Wer von der Hackerbrücke Richtung Oktoberfest schlendert, begegnet – je nach Tageszeit – häufig schon dort den ersten betrunkenen, torkelnden Wiesn-Besuchern. Morgens häuft sich oft noch der Müll der letzten Nacht an den Mülleimern. Bierflaschen, Fastfood-Verpackungen und Erbrochenes pflastern die Straßen rund um das Oktoberfest.
Wer hier wohnt, braucht starke Nerven. Yanick Thalmann lebt seit fünf Jahren in einem Wohnblock direkt an der Schwanthalerhöhe. Wenn er seine Fenster öffnet, hat er "gratis Wiesenradio", wie er scherzhaft sagt. "Ob du willst oder nicht."
Wer hier wohnt, muss während der Wiesn mehr Zeit einplanen
Die Wiesn stört ihn nicht, auch wenn man sich während dieser Zeit als Anwohner auch etwas anpassen müsse. "Ich muss jetzt schon immer überlegen, wann ich einkaufen gehe", sagt er. Samstag zum Beispiel gehe gar nichts, und auch wenn er sich in der Stadt mit Freunden treffe, müsse er jetzt immer früher losfahren, weil die Wege zur Tram oder U-Bahn oft überfüllt seien.
"Also, man findet hier schon manchmal Kotzspuren oder Blutspuren", sagt er und deutet auf den Hauseingang. Vor allem abends bleibe hier auch einiges an Abfall liegen. Die Stadtreinigung gibt sich aber laut Thalmann große Mühe, die Straßen einigermaßen sauber zu halten.
Digitaler Anwohnerservice für Reinigung
Seit dem letzten Jahr können sich direkte Wiesn-Anwohner an die Stadt München wenden und Oktoberfest-bedingte Verschmutzungen online melden. Dazu zählen laut Wiesn-Chef Christian Scharpf Müll, Glasbruch und Körperflüssigkeiten aller Art. Wer sich bis 10 Uhr morgens auf dem Portal machmuenchenbesser.de meldet, kann damit rechnen, dass die Verunreinigungen noch am selben Tag entfernt werden. Anders als bei der regulären Straßenreinigung geht es hier explizit um Verschmutzungen an Privateigentum oder Wohnungen. Unter dem Reiter "Oktoberfest" können Mieter und Eigentümer Vorfälle melden.
Anwohner: Zwei Wochen Wiesn sind genug
Philipp Naumann wohnt im Westend und arbeitet in einem Büro direkt an der Theresienwiese. Die akute Partyzone endet kurz vor seiner Wohnung, wie er sagt. Auch er stört sich nicht am Oktoberfest. Im Gegenteil, er fände es gut und abwechslungsreich, wenn etwas mehr in der Stadt los ist. Nur für seinen Weg zur Arbeit müsse er jetzt aktuell umplanen, das sei für ihn aber kein Problem.
Nach über zwei Wochen Dauerbeschallung und Ausnahmezustand sind Philipp Naumann und Yanick Thalmann allerdings froh, wenn die Wiesn wieder vorbei ist und in München wieder etwas Ruhe einkehrt.
Oktoberfest: Unser BreznBot beantwortet Eure Fragen zur Wiesn
Dieser Artikel ist erstmals am 29.09.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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