Das Konzept "Balderschwang 2040" will den Allgäuer Ort zu einer attraktiven Ganzjahresdestination umwandeln. Umdenken sei angesagt, meint Bürgermeister Konrad Kienle (CSU), denn es müsse jedem klar sein, dass sich die klimatischen Veränderungen dramatisch weiterentwickeln und damit auch die Schneelage im Allgäu.
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Kein Verlass mehr auf Skifahren im Winter
Nicht nur Skifahrer, auch Aktivurlauber, Genuss- und Wellnessliebhaber und Familien – alle sollen gleichermaßen angesprochen werden und vor allem auch kommen. Viele Ideen haben die Balderschwanger gemeinsam gesammelt. So wollen sie das Radwegeangebot und die Winterwanderwege ausbauen. Lifte sollen künftig das ganze Jahr laufen.
Und die Schließzeiten der Hotels – traditionell im November und im Frühjahr – sollen überdacht werden. Unterstützt wird die Allgäuer Gemeinde bei ihrem Strukturwandelprozess von der "Allianz für die Alpen". Das ist ein länderübergreifendes Gemeindenetzwerk, das sich für den Schutz der Alpen einsetzt und gleichzeitig die Berge als Wirtschafts- und Lebensraum erhalten will.
"Allianz für die Alpen": Einsatz zum Schutz der Alpen
Katharina Gasteiger von der "Allianz für die Alpen" rät den Gemeinden im bayerischen Voralpenland beispielsweise, den Spätherbst mehr touristisch auszunutzen. Denn im November, wo viele Tourismusbetriebe normalerweise Ferien machen, gebe es mittlerweile oft milde, schöne Tage ohne Schnee, die ideal zum Wandern sind.
Die "Allianz für die Alpen" kooperiert unter anderem mit dem durch die EU geförderten Projekt Beyond Snow. Dabei geht es ganz konkret um die Frage: wie kann ein nachhaltiger Wintertourismus ohne Schnee aussehen? Karmen Mentil von der Technischen Hochschule Deggendorf hat im Rahmen von Beyond Snow Strategien für die Pilottourismusregion Großer Arber im Bayerischen Wald ausgearbeitet, die langfristig umgesetzt werden sollen.
Dazu gehören vor allem gut beschilderte und gewartete Wander-, Spazier- und Radwege für den Winter und Wellness in der Hotelerie, wofür die Destination Bayerischer Wald ja auch jetzt schon sehr bekannt sei. Und es brauche vor allem Investitionen in einen Vierjahreszeitenbetrieb. Darum habe man das Projekt "365 Tage Arber" genannt, so Karmen Mentil.
Möglich und sinnvoll: 365 Tage Wandern im Jahr
365 Tage Wandern im Jahr – so lautet auch die neue Ganzjahresstrategie der Österreichischen Wanderdörfer, eine touristische Kooperation von 70 österreichischen Dörfern, die vom Fremdenverkehr leben. Winterurlaub müsse nicht unbedingt weiß sein und sei trotzdem schön, so Günther Polanz vom Kooperationsnetzwerk Österreichische Wanderdörfer. Das werde aber noch viel zu wenig beworben.
Ziel sei es daher, Gäste das ganze Jahr in den Ort zu holen, um so die Hütten und Berggasthöfe zu animieren, auch in den traditionellen Schließzeiten im Herbst und Frühjahr aufzusperren. Am Wilden Kaiser wird in der kommenden Wintersaison ein Pilotprojekt der Österreichischen Wanderdörfer getestet, das explizit "Winterwandern ohne Schnee" heißt.
DAV-Hütten erweitern Saison auf das ganze Jahr nicht
Im Tal stellt man sich auf die Veränderungen ein. Auf den Hütten des Deutschen Alpenvereins im Gebirge wird bisher nicht darüber nachgedacht, den Betrieb aufs ganze Jahr zu erweitern. Das läge aber auch daran, dass der Job eines Hüttenwirts zu den anstrengendsten überhaupt zähle, geprägt von körperlicher Arbeit, mehr als 14 Stunden pro Tag und ohne Ruhetag, so der DAV. Da läge es auf der Hand, dass man die Bewirtschaftungszeiten nicht endlos ausdehnen könne.
Der DAV beobachtet aber auf den Hütten, dass es zum Teil durch die Veränderung des Klimas zu jahreszeitlichen Verschiebungen der Bewirtschaftungszeiten komme.
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