Der Tod einer deutschen Familie in Istanbul, die mutmaßlich an unsachgemäßer Schädlingsbekämpfung in einem Hotel gestorben ist, scheint nach Recherchen des NDR Niedersachsens und des ARD-Studios in Istanbul kein Einzelfall zu sein. Demnach war auch eine Studentin aus Lüneburg in Istanbul durch Insektizide ums Leben gekommen [externer Link].
Was ist über die Fälle bekannt? Und was müssen Touristen beachten, die aktuell einen Türkei-Aufenthalt planen? Wir haben bei BR24 um 16 Uhr unter anderem mit Markus Frühwein, Facharzt für Reise- und Tropenmedizin, und unserem BR-Korrespondenten Markus Rosch in Istanbul gesprochen. Außerdem war uns der Schädlingsbekämpfer Jason Puschmann zugeschaltet. Das Video zum Nachschauen finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.
Familie stirbt nach Schädlingsbekämpfung im Hotel
Die Familie war am 9. November nach Istanbul gereist und am 12. November erstmals in einem Krankenhaus mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung behandelt worden. Vater, Mutter, der fünf Jahre alte Sohn und die drei Jahre alte Tochter sind später gestorben. Inzwischen gehen die Behörden von einer chemischen Vergiftung im Hotel der Familie aus. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurde dort am 11. November ein Zimmer wegen Schädlingen behandelt.
Acht Verdächtige wurden verhaftet, darunter Lebensmittelverkäufer und auch der Schädlingsbekämpfer, der im Hotel eingesetzt worden sein soll. Dieser erklärte in seiner Aussage, er habe keine gesonderte Zertifizierung zur Anwendung der Chemikalien, berichtet die Agentur Anadolu. Ein Kollege habe ihm gesagt, das brauche man nicht.
"Wir haben in den meisten Reiseländern Bettwanzen"
"Wir haben in den meisten Reiseländern Bettwanzen", sagt Markus Frühwein, Facharzt für Reise- und Tropenmedizin, im Interview mit BR24. Das Entscheidende sei, direkt die Rezeption aufzusuchen, wenn man das Gefühl habe, etwas stimmt nicht im Zimmer. Sobald sich erste Symptome zeigten, die auf eine Vergiftung hinweisen, solle man direkt ins Krankenhaus gehen. Symptome könnten denen einer Lebensmittelvergiftung oder eines Magen-Darm-Virus sehr ähneln: Übelkeit, Erbrechen, Unwohlsein, Kopfschmerzen. Frühwein empfiehlt weiter: Man könne sich vor der Reise auch bei dem Hotel erkundigen, ob in letzter Zeit eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt wurde und welche Mittel im Zweifel eingesetzt wurden.
Vergiftungsfall sorgt für Empörung
Überwachungsbilder, die türkische Medien verbreiteten, sorgen für Empörung in der Türkei und über Ländergrenzen hinweg. Zu sehen sein soll, wie die Familie nachts im Hotel eingeschlossen ist, während ein Notarztwagen vor der Tür wartet. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Mann versucht, die verschlossene Tür der Lobby zu öffnen und dabei eines seiner Kinder im Arm hält.
Indessen fordert der Vater des in Istanbul gestorbenen Hamburgers eine lückenlose Aufklärung des Todes seines Sohnes, seiner Schwiegertochter und der beiden Kinder. Er werde so lange kämpfen, wie er kann, "ob mein Leben ausreicht oder nicht", sagte Yilmaz Böcek der Nachrichtenagentur dpa.
Mit Informationen von dpa
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