Eingang Tiergarten Nuernberg
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Shitstorm nach Paviantötung: Tiergarten bleibt bei seiner Linie

Shitstorm nach Paviantötung: Tiergarten bleibt bei seiner Linie

Nach der Tötung von Pavianen steht der Tiergarten Nürnberg in der Kritik. Rund 350 Anzeigen sind bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Der Tiergarten will, wenn nötig, künftig wieder so verfahren – in einzelnen Punkten jedoch nachjustieren.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Proteste nach der Tötung von zwölf Pavianen im Nürnberger Tiergarten dauern an: Aktivisten campieren vor dem Tiergarten und halten Schilder mit der Aufschrift "Du sollst nicht töten – auch keine Tiere" und "Wir sind nicht still". So wollen sie die öffentliche Debatte aufrechterhalten.

Affen "tierschutzkonform per Kugelschuss" getötet

Am 29.07.2025 war der Tierpark aus "betrieblichen Gründen" geschlossen worden. Zwölf Paviane wurden "tierschutzkonform per Kugelschuss" in einer Transportkiste erschossen. Der Tiergarten erklärt auf seiner Internetseite, dass der gezielte Schuss für die Tiere die "schnellste und unerwartetste Art zu sterben" gewesen sei. Bis zur Tötung wäre für die Tiere alles "wie bei einer Abgabe in eine andere Einrichtung" gelaufen.

Außerdem sollten die Tiere nach ihrem Tod an die Raubtiere verfüttert werden – das wäre nach einer Einschläferung nicht mehr möglich gewesen. Knochen und Gewebeproben der Tiere wurden nach der Tötung für die Wissenschaft zur Verfügung gestellt, das Muskelfleisch an Raubtiere verfüttert.

Tötung von Zootieren üblich

Laut dem Deutschen Tierschutzbund sei die Tötung von Zootieren "gängige Praxis". Auch der Nürnberger Tiergarten züchtet und tötet seine eigenen Tiere seit 1998. Vor allem Antilopen und Rinder seien laut der Tiergartenleitung "anerkannte Schlachttiere" zur Verfütterung.

Die Tötung dieser Tiere werde weiterhin nicht offensiv an die Öffentlichkeit kommuniziert. Wie der Zoo in Zukunft über die Tötung von Tieren wie Pavianen berichten wird, dazu äußert sich der Tiergartendirektor Dag Encke im Gespräch mit BR24 nicht.

Optionen werden geprüft – Paviantötung bleibt denkbar

Der Zoo bleibe aber grundsätzlich bei seiner bisherigen Vorgehensweise. Der Ausbau des Geheges sei laut Tiergarten nicht sinnvoll, da bei der aktuellen Population alle drei bis sechs Jahre ein Ausbau nötig wäre. Stattdessen wolle man weiterhin alle Optionen prüfen. Dazu zählen bessere Verhütungsmittel für Paviane sowie die Abgabe der Tiere an andere Einrichtungen.

Nichtsdestotrotz erklärt Dag Encke: "Wenn wir keinen Platz finden und die Gruppe zu groß wird, werden wir auch in Zukunft wieder einzelne Tiere entnehmen müssen." Auch andere Tiere wie Lemuren oder Gorillas könnten zukünftig aus Platzgründen getötet werden, teilte Encke der der "Nürnberger Zeitung" und den "Nürnberger Nachrichten" mit. Zugleich betonte er: Einen Gorilla zu töten, daran habe man noch nicht einmal ernsthaft gedacht. "Wir würden das emotional nicht schaffen – auch wenn das unprofessionell und inkonsequent ist."

Kritik von Tierschutzorganisationen: "Kalkulierter Tabubruch"

Bei Tierschutzorganisationen, darunter "Peta" und "Pro Wildlife", stößt das Vorgehen des Tiergartens auf Kritik. Bereits vor der Tötung der Paviane kam es zu Protesten vor dem Tiergarten. Einzelne Protestierende drangen am Tag der Tötung auch in den Tiergarten ein, die Polizei nahm die Eindringlinge jedoch nach kurzer Zeit fest.

Die Organisation "Pro Wildlife" wirft dem Zoo jetzt einen "kalkulierten Tabubruch" vor. Der Zoo sei mit der Tötung der Paviane bewusst an die Öffentlichkeit gegangen. Das streitet der Direktor, Dag Encke, nicht ab. Der Tiergarten habe mit der Tötung der Paviane eine grundsätzliche Frage aufgeworfen, inwieweit es gerechtfertigt sei, Tiere aus allen Tierklassen und Ordnungen im Sinne des Populationsmanagements zu töten, so Encke im BR24-Gespräch.

350 Anzeigen nach Paviantötung bei Staatsanwaltschaft eingegangen

Die Aktivisten von "Animal Rebellion" bauen ihre Zelte vor dem Nürnberger Tiergarten am kommenden Montag, nach genau einer Woche, wieder ab. Mit ihren Protesten seien sie aber noch lange nicht fertig. "Ob das in Zukunft der Tiergarten Nürnberg bleiben wird oder ob der Tiergarten Nürnberg irgendwann nochmal auf unserer Agenda steht, das ist gerade noch offen", sagt Scarlett Treml, Sprecherin der Gruppe "Animal Rebellion Nürnberg" im BR24-Interview.

Sowohl die Tierschützer als auch der Tiergarten wollen die Frage vor Gericht klären. Wegen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sind bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth mittlerweile rund 350 Strafanzeigen von Organisationen und Privatpersonen eingegangen. Auch der Tiergarten habe mittlerweile Anzeige erstattet. Grund dafür waren Hassbotschaften und Morddrohungen an den Direktor Dag Encke.

Mit Informationen von dpa

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