Ein Radlader entlädt "Bruch" von Sand und Kies zur Weiterverarbeitung.
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Abbau von Sand und Kies entlang der Mainschleife in Unterfranken
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Abbau von Sand und Kies entlang der Mainschleife in Unterfranken

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Sandabbau vs. Naturschutz: Der Kampf um die letzten Flächen

Sandabbau vs. Naturschutz: Der Kampf um die letzten Flächen

Einzigartige Natur und der wichtige Rohstoff Sand – beides gibt es entlang der Mainschleife in Unterfranken. Genau darum ist ein Streit entbrannt, Naturschützer und Abbau-Firmen kämpfen um die dortigen Flächen. Eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Mainschleife im unterfränkischen Landkreis Kitzingen, eine Landschaft mit zwei Schätzen: einzigartige Natur und ein stark nachgefragter Rohstoff. Sand und Kies haben sich über hunderte Millionen Jahre entlang des Flusses abgelagert. Um genau diese Flächen kämpfen seit Jahrzehnten zwei Seiten: Naturschützer und Abbau-Firmen vor Ort.

Wichtiger Rohstoff für Baubranche

In Unterfranken gibt es verschiedene Firmen, die Sand und Kies abbauen: globale Unternehmen wie Heidelberg Materials, aber auch regionale Firmen wie LZR, Glöckle und Beuerlein. "Der einzige Sand hier in der Region, der sich für Beton eignet, liegt am Main", sagt Christian Reifenscheid, Geschäftsführer der Abbaufirma LZR. Sand und Kies zählen zu den wichtigsten Materialien in der Baubranche, heißt es vom Bayerischen Wirtschaftsministerium auf Anfrage von BR24. Der Umfang, in dem abgebaut wird, orientiert sich demnach am aktuellen Bedarf.

Sand- und Kiesgruben an der Mainschleife fast leer

Die Gruben entlang der Mainschleife, in denen bisher Sand und Kies abgebaut wurden, sind inzwischen aber so gut wie leer. "Allen Unternehmen hier in der Region geht der Rohstoff aus", sagt Michael Hoffeins von Heidelberg Materials. Die Abbau-Unternehmen kämpfen deswegen um die letzten noch ungenutzten Flächen, die für den Rohstoffabbau ausgewiesen sind. "Wir alle wollen und müssen bauen, eine Bauwende funktioniert nur mit Rohstoffen. Und da sollten wir schon die nutzen, die wir vor Ort zur Verfügung haben", so Christian Reifenscheid. Das, was nicht vor Ort abgebaut wird, importieren Firmen wie LZR teilweise aus Thüringen. Schon jetzt deckt LZR laut Reifenscheid 70 Prozent des Bedarfs an Sand und Kies alleine für den Landkreis Kitzingen über Importe.

Besondere Natur wegen tiefer Sandschichten

Den Plänen der Abbau-Firmen stellen sich Naturschützer aus der Region entschieden entgegen. Sie wollen unter anderem mehr Unterstützer für den Erhalt der Mainschleife gewinnen. "Der Bund Naturschutz meint es hier am Altmain ernst", sagt die Biologin Ulrike Geise. Entlang der Mainschleife gebe es geschützte Lebensraumtypen, die in Bayern nur noch hier vorkommen – wie den Sandmagerrasen auf einer Fläche vor Astheim. Diese Landschaft gebe es nur wegen der metertiefen Sandschicht. Einmal zerstört wäre sie laut Geise für immer verloren.

Naturschützer kritisieren: "Lochschleife" statt Mainschleife

Auch aus Ortschaften direkt an der Mainschleife kommt Kritik am Abbau. Nicht nur an zahlreichen Lkw, die auf dem Weg von und zu einer der Gruben durch Orte wie Astheim fahren. "Wir haben hier in den letzten 50 Jahren Loch an Loch erleben müssen. Wir sagen schon Lochschleife dazu, nicht mehr Mainschleife", sagt Elmar Erhard. Der Astheimer ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Mainschleife (LAMA). Ein Blick auf die Landschaft entlang des Altmains zeigt zahlreiche ehemalige Kiesgruben. Diese werden nach dem Abbau ganz unterschiedlich genutzt, etwa als Badeseen oder neue Naturschutzgebiete.

Im Video: Der Kampf um Rohstoff und Landschaft

Kies fällt von einem Förderband auf einen Haufen.
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Sandabbau vs. Naturschutz: Der Kampf um die letzten Flächen am Main

Lösung des Konflikts scheint nicht in Sicht

Ein Kompromiss, mit dem sowohl Naturschützer als auch Abbau-Firmen zufrieden sind, scheint derzeit nicht in Sicht. Wegen des knappen, noch genehmigten Rohstoff-Vorkommens tun sich Abbau-Unternehmen mehr und mehr zusammen. So könnten sich LZR und Heidelberg Materials vorstellen, eine nächste Sandgrube gemeinsam zu betreiben. Naturschützer dagegen hoffen auf mehr Unterstützer, um die einzigartige Landschaft an der Mainschleife auch für kommende Generationen zu erhalten.

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