn es sind sehr persönliche Sachen, die einem in diesen Extremsituationen am Berg anvertraut werden. Und darüber wird nicht geredet."

Im Video aus dem Archiv: Seilbahnunglück von Kaprun im Jahr 2000

Retter bergen eine verletzte Person
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Retter bergen eine verletzte Person

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