Der ICE 1022 soll ab Mitte Dezember nicht mehr um 7.05 Uhr in Aschaffenburg halten. Stattdessen soll er im hessischen Hanau Station machen. Die Deutsche Bahn begründet den Wegfall in Aschaffenburg mit einem insgesamt stabileren Fahrbetrieb. Zudem bleibe der spätere ICE-Halt in Aschaffenburg um 7.33 Uhr erhalten.
ICE-Halt um 7.05 Uhr gestrichen: Protest bei Pendlern
"Dass Aschaffenburg einen ICE-Halt am Morgen hat, ist schon ein wichtiges Kriterium gewesen, hier herzuziehen. Deswegen finde ich es wie viele Aschaffenburger überhaupt nicht lustig, dass so ein Halt morgens, wo man ihn braucht, wegfällt", sagt Pendler Martin Stechart zu BR24. Der ICE vom Aschaffenburger Hauptbahnhof braucht gut eine halbe Stunde bis zum Frankfurter Hauptbahnhof. Damit ist für viele Pendler mit dem Halt um 7.05 Uhr die Ankunft vor 8.00 Uhr gewährleistet. Nachdem die Deutsche Bahn den Winterfahrplan und die Streichung veröffentlicht hat, haben sich etliche Politiker eingeschaltet.
Unterstützung aus der Politik
Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) bezeichnet die Entscheidung als "fatal für die Stadt und die gesamte Region". Der ICE um 7.05 Uhr sei der am stärksten frequentierte Zug am Mobilitätsknoten Aschaffenburg. "Im Namen aller Bürgerinnen und Bürger Aschaffenburgs und der Region", fordert Herzing die Bahn schriftlich auf, die Entscheidung zu überdenken. Im Gespräch mit BR24 sagte er, er hoffe, dass durch den breiten Protest die Bahn zumindest im Sommerfahrplan Aschaffenburg wieder berücksichtige.
Viele Bahnfahrer auf ICE 1022 angewiesen
Auch Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler (CSU) fordert die DB auf, diese Entscheidung zu überdenken. Nach statistischen Daten von Bund und Land würden rund 3.800 Personen täglich vom Bayerischen Untermain nach Frankfurt pendeln, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamtes. Davon seien 608 Personen zwischen 6.00 Uhr und 9.00 Uhr mit dem Fernverkehr von Aschaffenburg nach Frankfurt unterwegs, wie ein regionales Mobilitäts- und Siedlungsgutachten zeige. "Aktuell verteilen sich diese auf drei ICE-Züge, in Zukunft nur noch auf zwei, sollten Sie an der angekündigten Streichung festhalten", heißt es in der Mitteilung. "Die Streichung des ICE um 7.05 Uhr führt dazu, dass der bereits jetzt volle ICE um 7.33 Uhr seine Kapazitätsgrenze erreicht."
Kritik auch von der Industrie- und Handelskammer
Auch die IHK Aschaffenburg kritisiert die Entscheidung der Deutschen Bahn: "Für die Wirtschaft der Region ist der ICE-Haltepunkt in der Stadt Aschaffenburg von hoher Bedeutung. Schließlich ermöglicht er eine schnelle Direktverbindung in das Rhein-Main-Gebiet und bietet uns damit attraktive Standortbedingungen", betont IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Freundt.
Die Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz (CSU) hat sich ebenfalls eingeschaltet, sieht aber offenbar kaum eine Möglichkeit, die DB-Entscheidung im Dezember jetzt noch rückgängig zu machen. Auf Anfrage von BR24 teilte sie mit: "Ich habe mich bereits an die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium gewandt und darum gebeten, zu prüfen, ob der Halt möglicherweise mit dem Sommerfahrplan wieder eingeführt werden kann", so Lindholz. Vor einigen Jahren habe auf ähnliche Weise der Wegfall einer abendlichen ICE-Verbindung verhindert werden können.
Reaktion auf Vorwürfe von der Bahn
Auf Anfrage von BR24 zu der Entscheidung der Deutschen Bahn teilte eine Sprecherin mit: "Ab dem Fahrplan 2026 vereinheitlicht die DB auf den wichtigsten ICE-Linien Start- und Zielbahnhöfe, Zwischenhalte, Linienverläufe und Fahrplantakte." Das System solle so weniger komplex und der Bahnbetrieb insgesamt stabiler werden.
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