(Symbolbild) Ein mit Müll gefüllter Einkaufswage steht vor einer Wertstoffinsel
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(Symbolbild) Illegale Müllentsorgung – auch ein Problem in Poing bei München. Ein Mülldetektiv will dagegen vorgehen.
Bildrechte: picture alliance / SZ Photo | Florian Peljak
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(Symbolbild) Illegale Müllentsorgung – auch ein Problem in Poing bei München. Ein Mülldetektiv will dagegen vorgehen.

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Mülldetektiv im Einsatz: Mit Jagdinstinkt gegen illegalen Müll

Mülldetektiv im Einsatz: Mit Jagdinstinkt gegen illegalen Müll

In der Gemeinde Poing bei München sorgt ein ungewöhnlicher Einsatz für Ordnung an den Wertstoffinseln: Walter Fortmühler überwacht illegal entsorgten Müll – mit Kamera, Protokollblock und seinem ausgeprägten Jagdinstinkt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Langsam und unauffällig fährt Walter Fortmühler an die Wertstoffinsel am Wildpark in Poing. Auf dem Beifahrersitz liegt seine Kamera, bereit zum Einsatz. Er positioniert sich – knapp 300 Meter vom Müll entfernt. "Hier habe ich einen guten Blick, kann das Kennzeichen erfassen und Fotos machen", erklärt er. Bei seinem Einsatz zeigt er Geduld. Es gibt keine festen Routen, sondern kurzfristige Entscheidungen – er ist dort, wo er gebraucht wird. Dort, wo Wertstoffinseln überquellen, sich nicht an Einwurfzeiten gehalten wird oder der Müll nicht da landet, wo er hinsoll. 

Eine erste Visite zeigt: Hier wurde einiges falsch entsorgt. Schränke, Koffer, Staubsauger – es liegt Sperrmüll herum, der hier nicht hingehört. Mit Handschuhen macht er sich im Müll auf die Suche nach Hinweisen zu Personen, durchwühlt Container und Müllbeutel. "Es ist nicht immer leicht, aber ich suche nach Adressen, Namen, irgendwas, womit man die Personen zur Rechenschaft ziehen könnte", erklärt Fortmühler. Die würde er dann fotografieren. Doch bislang ohne Erfolg. 

Vom Personenschützer zum Mülldetektiv 

Früher schützte er Prominente und hochrangige Persönlichkeiten, war als Feldjäger für die Bundeswehr im Einsatz. Die Fotos an der Wand in seinem Büro erzählen von glänzenden Zeiten: Aufnahmen von Promis wie Udo Lindenberg, ein Autogramm von Otto Waalkes, eine Widmung von Pink: "To Walter – blessings, thanx" (zu Deutsch: "Für Walter - Grüße, danke") und ein Herzchen.  

Mittlerweile gehören dem 68-Jährigen eine Inkasso-Firma und ein Sicherheitsdienst. "Wir haben beim Militär die Ausbildung für den Personenschutz gemacht, hauptsächlich für Generäle. Da hat sich dann dieser Jagdinstinkt entwickelt", erzählt Fortmühler. 2020 ist die Gemeinde Poing auf ihn zugekommen und hat ihm den Job als Mülldetektiv angeboten. Seitdem arbeitet er mit fünf Kollegen zusammen, um illegale Müllablagerungen aufzudecken und zu ahnden. 

Einsatz des Mülldetektivs halbiert Zahl der Anzeigen

Poing war 2020 mit einem massiven Müllproblem konfrontiert. Die Verantwortlichen setzten auf Aufklärung, Flyer, Bürgerversammlungen, nichts hat geholfen und die Anzeigen gegen illegale Müllentsorgung häuften sich.

Die letzte Chance: der Mülldetektiv. Ein Jahr lang hat die Gemeinde einen Datenschutzvertrag für die verdeckte Videoüberwachung ausgearbeitet, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Das Fazit nach fünf Jahren Einsatz des Mülldetektivs: Die Zahl der Anzeigen sank deutlich. Waren es 2020 noch rund 400, so sind es heute nur noch etwa 200 pro Jahr.

Bürgermeister Stark: "Allgemeinheit zahlt die Sünden Einzelner"

Bußgelder bei Verstößen können bis in den vierstelligen Bereich gehen, bei massiven Fällen wie Sperrmüllablagerungen. Bürgermeister Thomas Stark (CSU) bedauert, dass in Poing solche Überwachungsmaßnahmen ergriffen werden müssen: "Mir wäre es lieber, wir bräuchten es nicht. Letztendlich zahlt jeder einzelne Bürger die Gebühren für den Mülldetektiv, der kostet knapp 20.000 Euro im Jahr. Die Allgemeinheit zahlt die Sünden Einzelner, die sich nicht an die Regeln halten. Das ist das Ärgerliche."  

Auch in Erding sind Fortmühlers Kollegen im Einsatz. Rund 400 Stunden pro Jahr schauen sie in den Gemeinden nach dem Rechten. Stichprobenartig, dort, wo es nötig ist. Für Fortmühler ist es eine Aufgabe, die er mit viel Geduld und Engagement erfüllt – und in Poing und Erding für mehr Sauberkeit sorgt. 

Beweise sichern – ohne Konfrontation 

Zurück im Auto, verdeckt: Fortmühler hat eine Person auf frischer Tat ertappt und hält die Kamera drauf. "Das sieht nicht richtig aus, die große weiße Schale in der Hand, das gehört nicht in den Container, auch die Teppiche nicht." Kennzeichen, Auto und Person werden fotografiert. Er filmt die Täter aus der Ferne, konfrontiert sie nie direkt. "Ich tue ja was Gutes, ich schau’ ja praktisch nur, ob alles richtig gemacht wird. Wenn nicht, habe ich sie erwischt", sagt er. Die Beweise gehen an die Gemeinde, die dann die weiteren Schritte übernimmt. Der Fall ist für Mülldetektiv Fortmühler damit erledigt.  

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