Ein junger Mann kommt morgens zur Arbeit ins Überlandwerk Rhön, einem regionalen Stromversorger. Wie aus dem Nichts greift er dort eine Kollegin mit einem Messer an. Die Frau stirbt an ihren Verletzungen. Zwei weitere Kollegen werden schwer verletzt. Mehr als vier Monate nach dem Angriff hat die Staatsanwaltschaft Schweinfurt jetzt Anklage wegen Mordes gegen den 22-Jährigen erhoben.
Vorwurf: Tatverdächtiger handelte aus Mordlust
Die Behörde wirft dem Verdächtigen aus Thüringen vor, die 59-jährige Frau aus Mordlust und heimtückisch getötet zu haben, wie ein Behördensprecher in Schweinfurt sagte.
Das Landgericht Schweinfurt muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt. Zunächst hatten die Ermittler angenommen, dass der damals 21-Jährige bei dem Angriff schuldunfähig gewesen sein könnte – dafür sieht ein Sachverständiger allerdings keine Hinweise.
Tatverdächtiger: "Innerer Drang" zur Tötung eines Menschen
Der Beschuldigte räumte die Vorwürfe laut Staatsanwaltschaft ein und gab an, "einen inneren Drang" zur Tötung eines Menschen verspürt zu haben. Diesen Drang habe er schon längere Zeit. Mit dem Konsum von Tabletten und Cannabis habe er diesen jedoch "eindämmen können", so die Staatsanwaltschaft.
Auch am Tag vor der Tat habe er Cannabis konsumiert und starke Schmerzmittel eingenommen. Zwei Wochen zuvor sollen seine Mordfantasien und die Mordlust stärker geworden sein, so der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft. Er wollte einen Menschen mit einem Messer töten. Nachdem er erst kein geeignetes Opfer gefunden habe, sei die Wahl auf seine Arbeitskollegin gefallen. Er habe sich dadurch eine innere Befriedigung erhofft.
Unterbringung in psychiatrischer Einrichtung
Der 22-Jährige aus dem thüringischen Meiningen war kurz nach der Tat am 1. Juli zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untergekommen, weil es Hinweise auf eine psychische Erkrankung gab.
Mittlerweile geht der psychiatrische Sachverständige laut Staatsanwaltschaft aber davon aus, dass der Beschuldigte bei der Attacke schuldfähig war: Zum Tatzeitpunkt habe keine relevante psychiatrische Grunderkrankung vorgelegen. Der junge Mann handelte demnach aus forensisch-medizinischer Sicht ohne Einschränkung seiner Schuldfähigkeit. Deshalb sei der vorläufige Unterbringungsbefehl in einen Haftbefehl umgewandelt worden. Der 22-Jährige befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft.
Vor der Tat war der junge Mann den Ermittlern zufolge bereits in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht – weswegen, ist öffentlich nicht bekannt.
Zwei mutige Mitarbeiter schritten ein
Der 22-Jährige aus Meiningen hatte bis zur Tat beim Stromversorger Überlandwerk Rhön gearbeitet. Laut den Ermittlern überraschte der 22-Jährige seine Kollegin im Büro des gemeinsamen Vorgesetzten und fügte der Frau acht Messerstiche in den Hals- und Brustbereich zu. Als der Vorgesetzte einschritt, soll der Beschuldigte ihn ebenfalls mit acht Messerstichen verletzt haben. Der Angegriffene schwebte danach in Lebensgefahr und überlebte nur aufgrund einer Notoperation.
Ein weiterer Mitarbeiter, mit dessen Hilfe es gelang, den mutmaßlichen Täter zu überwältigen, wurde durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt.
Austausch mit Chatbot zu Mordfantasien
Vor der Tat soll sich der Mann nach dpa-Informationen mit einem Chatbot darüber ausgetauscht haben, dass er gerne einen Menschen umbringen würde. Ein Chatbot ist ein Computerprogramm, das menschliche Gespräche simuliert, um Anfragen zu bearbeiten, Fragen zu beantworten und Aufgaben zu automatisieren.
Mit Informationen von dpa.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
