Anja Mengler zeichnet einen Apfelbaum in Winterhausen als "Probierbaum" aus.
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Anja Mengler zeichnet einen Apfelbaum in Winterhausen als "Probierbaum" aus.
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Probierbäume: Kostenloses Obst für jeden

Probierbäume: Kostenloses Obst für jeden

Einfach Äpfel oder Birnen von fremden Bäumen nehmen? Bei "Probierbäumen" ist das – in haushaltsüblichen Mengen – erlaubt. Auch in Unterfranken hängen gerade wieder Banderolen an Bäumen, die zum Zugreifen auffordern. Das steckt hinter dem Konzept.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Anja Menger läuft über die Streuobstwiese südlich von Winterhausen im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Die Bäume, die voller Äpfel hängen, betrachtet sie genau: Welche Sorte ist bereits erntereif, wo hängen die Äste tief genug, dass auch Spaziergänger sie erreichen können? Wenn alles passt, zieht sie eine rote Banderole hervor und schnürt sie um den Stamm: "Probierbaum" steht darauf.

Probierbäume der Initiative "MainDreieck"

An Bäumen, die so gekennzeichnet sind, darf sich jeder bedienen: Spaziergänger, Radfahrer und natürlich die Anwohner. Die "Interkommunale Allianz MainDreieck" rief das Projekt 2017 ins Leben. Zwölf Mitgliedsgemeinden von Randersacker bis Sulzfeld sind dabei. Gemeinden und auch Privatpersonen stellen ihre Bäume zur Verfügung.

Eine online abrufbare Karte [externer Link] bietet einen Überblick über das Angebot, so kann man sich direkt zu den verschiedenen Bäumen navigieren. Die Vielfalt ist mittlerweile groß: Äpfel, Birnen, Zwetschgen oder Nüsse sind kostenfrei zu ergattern. Die einzige Regel: Man sollte in haushaltsüblichen Mengen ernten.

Streuobstwiesen nutzbar machen

Auch Anja Menger macht bei dem Projekt mit. Die Streuobstwiese in Winterhausen pachtete sie gemeinsam mit der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Winterhausen/Sommerhausen. Viele Jahre kümmerte sich kaum jemand um die Obstbäume, die Ernte fiel ungenützt herab.

Dabei gebe es gerade dort einen besonderen Sortenreichtum, so Menger, auch seltene und besonders schmackhafte Apfelsorten seien dabei. "Da ist es doch schade, immer von Übersee zu kaufen", so Menger. Sie ist sich sicher: Wer selbst erntet, werfe auch weniger weg.

Konzept auch in anderen Regionen

Das Konzept gibt es mittlerweile auch in vielen anderen Regionen, beispielsweise im Schweinfurter Oberland oder Bad Neustadt an der Saale. Nicht immer sind die Banderolen rot. Wer als Spaziergänger die Augen offen hält, kann die Bäume aber leicht identifizieren.

Auch bei der Initiative "MainDreieck" kämen immer mehr Anfragen von anderen Kommunen und Initiativen, erzählt Allianzmanager Bastian Lange. Dort will man das Projekt noch weiter ausbauen, beispielsweise durch eine klare Kennzeichnung der Sorten in der Karte.

Für Apfelkuchen und Pflaumenmus: Anwohner sind begeistert

Das Konzept werde gut angenommen, so Lange. Nach dem Herbst seien viele Bäume leer. Auch auf der Streuobstwiese bei Winterhausen kommt gerade eine Familie mit vier Kindern vorbei, pflückt sich einen Snack für unterwegs. Für sie sei das total praktisch, sagt die Mutter, "da bleibt von den Äpfeln nicht viel übrig".

Viele Anwohner kommen auch extra zu den einzelnen Pflückpunkten, wenn sie backen wollen. Sie mache am Wochenende einen Apfelkuchen, vielleicht auch Pflaumenmus, erzählt eine andere Pflückerin: "Wenn man keine eigenen Bäume hat, ist das eine super Sache."

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