Von guten Erträgen, aber sehr unterschiedlichen Qualitäten spricht Guido Seedler, Weizenexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Weltweit gibt es eine Rekordernte von etwa 2,3 Milliarden Tonnen Getreide. Diese 2,3 Milliarden Tonnen teilen sich auf in, 1,2 Milliarden Tonnen Körnermais und ungefähr 800 Millionen Tonnen Weizen. Das decke einigermaßen die Nachfrage. In Deutschland werden insgesamt 43 Millionen Tonnen Getreide geerntet - insgesamt zehn Prozent mehr als im schwachen Vorjahr und das trotz der Wetterextreme in diesem Jahr.
Längere Extremwetterphasen in diesem Jahr
Das Jahr war wechselhaft. Zunächst sehr trocken, dann sehr viel Regen und jetzt gegen Ende der Ernte ist es wieder sehr trocken. Beim Raps erwartet der DRV eine Erntemenge in Höhe von 3,9 Millionen Tonnen – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Ergebnis überrasche angesichts der vielfältigen witterungsbedingten Herausforderungen der vergangenen Monate, betont Getreideexperte Seedler. Das Jahr 2025 habe einmal mehr gezeigt: "Es gibt keine normalen Jahre mehr." Insbesondere Wasser werde immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Regionen mit Böden, die ausreichend Wasser speichern können, gehörten zu den Gewinnern, so der Experte. "Regionen mit Sandböden blieben beim Ertrag zurück."
Weltmarktpreis für Weizen zurzeit sehr niedrig
Die Preise zur Erntezeit sind derzeit schwach - unter 200 Euro für die Tonne Weizen. Das ist deutlich weniger als vor einigen Monaten. Auch im mehrjährigen Vergleich ist der Weizenpreis derzeit niedrig. Das liegt insbesondere an der sehr guten Ernte in anderen Ländern. So dreschen Frankreich, Russland, die Ukraine, Rumänien und Bulgarien dieses Jahr deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Deshalb ist viel Getreide auf dem Markt, was den Preis abstürzen lässt. Laut Seedler ist das aber nicht dramatisch, denn entscheidend sei nicht der Erntezeitpunkt, sondern der Zeitpunkt der Vermarktung. Es geht also auch um Lagerung.
Weizenqualität schwankt stark
Entscheidend für die Qualität des Getreides ist, ob es vor oder nach dem Regen gedroschen wurde. Denn nach dem sehr intensiven Regen über längere Zeit hat die Qualität der Körner gelitten, zum Teil sind sie ausgekeimt. Der Futterweizen-Anteil, also der Weizen, der nicht als Brotgetreide verkauft werden kann, liegt deutschlandweit durchschnittlich bei etwa 30 Prozent.
Weil es ein Süd-Nord-Gefälle gibt, ist der Futterweizen-Anteil, in Bayern teilweise höher. Seedler spricht von der Fallzahl beim Mehl. Diese Zahl zeigt dem Fachmann an, wie lange es dauert, bis ein Eisenstück auf den Boden eines Gefäßes mit einem Mehlteig fällt. Je länger das dauert, desto höher die Fallzahl. Die Backfähigkeit ist dann besser, je höher die Fallzahl ist. Dieses Jahr sei die Preisdifferenz zwischen Brotweizen und Futterweizen verhältnismäßig gering, sagte Wienke von Schenck, von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).
Brot und Semmeln bleiben stabil im Preis
Selbst stark schwankende Weizenpreise haben aber kaum Einfluss auf den Brotpreis im Landen. Der Mehlanteil mache auch bei einem großen Brot weniger als 10 Cent aus, sagt Raiffeisenverbands-Geschäftsführer Philipp Spinne. Beim gestiegenen Brotpreis würden Bürokratiekosten, Energiekosten und gestiegene Lohnkosten viel stärker zu Buche schlagen, so Spinne. Der Weizen im Brot macht da nur einen Teil des Brotpreises aus.
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