Das Mohnfeld bei Mamming
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Nahrung statt Opium: Großer Mohnanbau-Versuch in Niederbayern

Nahrung statt Opium: Großer Mohnanbau-Versuch in Niederbayern

Auf einer Fläche von zehn Fußballfeldern wird in Niederbayern Mohn angebaut. Bilder, die man eigentlich aus Ländern wie Afghanistan kennt, wo aus der Pflanze Heroin hergestellt wird. Der Anbau in Niederbayern hat natürlich ganz andere Hintergründe.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der Mohn könnte zu einer wichtigen Pflanze für die deutsche Ernährung und Landwirtschaft werden. Denn die Mohnpflanze scheint wie gemacht für den Klimawandel, kommt mit großer Hitze und wenig Niederschlag zurecht. Ein Landwirt in Niederbayern hat jetzt erstmals auf sieben Hektar Mohn angebaut.

Nur wenige Bekannte eingeweiht

Die grünen Kelche, so groß wie Tischtennisbälle, mit den Mohnsamen im Inneren auf dem großen Mohnfeld in Niederbayern sind schon gut ausgebildet, die Halme rund einen Meter hoch. Biobauer Heribert Krieger in Mamming ist bekannt dafür, dass er gerne Neues ausprobiert. Jetzt ist er beim Mohn gelandet. Sein Feld aber ist keine Anlaufstelle für Drogenabhängige. "Das Feld hier ist sehr abgelegen, das wissen nur ein paar Bekannte", sagt der Landwirt. Probleme habe es bislang überhaupt keine gegeben, allerdings kursieren schon Bilder im Internet.

  • Zum Artikel: Afghanistans Opium-Produktion floriert

Mit der Polizei oder anderen Behörden gibt es keine Probleme. Denn der Mohnanbau auf dieser Fläche in den niederbayerischen Isarauen ist ganz legal - aber kompliziert, erklärt Josef Schmidt, der unter dem Namen "Wertschöpfungskette Biomohn" ein von der Bundesregierung gefördertes Forschungsprojekt zum Mohnanbau leitet: "Wir bewegen uns hier natürlich im Betäubungsmittelrecht. Bei Mohnanbau ist es so, dass man im Vorfeld eine Genehmigung braucht, dass man überhaupt die Eignung dafür hat. Das heißt, der Antragsteller muss ein Stück weit auch seine berufliche Qualifikation darlegen." Der Landwirt braucht also ein erweitertes Führungszeugnis, das dann von der Bundesopiumstelle geprüft wird. So bekommt man eine grundsätzliche Erlaubnis für den Anbau der drei aktuell zugelassenen Mohn-Sorten in Deutschland. Das sind die so gut wie opiatfreien Sorten "Miezko", "Viola" und "Zeno Morphex".

Mohn als Zukunftspflanze

Für Biobauer Heribert Krieger könnte Mohn eine der Zukunftspflanzen für Deutschland sein. Denn die Pflanze wurzelt bis zu 1,50 Meter tief und gedeiht im Isartal trotz Hitze und den seit Jahren sinkenden Grundwasserpegeln prächtig. "Für mich ist der Klimawandel der Grund dafür, es mit Mohn zu versuchen", sagt Krieger. Das Feld habe den Namen "Dürre Wiese". Der Name sage schon, dass es auf der Fläche Probleme mit dem Wasserhaushalt gibt. Und deswegen versucht er es jetzt mit dem tiefer wurzelnden Mohn.

Viele Einsatzbereiche

Hauptabnehmer des ersten Biomohns aus Niederbayern ist eine große Biobäckerei. Josef Schmidt, der Leiter des Projektes Bio-Mohnanbau, ist überzeugt, dass Mohn in der künftigen Ernährung Deutschlands eine große Rolle spielen kann. Die Samen verfügten über wertvolle Proteine und hätten "ein gigantisches Spektrum an Vitaminen und Mineralien".

Interessant auch das Mohnöl, in Österreich schon jetzt ein gefragtes und teures Nischenprodukt, das nicht nur für Salatdressings, sondern auch bei der Körperpflege, in Medizinprodukten und Kosmetika Anwendung findet.

Die Ernte steht an

Für den niederbayerischen Mohnpionier Heribert Krieger geht es jetzt aber erst einmal darum, die winzig kleinen dunklen Mohnkörner zu ernten und trocken nach Hause zu bringen. Es sei auch eine große technische Herausforderung, die kleinen Körner mit dem Mähdrescher zu ernten und zu reinigen. Gefragt nach den Erlösen sagt der Landwirt: "Wenn die Preise so bleiben, wie sie jetzt herrschen, dann ist das eine lukrative Frucht".

Der Mohn-Pionier in Niederbayern zeigt sich zuversichtlich, dass diese Kultur in Niederbayern eine neue Heimat findet.

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