Ein älterer Mann telefoniert mit einem mobilen Telefon.
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Ein älterer Mann telefoniert mit einem mobilen Telefon. (Symbolbild)
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Schockanrufe bleiben hochaktuell – wie soll man sich verhalten?

Schockanrufe bleiben hochaktuell – wie soll man sich verhalten?

Mehrere Zehntausend Euro Beute: Im Landkreis Deggendorf wurde eine 78-jährige Frau Opfer eines Telefonbetrugs – kein Einzelfall. Durch Schockanrufe entstehen in Bayern Millionenschäden. Was die Polizei rät.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Die Masche ist mittlerweile deutschlandweit bekannt: Das Telefon klingelt, ein angeblicher Staatsanwalt ruft an und behauptet, jemand aus der Familie habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Um eine angeblich drohende Haft zu verhindern, solle man eine Kaution zahlen – oft in fünfstelliger Höhe. Es handelt sich um einen Betrugsversuch durch einen sogenannten Schockanrufer.

Seniorin aus Niederbayern fällt auf Schockanruf rein

Genauso ist am Dienstag ein Telefonbetrüger bei einer 78 Jahre alten Frau aus dem niederbayerischen Wallerfing im Landkreis Deggendorf vorgegangen. Dass die Schocknachricht frei erfunden war, ahnte sie nicht. Kurz nach dem Anruf übergab sie einem unbekannten Abholer einen mittleren fünftstelligen Geldbetrag, also mehrere 10.000 Euro. Mittlerweile ermittelt die Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern.

Der Fall in Wallerfing war nicht der einzige in dieser Woche: Am Mittwoch veröffentlichte das Polizeipräsidium Niederbayern eine regionale Warnung über die sozialen Medien. Demnach habe es aus dem Raum Straubing/Geiselhöring und Landshut vermehrt Hinweise auf betrügerische Anrufe gegeben. Auch in Nürnberg, Regensburg und im Kreis Neumarkt wurden zuletzt mehrere Senioren Opfer von Telefonbetrügern.

Opfer helfen Täter zu schnappen

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren aber auch Fälle, bei denen Angerufene dabei helfen konnten, Täter zu überführen – zum Beispiel, indem sie sie in ein längeres Gespräch verwickelten und parallel die Polizei hinzuzogen.

Der letzte bekannte Fall war in Eging am See im Kreis Passau. Dort war Ende Juni eine 62 Jahre alte Frau von Betrügern angerufen worden. Die Frau durchschaute die Masche der Anrufer und spielte mit: Als der Abholer schließlich vor ihrer Türe stand, nahmen ihn die Beamten fest. Der 27-jährige Tatverdächtige sitzt nun in einer JVA, teilte die Polizei BR24 mit.

Zu dieser Strategie - selbst aktiv zu werden - rät die Polizei nicht direkt: "Das ist eine extreme Stresssituation, bei der die Opfer unter großem Druck stehen. Wer das machen will, muss das aus freien Stücken entscheiden", heißt es vom Polizeipräsidium. Vereinzelt gelingt es der Polizei auch immer wieder, Callcenter-Betrügern auf die Schliche zu kommen.

Betrügerische Anrufe werden weitergehen

Oft kommen die Täter mit ihrer Beute aber auch ungeschoren davon. In Niederbayern ist die Anzahl der Betrugsfälle im vergangenen Jahr zwar um knapp 1.000 Fälle im Vergleich zu 2023 zurückgegangen. Auch die Schadenssumme war in diesem Zeitraum um 600.000 Euro geringer.

Doch auf der anderen Seite gab es in diesem Jahr bis heute rund doppelt so viele Meldungen bei der Einsatzzentrale über Betrugsfälle wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Gefahr, heißt es vom Polizeipräsidium Niederbayern, sei also keineswegs gebannt.

Wer sind die Täter?

Hinter den Telefonbetrügern stehen meist gut organisierte Tätergruppen, die von professionell betriebenen Callcentern aus agieren, heißt es vom Bundeskriminalamt. Oft kommen die nach Angaben der Polizei aus der Türkei oder aus Osteuropa. Meistens in deren Visier: ältere Menschen, die gezielt getäuscht und zur Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen bewegt werden.

Senioren sollen misstrauisch sein

Auf Präventionstagen und auch online sensibilisiert die Polizei mittlerweile vielerorts für das Thema – gerade Senioren und Seniorinnen. Die Kernbotschaften: Immer ein gesundes Misstrauen an den Tag legen und sich nicht durch schockierende Nachrichten unter Druck setzen lassen.

Die Polizei oder die Staatsanwaltschaft fordere zudem niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände, um Ermittlungen durchzuführen. Grundsätzlich rät die Polizei dazu: Im ersten Zweifel sofort aufzulegen und die echte Polizei anzurufen. Auch gut: Sich selbst bei den Angehörigen erkundigen, ob die Geschichte stimmt.

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