Angesichts der geplanten Tötung von Pavianen im Tiergarten Nürnberg haben sich inzwischen sechs Tier- und Artenschutzorganisationen zusammengeschlossen und sich in einem offenen Appell an den Umweltausschuss der Stadt Nürnberg gewandt. In dem Schreiben werden die Politiker dazu aufgefordert, die Tötung mehrerer gesunder Paviane zu verhindern, heißt es am Donnerstag in einer Mitteilung der gemeinnützigen Organisation Pro Wildlife mit Sitz in München.
Gatterjagd im Tiergarten Nürnberg "völlig indiskutabel"
Die Tierschützer greifen in dem Appell auch eine angebliche Ankündigung des Tiergartendirektors auf. Demnach würden die Tiere im Rahmen einer sogenannten Gatterjagd erschossen – also im Beisein ihrer Artgenossen im Gehege. Auf Nachfrage von BR24 hat sich der Tiergarten Nürnberg entschieden gegen diesen Vorwurf der Tierschutzorganisation Pro Wildlife gewehrt. Die Pläne für eine Gatterjagd seien "totaler Blödsinn", heißt es vom Tiergartendirektor, Dag Encke. Diese Form der Tötung sei im Tiergarten Nürnberg "völlig indiskutabel". Sollte es zu einer Tötung der Paviane kommen, wäre ein Kugelschuss abseits der Artgenossen laut Encke ein wahrscheinliches Szenario. Diese Methode sei die schnellste und schonendste Tötungsart.
Mehr als 40 Paviane leben in zu kleinem Gehege
Laut Pro Wildlife werden im Tiergarten Nürnberg seit Jahrzehnten Guinea-Paviane ohne tragfähiges Konzept für den Umgang mit dem Nachwuchs gezüchtet. In einem Gehege, das ursprünglich für 25 Tiere konzipiert wurde, lebten inzwischen mehr als 40 Tiere. Die überzähligen Affen wolle der Tiergarten jetzt erschießen. "Wir fordern von der Stadt Nürnberg als Träger des Tiergartens eine andere Lösung als die Tötung gesunder Tiere zu finden", erklärt der Leiter der Abteilung für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund, James Brückner.
"Die Tötung gesunder Tiere als Managementmethode ist ein Armutszeugnis für eine Einrichtung, die sich dem Artenschutz verschrieben hat", ergänzt Torsten Schmidt vom Bund gegen den Missbrauch der Tiere. Sollten gesunde Paviane getötet werden, hat Pro Wildlife bereits angekündigt, eine Strafanzeige zu stellen.
An dem Appell haben sich die nachfolgenden sechs Organisationen beteiligt: Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutscher Tierschutzbund, Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht, PETA Deutschland, Pro Wildlife und Vier Pfoten.
Pavian-Population minimieren: Versuche scheitern
Der Tiergarten Nürnberg versucht seit Jahren, die Population der Paviane klein zuhalten. Beispielsweise wurde den Weibchen Verhütungsmittel geben, doch diese sind nur für drei Jahre steril geworden. Laut des Tiergartendirektors soll auch das Sozialgefüge in der Gruppe durcheinandergekommen sein, wodurch diese Maßnahme gestoppt wurde. Auch andere Zoos und Einrichtungen wurden angefragt, die Tiere aufzunehmen: Es gab Angebote aus Großbritannien, Österreich und Indien. Am Ende kamen auch hier keine Einigungen zustande.
Da viele Optionen gescheitert sind, steht nun als letzte Lösung die Entnahme einiger Paviane wieder im Raum – also der Abschuss. "Es ist sehr sicher, solange wir nicht doch noch einen Platz finden, und das sieht im Moment nicht danach aus, dass wir dann Tiere entnehmen müssen. Denn die Haltung ist so auch nicht mehr weiter genehmigungsfähig", so Tiergartendirektor Encke.
Im Video: Hitzige Debatte - Nürnberger Zoo hält an Pavian-Tötungsplan fest (11.07.2025)
Paviane im Gehege im Tiergarten Nürnberg
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