Der Revierleiter des Nationalparks Berchtesgaden, Martin Weckel, warnt vor weiteren Felsstürzen am Trischübelpass. Es bestehe dort weiterhin Lebensgefahr, sagte Weckel im Interview mit BR24. An der bestehenden Abbruchkante sei ein Riss zu erkennen, von dem weitere Steinschlaggefahr ausgehe. Geologe Stefan Kellerbauer erklärte, vor allem bei Niederschlägen erhöhe sich die Gefahr eines weiteren Abgangs "massiv". Es seien noch nicht alle labilen Bereiche abgegangen.
Drohnenflug zur Gefahrenbeurteilung geplant
In den kommenden Tagen sei ein Drohnenflug zur Abbruchkante geplant, um die Gefahr besser beurteilen zu können, so Weckel. Derzeit gehe man davon aus, dass ein weiterer Felssturz mit mindestens dem gleichen Volumen wie dem der vergangenen Woche abgehen kann. Weckel appelliert daher an alle Wanderer, sich an die Absperrungen zu halten und sich keinem Risiko auszusetzen. Seit dem Felssturz im hinteren Wimbachtal sind die Wanderwege 411 und 421 gesperrt.
Im Rest des Nationalparks bestehe keine Gefahr von Felsstürzen, erklärt Weckel weiter: Alle anderen Wege könnten begangen werden, alle Hütten seien erreichbar. Im Gebirge müsse man aber immer mit alpinen Gefahren rechnen. Für die Tourenplanung müssten Wanderer den gesperrten Pass mit einplanen und diesen gegebenenfalls umgehen, was zusätzliche Gehzeit in Anspruch nehmen kann. Das sei derzeit aber die einzige Einschränkung für Wanderer im Nationalpark Berchtesgaden, so Weckel.
Bergretter: "Faktor Mensch ist die größere Gefahr"
Nikolaus Burger, Regionalleiter bei der Bergwacht Bayern im Bereich Chiemgau, erklärte im BR24-Interview, Felsstürze seien in seinem Einsatzbereich überhaupt nicht alltäglich. Wenn ein Felssturz einmal einen Steig verschüttet, sei der "Faktor Mensch" eigentlich die größere Gefahr. "Der kommt an die verschüttete Stelle, versteigt sich und muss gerettet werden."
Einen deutlichen Anstieg der Zahl tödlich verunglückter Bergsportler kann Burger nicht feststellen. Die Einsätze in Bayern bewegten sich auf konstant hohem Niveau, zwischen 8.000 und 9.000 und durchschnittlich 50 bis 80 Toten pro Jahr.
Hauptgrund bei Jungen und "Bergfernen" seien vor allem Selbstüberschätzung und mangelnde Tourenvorbereitung. Dazu zählt er unter anderem, analoge Karten anzusehen oder das Wetter zu überprüfen. Auch passende Ausrüstung fehle immer wieder. Bei Älteren seien es eher internistische Notfälle. Burgers Empfehlung: Rechtzeitig die Bergrettung rufen – "Wir schimpfen nicht, wir retten".
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