Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner steht vor einer Klasse. Er ist vorne an der Tafel zu sehen, im Vordergrund sieht man zwei Schülerinnen von hinten.
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Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner setzt sich für angehende Azubis ein
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Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner setzt sich für angehende Azubis ein

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Ausbildung in der Krise: Warum klappt die Vermittlung nicht?

Ausbildung in der Krise: Warum klappt die Vermittlung nicht?

Deutlich mehr freie Ausbildungsplätze als Ausbildungsanwärter verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit Ende Juni in Bayern. Dennoch gibt es fast 17.400 Absolventen, die eine Ausbildung suchen. Wie passt das zusammen?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Gut einen Monat vor Beginn des Ausbildungsjahres suchen 17.400 Menschen bayernweit einen Ausbildungsplatz. Laut Bundesagentur für Arbeit gibt es aber noch knapp 35.000 unbesetzte Berufsausbildungsplätze in Bayern, also doppelt so viele Stellen wie Bewerber. Doch es fällt Betrieben und Bewerbern schwer, zueinander zu finden. Deshalb wird ein Beruf immer wichtiger: der Ausbildungsakquisiteur.

Wer rettet die Schüler?

Oft fällt den Schülern schon ein Telefonanruf für die Bewerbung schwer, sagt Florian Wagner. Er ist einer von 19 Ausbildungsakquisiteuren in Bayern, Wagner ist zuständig für den Landkreis Günzburg. Dort vermittelt er zwischen Betrieben und Auszubildenden, ist immer unterwegs zwischen Schulen, Unternehmen und auch mal bei den Jugendlichen zu Hause. Hilfe beim Bewerbungen schreiben, Praktika vermitteln und sich immer wieder in den Berufsschulen erkundigen - sein Job ist es zu wissen, wie es bei seinen Schützlingen läuft.

Mehr als nur Vermittlung

Mal ist er für die jungen Erwachsenen ein verständnisvoller Ratgeber, mal braucht es ihn als strengen Vaterersatz. Der Beruf ist nicht ohne, sowohl körperlich als auch emotional. "Manche Eltern wissen bis heute nicht, wo ihre Kinder die Ausbildung machen", sagt Wagner. Mehr als 14 Klassen betreut er derzeit im Landkreis Günzburg. Da fährt er schonmal 10.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto. Für die Jugendlichen und deren Familien ist er außerdem immer erreichbar. "Wenn ich ins Auto steige, geht es schon los - Telefon, WhatsApp-Nachrichten." Bis zu 50 Telefonate führt der 47-Jährige am Tag.

Im Video: So kämpft der Ausbildungsakquisiteur für seine Schützlinge

Bildcollage: Im Vordergrund Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner, im Hintergrund eine Gruppe Jugendlicher.
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Faul, dreist und überfordert? So pusht er Jugendliche in die Ausbildung

Geld ist nicht alles!

Aber nicht nur die Bewerbung fällt den Jugendlichen schwer, auch die Entscheidung für einen Ausbildungsplatz. Und dabei setzen sie oft ihre Prioritäten falsch, sagt Wagner. Geld ist nicht alles, die Ausbildung muss Freude machen, betont er immer wieder. Denn unglückliche Azubis brechen oft ab und dann beginnt der ganze Bewerbungsprozess von vorne. Außerdem sei es wichtig, realistisch zu bleiben: Gute Noten sind ebenfalls wichtig für die Wunschausbildung, so Wagner.

Auch das Benehmen ist ein Problem

Dass sich so viele bei der Ausbildungssuche und auch bei ihrer Ausbildung schwertun, liegt auch am Benehmen, sagt Wagner. Immer wieder haben ihn die Betriebe darauf angesprochen, dass den Jugendlichen Disziplin und gutes Benehmen fehle. Deshalb gibt Florian Wagner sogenannte Knigge-Kurse. "Die Kollegen grüßen, sich richtig krankzumelden, auch mal trotzdem in die Arbeit gehen, wenn ich nicht topfit bin" - all das versucht Wagner zu vermitteln. Sein Credo: einen guten Eindruck hinterlassen.

Nicht reif genug für Entscheidungen

Doch Florian Wagner fordert nicht nur, er hat auch Verständnis. Denn seiner Meinung nach sind viele Jugendliche überfordert. Und mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Benjamin Schilder ist Jugendsozialarbeiter an der Mittelschule Krumbach und sieht das ebenfalls so: "Die sind in der 9. Klasse um die 15 Jahre alt, wenn sie aus der Schule rausgehen. Da kann sich noch nicht dieser Berufswunsch entwickeln. Das ist ein Prozess und das dauert." Und die Schüler bestätigen das: Zwar fehle ihnen auch manchmal die Motivation, aber einige sprechen von Stress und Druck.

Gemeinsam zum Erfolg

Trotz all der Widrigkeiten bleibt Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner immer optimistisch. Und er sieht auch nicht nur die Jugendlichen in der Pflicht:

"Wir müssen alle verstehen, dass wir was tun müssen, um diese Generation erfolgreich ans Ziel zu führen. Und das heißt, diesen jungen Menschen Chancen zu geben, in ihrem Wesen, in ihrer Art, mit ihren Stärken und auch Defiziten. "

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