Seit Mitte November wird in Leutasch in Tirol trainiert - Snowfarming macht es möglich.
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Snowfarming: Tirol startet, Bayern zögert

Snowfarming: Tirol startet, Bayern zögert

Warum können Langläufer in Tirol schon auf die Loipe – während in Bayern der Winter noch wartet? In Leutasch macht Snowfarming den Frühstart möglich, finanziert über den Tourismusverband. In Bayern fehlt dafür Geld, auch Naturschutz ist ein Thema.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Im österreichischen Leutasch sind die Loipen schon offen – Wochen bevor die Wintersaison in Bayern beginnt. Möglich macht das Snowfarming: Schnee aus dem Vorjahr wird über den Sommer gelagert und im Herbst auf die Loipen gebracht. Viele bayerische Vereine nutzen das frühzeitige Angebot im Nachbarland. Hotels und Pensionen in Leutasch sind bereits gut gebucht.

Leutasch: Pflichtbeiträge von Hotels sorgen für stabiles Budget

Elias Walser, der Geschäftsführer vom Tourismusverband Seefeld-Leutasch erklärt, dass Snowfarming seit 2018 eingesetzt wird, um Langläufern und Nachwuchssportlern verlässliche Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Möglich ist das durch die gesetzlich geregelte Struktur der österreichischen Tourismusverbände: Jede Gemeinde ist verpflichtend Mitglied. Hotels, Gasthäuser und Restaurants leisten Pflichtbeiträge, die über den Tourismusverband gebündelt werden. So entsteht ein stabiles Budget für die Snowfarming-Loipe. In Österreich sind die Tourismusverbände stark professionalisiert: Sie kümmern sich um Marketing, Events, Infrastruktur und Qualitätsmanagement. Walser betont: "Das rechnet sich für uns ökologisch, aber auch wirtschaftlich."

Bayern: Finanzierung freiwillig – Projekte schwieriger

In Bayern ist die Organisation anders: Tourismusverbände arbeiten freiwillig, Beiträge der Betriebe sind nicht verpflichtend. Die Finanzierung läuft über Kurtaxe, freiwillige Beiträge und Gemeindegelder. Das Budget variiert stark – manche Orte sind sehr professionell aufgestellt, andere weniger.

Für den König-Ludwig-Lauf Verein in Oberammergau bedeutet das beispielsweise: Die Kosten für Schneekanonen und Trainingsloipen müssen die Vereine selbst tragen. Naturschutzauflagen und hoher Aufwand bremsen Projekte zusätzlich.

Marc Schauberger organisiert den König-Ludwig-Lauf, den größten Langlaufevent in Deutschland. Er betont, dass ohne Trainingsstrecke Nachwuchssportler hunderte Kilometer nach Tirol pendeln müssen. Zudem habe die Vergangenheit gezeigt, wie wichtig ein Schneepolster für die Ausrichtung des Langlaufwettkampfs sei. Sportler aus aller Welt kommen für das Spektakel. Zweimal in Folge musste er zuletzt abgesagt werden. Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) sieht Snowfarming durchaus positiv, weist aber auf die finanziellen und naturschutzrechtlichen Grenzen hin.

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Weil es in Oberammergau derzeit kein Schneedepot gibt, wird Maschinenschnee für eine erste Trainingsrunde produziert.

Kritik vom Bund Naturschutz

Der Ehrenvorsitzende vom Bund Naturschutz, Axel Doering, kritisiert Snowfarming als "Etikettenschwindel": Denn ein großer Teil des in Österreich eingelagerten Schnees stamme aus Schneekanonen. Er fordert stattdessen, sich auf Alternativen zu konzentrieren. Das sieht auch Walter Rutz, Tourismusleiter von Garmisch-Partenkirchen, so. Auch wegen der topografischen Lage war Langlauf in Garmisch-Partenkirchen noch nie Kernsportart, erklärt er. Die Region eigne sich besser für alpines Skifahren und Eissport. In diesem Winter können Gäste erstmals eine öffentliche Eisfläche im Michael-Ende-Kurpark nutzen.

Landratsamt: Snowfarming grundsätzlich möglich

Auf BR24-Nachfrage äußert sich auch das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen. Sprecher Stefan Scharf unterstreicht, man stehe einem Schneedepot im Bereich der König-Ludwig-Loipe grundsätzlich offen gegenüber. Maßnahmen müssten im Einzelfall geprüft werden, insbesondere im Hinblick auf Aufwand und Nutzen. Das Team vom König-Ludwig-Lauf will sich der Sache nochmal annehmen und die Möglichkeiten sondieren. Denn ein Schneedepot würde viel Energiekosten beim Maschinenschnee sparen, so Schauberger vom Organisationsteam des König-Ludwig-Laufs. Denn wenn einmal eine Unterlage da ist, braucht es weniger Kunstschnee und Naturschnee würde besser liegen bleiben.

Fazit: Chancen und Kritik

Leutasch zeigt, wie Snowfarming funktioniert: Der Schnee an einem schattigen Ort gelagert und mit Hackschnitzeln zugedeckt. Ungefähr 20 bis 30 Prozent gehen den Sommer über an Schneemasse verloren, aber der Schneeberg ist mit 6.000 Kubikmetern groß genug Dank der Finanzierung über den Tourismusverband können Vereine früh trainieren, Hotels profitieren, und Gäste erleben Langlauf schon im November. Gleichzeitig bleibt Snowfarming umstritten: Naturschutz, Kosten und Klimakritik werden immer wieder angeführt. In Bayern müssen Vereine die Kosten selbst stemmen, Projekte stoßen oft an finanzielle und regulatorische Grenzen. Wer früh loswill, muss weiterhin nach Tirol pendeln – der Winter dort hat schon begonnen, während die Debatte um Nachhaltigkeit und Aufwand auch weiterläuft.

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