Verlegung von Hochspannungs-Erdkabeln
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Bauarbeiten zur Verlegung von Hochspannungs-Erdkabeln bei Landshut beginnen. Hier zu sehen: Die Kabelschutzrohre.

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"Meilenstein": Symbolischer Start für Südostlink bei Landshut

"Meilenstein": Symbolischer Start für Südostlink bei Landshut

Nach jahrelangen Diskussionen und inmitten des noch andauernden Planfeststellungsverfahrens haben erste Bauarbeiten für die Stromtrasse Südostlink im Landkreis Landshut begonnen. Zum offiziellen Start war auch politische Prominenz vor Ort.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Mit einer symbolischen Baustelleneröffnung im Landkreis Landshut hat das Millionenprojekt Südostlink den nächsten Schritt hin zu seiner Realisierung erlebt. Der Netzbetreiber Tennet wird dort in nächster Zeit erste Kabelschutzrohre verlegen - nach jahrelangen Diskussionen, Streit und Protesten.

Symbolischer Start mit Kabelverbindung

"Das ist für uns ein ganz besonderer Meilenstein", begrüßte Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens gleich zu Beginn der Veranstaltung die geladenen Gäste - unter ihnen Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und den Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus, Dieter Janecek. Gemeinsam brachten sie mit der Zusammenführung zweier Erdkabelsegmente die Stromautobahn symbolisch auf den Weg, indem sie zwei Schutzrohr-Stücke, die auf einem Tisch bereitlagen, mit einer roten Muffe verbanden und anschließend signierten.

Söder: "Was lange währt, wird endlich gut"

Söder sprach von einem guten Signal für die Erneuerbaren Energien, für den Wirtschaftsstandort Bayern und den Freistaat insgesamt. Zugleich erwähnte er aber auch die Diskussionen der vergangenen Jahre, die Bedenken und Widerstände. Allerdings sei die Zeit heute eine andere - vor allem mit Blick auf die Energieversorgung und die Entwicklung des Klimawandels. Aber - so sein Fazit gleich zu Beginn: "Was lange währt, wird endlich gut!"

Der Ministerpräsident betonte aber, dass noch viel Arbeit anstehende: Klimaneutralität, bezahlbare Preise und Versorgungssicherheit müssten zusammengebracht werden. Und auch der Netzausbau in der Region müsse vorangehen. Benötigt würden zudem Speicher. Dennoch sei der heutige Tag "eine Sensation'".

Aiwanger sieht "große Gemeinschaftsaufgabe"

Wirtschaftsminister Aiwanger ging in seinem Grußwort auch darauf ein, dass er der Stromtrasse einst kritisch gegenüberstand. Zugleich betonte er aber sein Engagement für den Wasserstoffsektor. Nun sei es wichtig, der Industrie Planungssicherheit zu geben. Grüner Wasserstoff spiele dabei eine wichtige Rolle. Auch sei es wichtig, die Menschen mitzunehmen, die sich zum Beispiel die Frage stellen würden, ob die Erneuerbaren Energien nicht zu teuer werden. Politik und Wirtschaft sehe er vor einer "großen Gemeinschaftsaufgabe": Akzeptanz zu behalten und zu gewinnen. Schon jetzt gebe es beispielsweise Diskussionen, ob Bäume für Windräder gefällt werden müssten oder ob Photovoltaik-Anlagen auf Feldern stehen müssen.

Vorzeitige Genehmigung als Grundlage

Die Bundesnetzagentur hatte für den Südostlink die Verlegung von Kabelschutzrohren vorzeitig genehmigt. Diese verlaufen zwischen dem Längenmühlbach und der Staatsstraße. Auf der 426 Meter langen Strecke verlegt Tennet die Rohre in 1,90 Metern Tiefe. Dazu wird der Boden schichtweise ausgehoben und zwischengelagert. Nach der Verlegung der Rohre wird der Boden wieder befüllt. Im selben Bereich hat die Bundesnetzagentur dem vorzeitigen Bau einer Konverterstation zugestimmt. Zwei zwanzig Meter hohe Hallen sollen hier entstehen. Darin sollen Transformatoren den Gleichstrom aus dem Norden Deutschlands in Wechselstrom umwandeln.

2027 soll Strom fließen

Letztlich soll der Südostlink ab 2027 bis zu vier Gigawatt Strom aus dem windreichen Norden und Osten Deutschlands in den Süden transportieren und Millionen Menschen in Bayern, aber auch die Industrie mit grünem Strom zu versorgen. Die Leitung, so Tennet-Geschäftsführer Meyerjürgens, werde helfen, Bayerns Wirtschaft konkurrenzfähig zu halten. Für die Klimaneutralität Bayerns werde das aber nicht ausreichen: "Ergänzend benötigen wir dringend Kraftwerkskapazitäten im Süden sowie weiteren Ausbau auf Übertragungs- und Verteilnetzebene."

Eigentlich sollte die Trasse 2022 schon fertig sein, jetzt dürfte es letztlich bis 2030 dauern.

Im Video: Baustart für die Mega-Stromleitung

Erdkabel-Modell, die verlegt werden sollen. Deutlich zu sehen sind die Isolierungen bzw. Ummantelungen und die Röhre.
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Erdkabel-Modell, die verlegt werden sollen. Deutlich zu sehen sind die Isolierungen bzw. Ummantelungen und die Röhre.

Erdverkabelung in Bayern - aber weiterhin Kritik

Nachdem der Übertragungsnetzbetreiber in Bayern auf großen Widerstand in der Bevölkerung gestoßen war und es vielerorts Demonstrationen gab, war vereinbart worden, den bayerischen Teil der Leitung komplett unterirdisch zu verlegen. Dafür werden in Bayern auf einer Strecke von rund 270 Kilometern Erdkabel verlegt.

Kritik am Südostlink gab und gibt es aber weiterhin: Herbert Wenk, der Sprecher der Interessengemeinschaft "Niederaichbach gegen den Südostlink" treibt beispielsweise die Sorge um, dass die Stelle, an der die Kabel des Südostlinks aus dem Boden kommen, zu einem Anschlagsziel werden könnte. Die Interessengemeinschaft fordert, den Bereich als "kritische Infrastruktur" einzustufen, um so vor möglichen Angriffen besonders geschützt zu sein.

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Symbolische Baustelleneröffnung im Landkreis Landshut zum Südostlink. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält die Eröffnungsrede.

💡 Das ist der Südostlink

Der Suedostlink soll in erster Linie Strom aus Erneuerbaren Energien von Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren. Dies ist einerseits nötig, weil im Süden Schritt für Schritt große konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen. Andererseits soll Deutschland im Zuge der Energiewende bis 2050 überwiegend mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt werden.

Von Klein Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern bis zur Landesgrenze Thüringen-Bayern verantwortet der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz die Leitung. In Bayern plant und baut Tennet die Erdkabelleitung von Münchenreuth im Landkreis Hof bis zum Netzverknüpfungspunkt Isar im Landkreis Landshut. Dafür wird die Leitung in einzelne Abschnitte unterteilt: C1 (Münchenreuth bis Marktredwitz), C2 (Marktredwitz bis Pfreimd), D1 (Pfreimd bis Nittenau), D2 (Nittenau bis Pfatter), D3a (Pfatter bis A92 bei ISAR) und D3b (Konverterbereich ISAR) Quelle: tennet.eu

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Im Video: Wirtschaftsminister Aiwanger zum Südostlink im BR24-Interview

Wirtschaftsminister Aiwanger zum Südostlink
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