Pflegekräfte aus dem Ausland werden dringend gebraucht. Sie müssen aber – trotz der Ausbildung in ihrer Heimat – erst noch Lehrgänge oder Prüfungen ablegen, damit sie hier als examinierte Pflegekräfte anerkannt werden. Weil die Plätze in den Pflegeschulen dafür nicht ausreichen, gibt es jetzt auf dem Gelände der München Klinik in Schwabing das "Kompetenzzentrum internationale Pflege" – kurz KIP.
KIP: Simulationstraining und Sprachförderung
Künftig sollen dort jedes Jahr bis zu 500 Pflegekräfte aus aller Welt ihre Anerkennungsverfahren durchlaufen – so wie zum Beispiel der 27-jährige Kanan aus dem Nahen Osten. An diesem Tag kümmert er sich vor den Augen seiner Ausbilderin um Lucca, der nach einer Operation im Bett liegt. Sein Verband am Arm muss gewechselt werden. "Das tut normalerweise nicht weh", versichert Pfleger Kanan, ehe er seine Aufgabe souverän erledigt.
"Du warst sehr tapfer", lobt er am Ende. Seine Kolleginnen und Kollegen können sich ein Lachen nicht verkneifen. Denn: Lucca ist eine Puppe. In solchen Simulationstrainings werden sie alle noch öfter die Arbeit am Patienten nach deutschen Standards und mit dem hier üblichen Material üben. Auf dem Stundenplan steht aber zum Beispiel auch Sprachförderung.
Mehr Pflegekräfte für die Stadt
Rund drei Millionen Euro lässt sich die Stadt München das Kompetenzzentrum kosten, das als bundesweit einzigartig gilt. Es sei gut investiertes Geld, ist dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) überzeugt. Die Menschen würden hier mit "passgenauen" Angeboten sehr effektiv unterstützt, damit sie dann auch schnellstmöglich in der Pflege arbeiten können.
Die Leute würden "gezielt auf die soziale, fachliche und administrative Integration vorbereitet", betont auch Petra Geistberger, Geschäftsführerin der München Klinik. Mit dem KIP könne man das "Anerkennungsangebot" für internationale Pflegekräfte in der Stadt fast verdoppeln, hebt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek hervor.
Vorbild für ganz Deutschland
Die Einrichtung steht allen Münchner Kliniken und Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Sie nimmt aber nach Möglichkeit auch Fachkräfte aus dem übrigen Bayern auf. Das Modellprojekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und soll auch zum Vorbild für andere Städte werden, damit noch mehr Pflege-Fachkräfte in Deutschland auch anerkannt werden.
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