Vor ihm zittern seit fast 20 Jahren Wochenende für Wochenende die Superstars der deutschen Fußball-Bundesliga und die Funktionäre der großen deutschen Fußballclubs. Seit 2007 ist der ehemalige Bundesligaspieler und Aufstiegsheld der Münchner Löwen aus Gottfrieding bei Dingolfing Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses und somit der Chefankläger des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
An diesem Wochenende gibt Anton Nachreiner sein Amt als Vorsitzender des Kontrollausschusses beim DFB-Bundestag in Frankfurt nach 17 Jahren ab.
- Zum Artikel: Rise & Fall of TSV 1860 - In der BR-Mediathek
Dem FC Gottfrieding treu geblieben
Sein fußballerisches Herz schlägt bis heute beim FC Gottfrieding, einem typischen kleinen niederbayerischen Dorfverein im Landkreis Dingolfing-Landau, wo er selbst als kleiner Bub vor 60 Jahren mit dem Fußballspielen angefangen hat.
Mit 17 ging Anton Nachreiner nach Deggendorf und spielte dort in der ersten Mannschaft der Spielvereinigung (SpVgg Deggendorf). In seiner dritten Saison wurde er mit 22 Treffern Torschützenkönig, sodass der TSV 1860 München auf ihn aufmerksam wurde – und ihn schließlich verpflichtete.
Nachreiner kommt zu den Löwen nach München
Am 4. Juni 1977 versetzt der junge Löwenstürmer aus Niederbayern die 60.000 Besucher im Münchner Olympiastadion in Ekstase. Mit dem 1:0 gegen Bielefeld macht sich Anton Nachreiner bei den Sechzgern unsterblich und legt in im Relegations-Rückspiel den Grundstein zum Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga.
Ein Tor für die Ewigkeit. Für Nachreiner bis heute kein Grund zur Aufregung: "Mei, ich hab halt den Ball bekommen und plötzlich war ich allein vor Torwart Uli Stein. Und dann hatte ich halt das Glück, dass der Ball reinging", erzählt er ganz unaufgeregt im Interview mit BR24 in seinem Haus in Gottfrieding. Für ihn war es das Highlight seines Fußballerlebens.
Er spielte nach dem Aufstieg zwar noch zwei Jahre in der ersten Fußball-Bundesliga für den TSV 1860 München. Dann entschied sich der kickende Jurastudent gegen den Profisport und für den Gerichtssaal.
Als Jurist: Streng mit jungen Angeklagten
Nachreiner macht Karriere als Landgerichtspräsident in Deggendorf. Vor allem jungen Angeklagten hat er im Gerichtssaal auch gerne mal schonungslos die Leviten gelesen: "Es geht damit los, dass die jungen Leute in die Schule gehen müssen und arbeiten müssen. Und wer das vorsätzlich verweigert, der wird im Leben keine großen Sprünge machen", sagt der 70-Jährige auch heute voller Überzeugung.
Seit 2007 ist Nachreiner als Vorsitzender des Kontrollausschusses Chefankläger des DFB und bringt Verstöße auf und neben dem Rasen im Profifußball vor das Sportgericht.
Mehr Schutz vor Gewalt im Stadion
Seit Jahren fordert der Niederbayer ein härteres Vorgehen von Verband, Vereinen und Sicherheitskräften gegen Hooligans, Pyrotechnik und rassistische Ausfälle auf den Rängen.
Die meiste Arbeit als Vorsitzender des Kontrollausschusses habe er mit Vorfällen abseits des Spielfeldes auf den Zuschauerrängen: "Wir haben auch immer wieder Verletzte. Und es geht auch nicht nur um Pyrotechnik, sondern Zuschauer lehnen sich gegen Ordnungskräfte und Polizei auf, dadurch gibt es immer wieder Verletzte. Toiletten werden demoliert und Kioske überfallen."
Einige wenige unter den Stadionbesuchern schädigen den Ruf des Fußballs und gefährden andere, so der Jurist und Fußballexperte. Er wünscht sich seit Jahren ein entschlosseneres Einschreiten und mehr Schutz für die Stadionbesucher, darunter viele Kinder.
Nachreiner nimmt Vereine in die Pflicht
Die Vereine müssten auch im eigenen Interesse durch strengere Kontrollen an den Eingängen und auf den Rängen für mehr Sicherheit sorgen.
Es gehe dabei aber auch um den Ruf der großen Fußballclubs, so der Experte. Immer öfter komme es zu rassistischen Vorfällen auf den Rängen, das könne auch schnell den Ruf eines Vereins gefährden. "Wie schnell kommt man da in den Ruf ´Nazi-Verein`", warnt der Jurist. Die Vereine müssten selbst das größte Interesse daran haben, dass solche vermeintlichen Fans gar nicht ins Stadion kommen.
Zukunftspläne: Landleben mit der Familie genießen
Den Fußball wird der 70-Jährige auch ohne Amt weiterverfolgen. Sein fußballerisches Herz schlägt bis heute für seinen Heimatverein, den FC Gottfrieding, wo er regelmäßig auf dem Fußballplatz anzutreffen ist. Vom Profisport zieht sich Anton Nachreiner komplett zurück – er genießt nach seinem Ausscheiden beim DFB das Landleben mit Familie und Garten.
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