Ein Sommerabend im Juli auf der Walhalla. Kurz vor Mitternacht packt ein Paar seine Sachen zusammen. Unglücklich tritt der 32-Jährige dabei ins Leere – und stürzt acht Meter ab. Der Mann überlebt den Unfall nicht.
Nach diesem tragischen Vorfall flammte Ende Juli die Diskussion um Geländer im Außenbereich des denkmalgeschützten Gebäudes erneut auf. Die zuständige Schlösser- und Seenverwaltung winkte aber ab: Geländer zu installieren sei aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Gemäß einem Landtagsbeschluss solle die Walhalla in ihrer jetzigen Form erhalten werden.
Kehrtwende: Absperrgitter und Ketten
Jetzt die Kehrtwende: Am Ruhmestempel wurden Absperrketten aufgehängt, Gitter und Warnbaken aufgestellt. Florian Schröter von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung bestätigte BR24 am Freitag die neuen Sicherheitsvorkehrungen. Zuerst hatte die Mittelbayerische Zeitung darüber berichtet.
Laut Schröter seien die neuen Sicherheitsmaßnahmen "temporäre Maßnahmen". In den nächsten Monaten würden langfristige Lösungsansätze geprüft. Dafür sei vor wenigen Tagen eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, berichtet Schröter. Das Heimatministerium habe die Anregung dazu gegeben.
Expertengruppe berät über neues Sicherheitskonzept
Die Gruppe besteht aus hochrangigen Experten von Denkmalschutz, Bau, Justiz und der Schlösserverwaltung. Sie solle "insbesondere bauliche, sicherheitstechnische und denkmalfachliche Aspekte" untersuchen und "sofern möglich Verbesserungsvorschläge aufzeigen", teilte die Schlösser- und Seenverwaltung schriftlich mit.
Bei ersten Abstimmungen der Arbeitsgruppe seien die nun getroffenen provisorischen Sicherheitsmaßnahmen vorgeschlagen worden. Diese sehen wie folgt aus: Zwischen den Säulen auf der obersten Ebene des Baudenkmals hängen weiße Ketten, an denen jeweils ein Bild mit einem fallenden Strichmännchen befestigt ist. Außerdem wurden weiß-rot gestreifte Plastikbalken auf Steinstufen gestellt. Weiter unten befinden sich silberne, stabile Absperrgitter, die ebenfalls mit Warntafeln versehen sind.
Absperrungen auf der Walhalla: Pro und Contra
Der CSU-Politiker Patrick Grossmann begrüßte diesen Schritt. Dem BR sagte der Landtagsabgeordnete für den Kreis Regensburg: "Ich bin dabei, dass man landesweit nicht alle unsere Denkmäler jetzt sichern kann." Aber es sei nicht klein zureden, dass an der Walhalla eben Unfälle passieren. Auf ihn seien deswegen auch Bürger aus der Umgebung zugekommen. "Das muss man ernst nehmen", so Grossmann. Mittlerweile gebe es sehr filigrane Absicherungen aus Glas, aus Stahl, die keinen großen Einfluss auf das Denkmal hätten.
Jürgen Sommer (SPD), der Bürgermeister der Walhalla-Gemeinde Donaustauf, hält die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen an der Walhalla - zum Beispiel Markierungen am Boden - weiterhin für ausreichend. Er appelliert an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen. Die neuen Maßnahmen könne er nicht verstehen, sagte er am Freitag zu BR24. Sein Eindruck sei, "dass die Leute hier schon überwiegend den Kopf schütteln". Es gebe auch Abstürze beim Bergwandern: "Ich kann doch jetzt nicht jeden Bergwanderweg mit irgendwas versehen."
Schon kurz nach dem letzten Absturz am 20. Juli sprach sich der Bürgermeister gegen ein Geländer an der Walhalla aus. Als Gründe dafür nannte er die Kosten und den Denkmalschutz.
Ruhmestempel im griechischen Stil
Die Walhalla ist eine Art Ruhmestempel, den König Ludwig I. im 19. Jahrhundert im griechischen Stil errichten ließ. Innen sind mit Büsten unter anderem Forscher, Politiker, Kaiser und Könige verewigt. Draußen hat man einen weiten Blick über die Donau. Auf den Stufen der Walhalla picknicken Besucher gerne.
Im Video: Neue Sicherheitsmaßnahmen für die Walhalla
Absperrgitter an der Walhalla
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