(Archivbild) Die getötete Kamilla.
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(Archivbild) Kamilla Nagy wurde im Mai 2022 in einer psychiatrischen Klinik bei München von einem Mitpatienten getötet.
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(Archivbild) Kamilla Nagy wurde im Mai 2022 in einer psychiatrischen Klinik bei München von einem Mitpatienten getötet.

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Patient tötet Patientin: Eltern fordern Aufklärung

Patient tötet Patientin: Eltern fordern Aufklärung

Ein Psychiatrie-Patient tötet auf einer geschlossenen Station eine Mitpatientin. Die Eltern fordern eine umfassende juristische Aufarbeitung. Jetzt hat das OLG München einen Antrag auf weitere Ermittlungen gegen Klinikmitarbeiter abgelehnt.

Über dieses Thema berichtet: report München am .

Im Mai 2022 ist Stefan Nagy auf dem Weg zu seiner Tochter Kamilla. Sie ist Patientin in einer renommierten Psychiatrie – dem kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar bei München. Unterwegs erhält er einen Anruf von einem Klinik-Arzt: Kamilla wurde von einem Mitpatienten getötet. 

Der Täter kündigte seine Todespläne an 

Hätte der Tod seiner Tochter verhindert werden können? Seit dem Tattag im Mai 2022 quält ihn und seine Frau diese Frage. Der Täter ist wegen Totschlags verurteilt. Die Ermittlungen, in denen die Rolle der Klinikmitarbeiter geklärt werden sollten, wurden eingestellt. Die Eltern wollten dies nicht hinnehmen und stellten einen Antrag auf Klageerzwingung beim Oberlandesgericht München. Doch dieser wurde nun als unzulässig abgelehnt. Dabei bleiben für die Eltern viele Fragen ungeklärt. 

Laut Landgericht München I habe der psychisch kranke Jayson L. in seiner Wohnung am Tag vor seiner Gewalttat bereits seinen Hund stranguliert. Der damals 32-jährige Brasilianer soll unter paranoider Schizophrenie gelitten haben. Außerdem soll er gegenüber der hinzugerufenen Polizei angekündigt haben, dass er auch einen Menschen umbringen wolle. Doch am Tag nach seiner Zwangseinweisung in die Klinik habe sich Jayson L. auf der Station frei bewegen können. 

"Diese Tat passiert nicht in fünf Minuten" 

Am Tattag habe Jayson L. das Patientenzimmer von Kamilla Nagy betreten und mit einer Metallstange mindestens 20-mal auf den Kopf der Frau eingeschlagen. Dann habe er im Patientenzimmer Feuer gelegt.

"Man muss sich das mal vorstellen, diese ganze Situation passiert nicht in fünf Minuten", sagt Jella von Wiarda, die Anwältin der Eltern von Kamilla Nagy. Doch den Vorfall hätten die Pfleger und Ärzte erst bemerkt, als durch den Brand der Feueralarm ausgelöst wurde.  

Hat das Klinikpersonal Fehler gemacht? 

Ein Gutachten der Staatsanwaltschaft München hatte das Klinikpersonal weitestgehend entlastet. Daraufhin gaben die Eltern von Kamilla Nagy ein eigenes Gutachten bei dem renommierten Mediziner Karl-Heinz Beine in Auftrag. Dieser kommt zu einem anderen Schluss, wie Anwältin von Wiarda betont. Beine bemängelt, dass der Täter bis zum Tatzeitpunkt keine fachärztliche Untersuchung durchlaufen habe. Fazit des Gutachtens: Es würden "ganz erhebliche Überwachungsmängel und Behandlungsfehler" vorliegen. 

Nach Recherchen von report München soll außerdem der Schließmechanismus der Zimmertür von Kamilla Nagy nicht funktioniert haben. Jeder habe das Zimmer betreten können – nicht nur, wie eigentlich vorgesehen, das Klinikpersonal. 

Wie steht es um die Sicherheit in deutschen Psychiatrien? 

report München wollte wissen, wie viele Fälle von Tötungen unter Patienten es bundesweit seit 2022 gab. Bei einer bundesweiten Anfrage bei den entsprechenden Behörden aller 16 Bundesländer stellt sich heraus: Nur sieben Bundesländer erfassen solche Fälle überhaupt und auch nur vereinzelt. Systematisch werden diese Daten nicht erhoben – und das, obwohl es allein in den vergangenen drei Jahren laut Medienberichten mindestens zehn solcher Fälle in Deutschland gab.

Auf report München-Anfrage äußert sich das kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München zum Tod von Kamilla Nagy schriftlich. Auch drei Jahre nach der Tat sei man "tief erschüttert". Konkrete Fragen beantwortet das Klinikum nicht; grundsätzlich heißt es in der Antwort: Interne Strukturen seien "angepasst worden" und darüber hinaus habe man "weitere Maßnahmen angestoßen, um den Klinikalltag weiter zu stärken und zu sichern". 

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