Eine erntereife Mohnpflanze
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Mohnanbau in Bayern: Kleine Körner machen großen Aufwand

Mohnanbau in Bayern: Kleine Körner machen großen Aufwand

Die Mohnflächen in Bayern sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Das wertvolle Nahrungsmittel ist auch eine attraktive Ackerkultur. Nach der Ernte fängt die Arbeit allerdings erst richtig an, zumindest für Direktvermarkter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Eine Nischenkultur im Aufwind: 2024 sind in Bayern 285 Hektar Blaumohn angebaut worden. Viel mehr als in den Jahren davor und mehr als in jedem anderen Bundesland. Bundesweit waren es 1.077 Hektar. Weltweit gesehen wird der meiste Blaumohn in Tschechien und in der Türkei angebaut.

Mohn als neues Standbein

Michael und Margit Asam aus Malzhausen bei Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg halten Zuchtsauen und Mastbullen und betreiben Ackerbau.

Die Bauernfamilie hat nach einer zusätzlichen Einkommensquelle gesucht, weil es ihrer Einschätzung nach mit der Tierhaltung immer schwieriger wird, Geld zu verdienen. "Wir haben lange überlegt und irgendwann haben wir mal gesagt, jetzt probieren wir das mal aus", erzählt Landwirt Michael Asam. Zuerst mal nur ein Hektar, um zu testen, ob was wächst. Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend, deswegen haben sie jedes Jahr ein bisschen mehr Mohn angebaut. "Und es funktioniert eigentlich immer besser." Aber ein Selbstläufer ist der Mohnanbau nicht.

Nicht einfach: Winzige Körner ernten

Mohn braucht lehmigen Boden. Zweieinhalb Hektar hat Michael Asam letztes Jahr im Herbst gesät. Und dann im Frühjahr gleich nochmal auf dem gleichen Feld, weil es dem Mohn im Herbst zu nass war und sich nicht gut entwickelt hat. Anfang Mai hat er geblüht, Mitte August haben sie ihn dreschen lassen. Dabei ist wichtig, dass der Mähdrescher neu ist und keine Ritzen hat, durch die winzigen Mohn-Körner durchrieseln können. Zwei Blaumohn-Körner wiegen ungefähr ein Milligramm. "Mohn, sage ich immer, ist fast wie Wasser."

Der Mähdrescher muss genau eingestellt werden, dass der Mohn beim Dreschen im Tank landet und nicht zurück auf den Acker fliegt – dann landet allerdings auch viel Mohnstroh mit im Tank. Das muss Michael Asam später auf dem Hof dann mit einer modernen Maschine "herausreinigen". "Da bin ich dann schon mehrere Tage beschäftigt."

Verkaufsschlager Mohn-Eierlikör

Vor dem Hof steht eine kleine Verkaufshütte. Asams Sortiment umfasst inzwischen ein Dutzend Mohnprodukte. Die Vermarktung ist von Anfang hauptsächlich das Geschäft von Margit Asam. Sie sei nach der ersten Ernte sehr blauäugig ans Werk gegangen, erzählt sie. "Ich habe gedacht, ich rufe da einen Bäcker an und dann ist der begeistert. Diese Begeisterung war überhaupt gar nicht vorhanden." Sie hat sich was ausdenken müssen, sagt sie, wie sie die Tonne Mohn, die im Stadel lagerte, an den Mann bringt. Ihre Strategie: Kooperationen. "Zum Beispiel unser Mohneierlikör, da haben Freunde wiederum einen Hühnerhof, die liefern die Eier."

Der Mohneierlikör ist der Kassenschlager. Für den Mohnfruchtaufstrich nimmt Margit Asam die Aprikosen, die ihr Neffe anbaut. Die Mohn-Schokolade macht ein Chocolatier in Friedberg, den Mohn-Honig eine Verwandtschaft von Michael Asam. "Das stellt man sich alles so easy vor und wenn das dann im Regal drinnen steht, schaut das auch alles toll aus, aber es macht wirklich sehr viel Arbeit."

Regionale Mohnsemmeln und Mohn-Seife nach Aleppo-Art

Inzwischen kaufen auch ein paar Bäckereien Mohn bei Asams. Den meisten Umsatz machen sie mit dem Bauernmarkt an der A8 bei Dasing.

Asams haben sich eine kleine Ölpresse angeschafft. Mohnöl ist auch der Rohstoff für die Mohnseifen und den Duschschaum. Die Körperpflegeprodukte selbst fertigt Fadi Aslan aus Hollenbach im Norden des Landkreises Aichach-Friedberg. Fadi Aslan stammt aus Syrien. Aus dem Mohnöl eine Seife zu machen, ist für ihn von Anfang an kein Problem gewesen, sagt er. "Wir machen schon seit fast 20 Jahren Seife mit Olivenöl und mit verschiedenen Ölen wie Rapsöl." Das Verfahren sei das gleiche, wie das, das er aus Aleppo kennt, wo er früher eine Seifenfirma hatte. Er nimmt heute fünf Liter Öl mit für eine neue Charge Flüssigseife. Damit Margit Asam wieder welche zum Verkaufen hat. Die beiden planen, das Sortiment um eine Mohnöl-Creme zu erweitern.

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