Aktivisten vom Bund Naturschutz im Unterallgäu fordern mehr Grundwasserschutz auf der Memminger Schotterebene.
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Aktivisten vom Bund Naturschutz im Unterallgäu fordern mehr Grundwasserschutz auf der Memminger Schotterebene.
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Nitratbelastung steigt: Gefahr fürs Trinkwasser im Unterallgäu

Nitratbelastung steigt: Gefahr fürs Trinkwasser im Unterallgäu

Erhöhte Nitratbelastung im Grundwasser südlich von Memmingen: Davor warnt eine Studie des Wasserwirtschaftsamts. Der Bund Naturschutz fordert strengere Regeln – der Bauernverband warnt vor Belastung kleiner Höfe.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ein plötzlicher Regenschauer durchnässt die durchlässigen Böden der Memminger Schotterebene. In wenigen Minuten versickert das Wasser – und mit ihm auch Reste von Gülle und Düngemitteln, die auf den umliegenden Feldern ausgebracht wurden. Genau hier haben Fachleute des Wasserwirtschaftsamts Kempten eine besorgniserregende Entwicklung festgestellt: Die Nitratkonzentration im Grundwasser [externer Link zu Stadtwerken Memmingen] ist seit etwa 15 Jahren stetig gestiegen.

Nitrat in Boden und Wasser

In drei Vierteln der untersuchten Flächen liegt sie im Boden über den als tolerabel geltenden Richtwerten. Im Wasser nähern sich die Messwerte bisher nur den Grenzwerten, die Handlungsbedarf erfordern. Vor allem für Säuglinge gilt Nitrat als gesundheitsgefährdend und als krebserregend.

Studie: Intensive Landwirtschaft als Ursache

Die Gründe sieht das Amt in der wachsenden Intensivierung der Landwirtschaft. In der Region um Bad Grönenbach – bekannt durch große Rinderhaltungsbetriebe – seien Biogasanlagen, der Anbau von Silomais und die Gülledüngung deutlich ausgeweitet worden. Die Folge: Immer mehr Nitrat gelangt über die durchlässige Schotterstruktur ins Grundwasser, das rund 80.000 Menschen in der Region versorgt, darunter auch die Stadt Memmingen. Was jetzt passieren soll, steht nicht in der Studie – und das ist so gewollt: Die Untersuchung liefert Zahlen, keine Lösungen. Die Entscheidung liegt bei Politik und Verwaltung.

Naturschutz fordert politische Wende

Deutlich konkreter äußert sich der Bund Naturschutz: Er fordert eine Ausweitung des Wasserschutzgebiets, um die Gülle-Ausbringung einzuschränken. Zudem müssten Fördergelder künftig an Umwelt- und Tierschutzleistungen gekoppelt werden, nicht an Flächenbesitz. Große Tierbestände sollten reduziert werden, um langfristig Boden und Wasser zu entlasten. Als Beispiel nennt der Verband Rinderhaltungen mit über 1.000 Tieren im Unterallgäu – zwei der größten in Bayern.

Bauernverband warnt vor Kollateralschäden

Der Bauernverband im Unterallgäu widerspricht: Umweltfreundlichkeit lasse sich nicht allein an der Betriebsgröße messen. Eine Zerschlagung großer Höfe führe nicht automatisch zu weniger Nitrat, warnt der Verband. Zudem könnten neue Auflagen gerade kleinere Betriebe wirtschaftlich gefährden – ausgerechnet jene, die laut Naturschützern gestärkt werden sollen. Dennoch signalisiert man Gesprächsbereitschaft: Sollte der Schutz des Trinkwassers es erfordern, seien Änderungen bei der Düngung grundsätzlich denkbar.

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