Es war ein Schock für den ruhigen Stadtteil Lerchenau im Münchner Norden: Schon in den frühen Morgenstunden kam es dort zu einem Großaufgebot von Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Denn ein Wohnhaus und mehrere Fahrzeuge brennen. Anwohner berichten, sie seien von Lärm geweckt worden: Wie auf einer Baustelle hätte es geklungen, sagt einer, von Geräuschen wie von Schüssen, Explosionen oder Hubschraubern berichten andere.
700 Menschen in Sicherheit gebracht
"Es ist schon ein bisschen gruselig, wenn man morgens das Fenster aufmacht und dann stehen auf einmal Polizisten mit Maschinengewehr und voller Montur da", erzählt eine junge Mutter aus der Nachbarschaft. Schulen bleiben geschlossen, der ÖPNV entfällt zeitweise, das Gebiet wird weiträumig abgesperrt. Normal zur Arbeit fahren, daraus wird für viele Anwohner nichts: Die Einsatzkräfte bringen etwa 700 Menschen in Sicherheit. Das sind alle, die im Radius von 200 Metern rund um das brennende Wohnhaus leben – denn dort finden sich Sprengfallen.
Anwohner berichten von "Schock" und "Unverständnis"
Für alle, die nirgends anders hinkönnen, wird eine Sammelstelle in einer nahegelegenen Schule eingerichtet. Die Menschen dort erzählen, es sei ein komisches Gefühl, nicht zu wissen, wann sie wieder nach Hause können. Als "geschockt" beschreiben einige ihren Zustand. Von Unverständnis, dass so etwas hier passiere, berichten andere. "Wir sind eine brave Gemeinschaft hier und man hilft sich gegenseitig", sagt eine Frau. Mitarbeitende von Kriseninterventionsdienst und Bayerischem Roten Kreuz versorgen die rund 100 Menschen in der Sammelstelle – etwa mit Getränken, sie spielen aber auch mit den Kindern.
Warnungen im gesamten Stadtgebiet
Weil die Ermittler am Tatort ein Schreiben des verstorbenen Tatverdächtigen mit einer unspezifischen Sprengstoffdrohung mit Bezug zum Münchner Oktoberfest finden, wird dessen Öffnung verzögert und die Theresienwiese geräumt. Gegen 11 Uhr erscheint auf sämtlichen Handys im Stadtgebiet eine Notfallwarnung. Auch entlang der Straßen läuft die Warnung auf den digitalen Tafeln. Auf Instagram betont Oberbürgermeister Dieter Reiter, er könne allen verunsicherten Bürgerinnen und Bürger sagen, egal, wo diese sich in München aufhalten würden, die Bedrohung richte sich ausdrücklich gegen das Oktoberfest, alle weiteren Veranstaltungen könnten wie geplant stattfinden.
Spezialhunde suchen Theresienwiese nach Sprengstoff ab
Nach etwa sechs Stunden dann die Entwarnung: Der Oberbürgermeister kündigt an, das Oktoberfest könne um 17.30 Uhr wieder öffnen. Zuvor hatte die Polizei das Gelände mit rund 30 Spezialhunden aus ganz Bayern nach Sprengstoff durchsucht und wieder freigegeben. Mitarbeitende des Oktoberfests durften schon etwas früher wieder auf die Theresienwiese. Eine ganze Gruppe von ihnen erzählte BR24, es sei ein komisches Gefühl, aber sie hätten Vertrauen in die Polizei.
Wiesnbesucher zeigen Verständnis
Verständnisvoll äußerten sich auch Oktoberfestbesucher – selbst solche, die extra weit angereist waren: Eine Wiesn ohne Drohung gäbe es ja leider schon gar nicht mehr, sagte ein Gast aus Regensburg am Münchner Hauptbahnhof. Er wolle nun stattdessen Wirtshaus-Hopping machen. Eine Gruppe aus Salzburg zieht es dagegen "einfach in die Innenstadt" und eine Engländerin ins Hofbräuhaus. Natürlich sei es schade, dass man trotz langer Anreise nicht auf die Wiesn gehen könne – aber man wolle sich trotzdem einen schönen Tag in München machen, sind sich die angereisten Gäste einig.
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