Über dem Flugplatz am Reutberg in Gunzenhausen hängen dunkle Wolken. Es regnet. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Übung zur Waldbrandfrüherkennung. Pilot Carsten Rothhan fliegt eine Runde, landet und steigt aus seinem Flugzeug. Es macht keinen Sinn. Fliegen ist bei diesem Wetter zu gefährlich.
Die Luftrettungsstaffel zieht die Übung trotzdem durch. Auf dem Boden. Neun Teams, jeweils bestehend aus einem Piloten, einem Luftbeobachter aus dem Bereich Forst und einem Luftbeobachter der Feuerwehr ziehen los, um das jeweilige Einsatzszenario durchzugehen. Flugroutenbestimmung, Funksprüche und Lageberichte absetzen – das Training funktioniert, auch ohne den Flug.
"Klare Kommunikation ist das A und O"
"Einer der ruhigsten Flüge meines Lebens überhaupt", scherzt Brandoberinspektor Oliver Wittmann von der Berufsfeuerwehr Fürth. Seit 25 Jahren ist er Luftbeobachter. Einer von insgesamt 31 in Mittelfranken. Wittmann steht mit Pilot Carsten Rothhan und Förster Lorenz Dießl zusammen. Karten und andere Unterlagen sind auf einem Flugzeugflügel verteilt. Sie geben Koordinaten an die Informations- und Kommunikations-Einheit (IuK-Einheit) des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen weiter und nehmen Anweisungen entgegen. "Eine klare Kommunikation ist das A und O", sagt Jens Meinel, der Leiter der IuK-Einheit. Nur so könnten die Rettungskräfte am Boden den Einsatzort schnell finden.
Für Förster Lorenz Dießl ist die Arbeit am Funkgerät neu. Er ist seit einem Jahr Luftbeobachter. Die Grundausbildung hat er an der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg gemacht. Nun muss Dießl, wie alle anderen Luftbeobachter in Bayern, einmal im Jahr an einer sogenannten Standortausbildung teilnehmen. Dieses Jahr eben am Stützpunkt der Luftrettungsstaffel Bayern in Gunzenhausen.
Flüge ab Waldbrandgefahrenstufe vier
Marc Metzmacher ist der stellvertretende Leiter des Stützpunktes in Gunzenhausen und hat die Übung organisiert. Das jährliche Training soll garantieren, dass alle im Ernstfall wissen, was zu tun ist. "Die Einsatzfrequenz ist sehr unterschiedlich. Mal ist es sehr häufig. Mal ist es selten. Und dass wir wieder alle auf einem Stand sind, dafür ist es wichtig, dass man im Rahmen von so einer Veranstaltung wie hier die Zusammenarbeit übt", sagt Metzmacher.
300 Piloten und 150 Flugzeuge in Bayern
Die Beobachtungsflüge werden von der jeweiligen Bezirksregierung ab Waldbrandgefahrenstufe vier angeordnet. Aktuell steht die bei eins. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert aber einen Anstieg auf drei in den kommenden Tagen. Meist gehen die Luftbeobachter am Wochenende in die Luft, weil dann mehr Freizeitaktivitäten im Wald seien, so Marc Metzmacher. Bei Hochrisikolagen stünden die ehrenamtlichen Piloten und Luftbeobachter aber auch unter der Woche zur Verfügung. Um die Beobachtungsflüge zu organisieren, bräuchten sie in Gunzenhausen etwa eineinhalb Tage Vorlauf, erklärt Pilot Metzmacher. Insgesamt stünden nach Angaben der Regierung von Mittelfranken in Bayern mehr als 300 Piloten mit 150 Flugzeugen und fünf Hubschraubern für die Beobachtungsflüge zur Verfügung.
Hohe Temperaturen im Flugzeug
Bei diesen Flügen sei es unter anderem eine Herausforderung, tiefer als normal zu fliegen, erklärt Pilot Marc Metzmacher. "Man muss auch zu bestimmten Orten hinfliegen, weil man etwas beobachten will. Es ist schon eine andere Fliegerei, als wenn ich jetzt von A nach B in einer bequemen Höhe einfach nur geradeaus fliege", so Metzmacher. Außerdem wird es in den Flugzeugen sehr heiß. Temperaturen über 35 Grad seien keine Seltenheit. "Wir fliegen immer dann, wenn andere gerne ins Freibad gehen", beschreibt es Feuerwehrmann Oliver Wittmann. Die Temperaturen am Tag der Übung in Gunzenhausen sind weit davon entfernt. Etwa fünf Stunden trainieren die Luftbeobachter und Piloten – und sind somit bereit für die Beobachtungsflüge in diesem Jahr.
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