Das Unternehmen "Quantron", einst Hoffnungsträger in Sachen klimaneutrale Mobilität für Nutzfahrzeuge, hat beim Amtsgericht Augsburg eine vorläufige Insolvenz angemeldet. Dem Start-up aus Gersthofen im Landkreis Augsburg geht das Geld aus, es hatte auf batterie- und brennstoffzellenbetriebene Lkws gesetzt.
Insolvenzverwalter soll mögliche Fortführung prüfen
Nun hat das Amtsgericht Augsburg Rechtsanwalt Constantin Graf Salm-Hoogstraeten von der Kanzlei BBL Brockdorf mit Sitz in Augsburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt. "Wir müssen uns erst einmal ein genaues Bild vom Zahlenwerk und von der Situation vor Ort machen, bevor wir belastbare Aussagen zu den Fortführungschancen machen können", so Salm-Hoogstraeten. Die Hintergründe der Schieflage des Unternehmens seien derzeit noch unklar.
In den vergangenen Wochen hatten vermehrt Gerüchte die Runde gemacht, dass es dem Unternehmen nicht gut geht. Auf der Online-Plattform "kununu" beispielsweise, auf der Angestellte ihre Arbeitgeber bewerten können, werden Mitarbeitende zitiert, die sich über drei beziehungsweise vier ausstehende Gehälter beklagen, eine fehlende Kommunikation kritisieren, die Arbeitsatmosphäre im Unternehmen wird als "gespenstisch" beschrieben.
Pleite trotz Milliarden-Auftrag aus den USA
"Quantron" galt seit der Gründung im Jahr 2019 als vielversprechendes Start-up im Bereich nachhaltiger batterieelektrischer und wasserstoffelektrischer Nutzfahrzeuge. Das Unternehmen wuchs bis auf aktuell 90 Mitarbeitende an. Besonders Quantrons Expertise im Bereich der Wasserstoff-Antriebe schien gefragt. Erst im Oktober 2022 hatte das Unternehmen einen Großauftrag über 500 schwere LKW mit Brennstoffzellen-Antrieb aus den USA erhalten. Das Auftragsvolumen lag laut einer Mitteilung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums bei annähernd einer Milliarde Euro.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hatte das Geschäft damals eng begleitet und auf einem Wasserstoff-Kongress in Washington erklärt, Quantron gehöre zu den führenden deutschen Spezialisten für emissionsfreie Busse, Lkw und Nutzfahrzeuge. "Bayern spielt eine führende Rolle beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. (…) Mit unserer im Mai 2020 vorgestellten Wasserstoffstrategie wollen wir globale Marktpotenziale nutzen, Technologieführerschaft anstreben und die H2-Umstellung in Industrie und Verkehr vorantreiben", sagte Aiwanger auf dem Kongress 2022. Die Branche werde viele zukunftssichere Arbeitsplätze in Bayern schaffen, so der Wirtschaftsminister weiter.
Unternehmen kämpft ums Überleben
In Gersthofen könnte die Wasserstoffbranche nun 90 Arbeitsplätze verlieren. Der Milliarden-Auftrag aus den USA liegt nach Informationen der Augsburger Allgemeinen Zeitung auf Eis, das Unternehmen habe Lohnrückstände bei der eigenen Belegschaft.
„Quantron“-Gründer und CEO Andreas Haller befindet sich nach einem Herzinfarkt in Reha, er kann die Geschäfte aktuell nicht führen. Das teilte er selbst auf seinem Social-Media-Kanal mit. Seine Stellvertreter um „Interim-CEO“ Denis Muratov kämpfen um die Weiterführung der Geschäfte. In einer Pressemitteilung von heute teilt das Unternehmen mit, „der Geschäftsbetrieb wird aufrechterhalten und Kunden und Partner weiter mit größtmöglichem Einsatz betreut“.
Aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium heißt es zu der drohenden Insolvenz: "Quantron setzt auf die Wasserstofftechnologie, die für die Langstreckenmobilität vielversprechend ist. Vor welchen aktuellen Herausforderungen die Firma steht, kann von außen nicht beurteilt werden." Seit Ende Oktober befindet sich die "Quantron AG" im vorläufigen Insolvenzverfahren, ob und wann ein Insolvenzverfahren gegen das Unternehmen aus Gersthofen eröffnet wird, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Im Audio: Quantron meldet vorläufig Insolvenz an
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