Ein Kleinbus kommt angerast, vermummte Gestalten springen heraus und werfen Baumstämme als Blockaden quer über die Straße. Die Saboteure wollen verhindern, dass der Militärkonvoi, der in der Stellung nebenan rastet, weiterfahren kann. Ein Szenario, das das Heimatschutzregiment 1 am Truppenübungsplatz Bodelsberg im Oberallgäu bei der Übung "Schlauer Fuchs" trainiert.
Unterstützung für Polizei und Katastrophenschutz
Schutz- und Sicherungsaufgaben sind der Kernauftrag der Heimatschutzkräfte. Im Krisenfall bewachen sie aber auch kritische Infrastruktur wie Häfen, Bahnanlagen, Brücken oder Kraftwerke. In Notlagen und Katastrophenfällen unterstützen sie Behörden, Polizei und Katastrophenschutz. Übungen wie die auf dem Bodelsberg bei Kempten sind dabei für die Heimatschützer unverzichtbar. Der Heimatschutz besteht fast ausschließlich aus Reservisten, Soldaten, die mal bei der Bundeswehr waren und inzwischen in anderen Berufen arbeiten.
Ehemalige Soldaten und Zivilisten
Es gibt aber auch Zivilisten, die sich freiwillig gemeldet und eine Reservisten-Ausbildung durchlaufen haben. Benjamin, 41 Jahre alt, Regionalleiter einer Bezirksklinik und seit 2017 dabei. "Ich durfte komplett im Frieden aufwachsen", sagt er. "Ich habe selber Familie, Angehörige, Freunde und wenn quasi mein Dienst hier in der Reserve dazu beitragen kann, dass wir alle ganz, ganz lange noch in Frieden leben, mache ich das gerne und das ist so eine Motivation, die mich treibt."
Seit April gibt es in der Bundeswehr eine eigene Heimatschutzdivision. Sie bündelt die derzeit sechs Heimatschutzregimenter unter einer zentralen Führung. 1.600 Frauen und Männer zählt das Heimatschutzregiment 1 aus Bayern. Eine der größten Herausforderungen für die Reservisten-Truppe und ihren Kommandeur Markus Wick ist, das Personal für die Übungen zusammenzubekommen. Denn in der Reserve gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit: Eine Teilnahme ist nicht verpflichtend und noch schwieriger: Der Arbeitgeber muss die Reservisten freistellen.
Wunsch ist die Verpflichtung zur Freistellung
Oberst Markus Wick beobachtet allerdings, dass sich die Bereitschaft zur Freistellung deutlich verschlechtert habe. Das hänge aus seiner Sicht mit dem Arbeitskräftemangel zusammen. Deshalb wäre es dem Kommandeur am liebsten, die Arbeitgeber würden in Zukunft verpflichtet, ihre Mitarbeiter für mindestens sechs Wochen im Jahr freizustellen. Das würde auch die Reservisten vor Diskussionen mit ihren Arbeitgebern schützen.
Eine Woche lang üben die bayerischen Heimatschützer derzeit im Allgäu. Sie wollen in unsicheren Zeiten gewappnet sein für den Ernstfall. Reservist Benjamin zieht einen Vergleich zu Rettungskräften: "Ich glaube auch, dass jemand, der bei der Feuerwehr ist, jetzt nicht unbedingt scharf drauf ist, in ein brennendes Haus zu rennen. Wir üben für was, wo wir hoffen, dass es nie benötigt wird."
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