Am Flugplatz in Oberpfaffenhofen im oberbayerischen Landkreis Starnberg hat der ADAC gestern einen neuen Rettungshubschrauber-Campus in Betrieb genommen. Er soll in Zukunft das zentrale Schulungszentrum für die Luftrettung in ganz Deutschland sein. Seit 55 Jahren gibt es die ADAC Luftrettung mit Rettungshubschraubern.
Neuer Simulator mit VR-Brille
Piloten, Winden-Operator und Sanitäter üben in Oberpfaffenhofen die Verlegung von Patienten vom Hubschrauber in den Krankenwagen und umgekehrt. Auch die Bergung aus einer Wohnung oder der Umgang mit der Seilwinde wird geübt – sowohl ganz real als auch mit moderner virtueller Technik mit der VR-Brille.
Training für die Zukunft weiterentwickeln
Die ADAC Luftrettung hat mehrere Millionen Euro in das Zentrum investiert, genaue Zahlen teilte die Organisation bei der Einweihung nicht mit. Geschäftsführer Frédéric Bruder sagte dem BR: "Der moderne Campus ist die Basis, um das Training für die Zukunft weiterzuentwickeln. Wir können hier forschen und lernen – auch von den Menschen, die wir trainieren. Sie geben uns Feedback und Ideen, wie wir besser werden können."
Flugsimulatoren und neuer Hubschrauber
In einer großen Halle stehen zwei Flugsimulatoren, ein Joint Venture mit Airbus in Donauwörth. Hier können die Piloten verschiedene Flug-Situationen trainieren, wie Sturm, Gewitter oder Dunkelheit. Das Cockpit entspricht den beiden Rettungs-Helikoptern, die im Einsatz sind.
Bei der Eröffnung wurde auch ein neuer Airbus-Hubschrauber vorgestellt. Er soll ab 2028 eingesetzt werden und verbraucht deutlich weniger Kerosin bei gleicher Leistung. Insgesamt betreibt der ADAC 60 Rettungshubschrauber in Deutschland, davon neun in Bayern.
Fast wie in echt: Hubschraubertraining mit VR-Brille.
Piloten trainieren viel und intensiv
Ein besonderes Trainingsgerät wurde für die Windenrettung entwickelt. Ein ADAC-Mitarbeiter der Hubschrauber-Crew steht mit einer VR-Brille auf einer wackeligen Plattform an einer Übungs-Winde und kann virtuell üben, wie er mit dem Windenseil umgeht – ohne die Gefahr im Flug mit offener Hubschraubertüre.
Heiner Wehberg ist Pilot auf dem Christoph-Hubschrauber in Straubing. Jeder Trainingstag macht seinen Flugalltag sicherer: "Wir trainieren viel und intensiv. Ein Pilot mit Windenberechtigung kann bis zu 15 Tage im Jahr nur mit Training verbringen. Das ist nötig, weil die Einsätze sehr anspruchsvoll sind, besonders in den Bergen."
Telearzt arbeitet von Oberpfaffenhofen aus
In einer anderen Halle steht einer der gelben Rettungsflieger, an dem die Verladung vom Rettungswagen in den Heli trainiert wird. So üben die Teams, wie Patienten sicher transportiert werden.
Gleich daneben zeigt der ADAC die Arbeit des Telearztes, der bei Einsätzen Ferndiagnosen stellt und Kontakt zu den Krankenhäusern aufnimmt. Er wurde in Oberpfaffenhofen in den neuen Campus integriert.
Tele-Notarzt unterstützt die fliegende Besatzung am Boden.
"Luftrettung braucht langfristige Perspektive"
Die ADAC-Luftrettung wird als Tochter des Automobilclubs organisatorisch unter dem Dach der ADAC-Stiftung betrieben. 280 Mitarbeitende sichern am neuen Standort direkt am Flugplatz Oberpfaffenhofen den Betrieb. Geschäftsführer Frédéric Bruder kritisiert beim Jubiläum die Bürokratie, die die Luftrettung erschwert: "Die größte Herausforderung heute ist die Bürokratie. Die Rettungsdienste werden wie normale Dienstleistungen behandelt. Das passt nicht zum Thema Leben retten. Wir brauchen mehr Stabilität und eine langfristige Perspektive."
Bruder sprach diese Punkte auch bei der Eröffnung mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an und wünscht sich beispielsweise, dass Rettungsorganisationen ihre Zulassung bei den Krankenkassen nicht regelmäßig erneuern müssen.
Zum Video: Rettung aus der Luft: 55 Jahre fliegende "gelbe Engel" des ADAC
Trainingszentrum der ADAC Luftrettung in Oberpfaffenhofen
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