Es ist eine freundschaftliche Übernahme, dieses Bild will das gesamte Team am Nockherberg an diesem Vormittag vermitteln: Ein Fastenredner muss gehen, ein neuer wurde erkoren, trotzdem sitzen beide dicht nebeneinander am Tisch und witzeln bei einem Pressegespräch über die Entscheidung.
Maximilian Schafroth, fünfmaliger Fastenredner und Schöpfer diverser scharfzüngiger Pointen, darf kein sechstes Mal mehr am Rednerpult stehen, auch wenn er sich das gewünscht hätte. Mutmaßlich waren die Pointen doch zu gepfeffert, auch wenn das hier niemand so deutlich ausspricht. Stephan Zinner, der Neue, der eigentlich ein alter Hase am Nockherberg ist, erklärt es so: "Es ist ja immer eine Geschmacksfrage."
Schafroth: Hätte gerne noch eine letzte Rede gehalten
Wäre es nach ihm gegangen, hätte er noch einmal seine Nase in den Gegenwind gehalten, sagt Schafroth ganz offen. Er hätte gerne gezeigt, dass er "den Schneid" hat, trotz der großen Kritik aus dem vergangenen Jahr noch einmal auf der Bühne zu stehen und "es mit einer letzten Rede abzuschließen". "Aber ich will nicht die beleidigte Leberwurst spielen", betont der Kabarettist.
Dann räumt er ein: Das Levitenlesen vor den versammelten Politikern gehe mit einer enormen Anspannung einher. "Das muss man auch verputzen können". Seine letzte Rede habe durchaus Facetten gehabt, "die vielleicht viele ein bisschen aufgebracht haben", schmunzelt er, fügt dann aber hinzu: "Ich bin damit versöhnt, ich habe das gerne so gesagt, wie ich es gesagt habe."
Schafroth konzentriert sich nun auf sein Engagement an den Münchner Kammerspielen, wo er im Oktober Premiere mit dem Stück "Wachse oder weiche" feiern wird.
Zinner gelassen: "Gehen wir es an"
Zinner, der im Singspiel nahezu 15 Jahre lang Markus Söder verkörperte und - genauso wie der echte Söder - von Jahr zu Jahr mehr Redeanteil erhielt, kehrt gelassen an den Nockherberg zurück. "Gehen wir es an", sagt er und grinst. "Ich weiß, wo der Platz ist, ich weiß, wo die Umkleiden sind, und über alles andere machen wir uns noch Gedanken." Die Rede wird er, genauso wie bereits einige Rednerinnen und Redner vor ihm, gemeinsam mit Co-Autor Thomas Lienenlüke schreiben, denn: "allein kann ich's nicht".
Vor der Aufgabe habe er auch Respekt, so Zinner: "Es gibt wenig Positionen, die näher am Scheitern sind, als da oben diese Rede zu halten. Recht macht man es sowieso keinem." Er nehme sich vor, eine "saubere Rede zu halten, die relevant ist und über die man sich auch hinterher unterhält". Im Gespräch mit BR24 verrät er: Als Redner am Nockherberg kann man sich nicht bewerben, es habe auch kein Casting gegeben, sondern eine unscheinbare SMS mit einer Einladung zum Kaffee.
Paulaner wünscht sich wieder klassische Rede
Zinner habe ein Fingerspitzengefühl dafür, "das richtige Maß zu finden", erklärt die Paulaner Brauerei Gruppe, die den Nockherberg veranstaltet, ihre Entscheidung. Dieser wiederum betont, er werde die Regierungspartei CSU garantiert nicht "mit Samthandschuhen" anfassen. Parteichef Söder kommentiert die neue Personalie auf BR-Nachfrage zurückhaltend: Er freue sich für Zinner. Die Entscheidung über den Redner treffe die Paulaner Brauerei immer allein.
Im Video: So kommentiert Markus Söder die Entscheidung
Ministerpräsident Söder kommentiert die Entscheidung am Nockherberg.
Das ist auch Birgit Zacher, die stellvertretend für Paulaner spricht, wichtig zu betonen: Man habe sich nicht von der Kritik an Schafroth beeinflussen lassen. "Wer die Rede hält, wird von Jahr zu Jahr neu entschieden. Das war schon immer so." Man wolle im kommenden Jahr wieder zurückkehren zu einer klassischen Rede, ohne Musik oder Gesangseinlagen wie bei Schafroth. "Der Nockherberg lebt davon, dass es immer wieder neue Ideen gibt."
Im Video: Zinner übernimmt am Nockherberg als Fastenredner
Zinner übernimmt am Nockherberg als Fastenredner
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