Die Olympischen Spiele von 1972 werden oft beschrieben als Münchens Eintritt in die Moderne. Mit den Spielen bekam München nicht nur ein Olympiastadion mit angrenzendem Park als Hingucker, sondern auch U- sowie S- Bahn – rascher, als das ohne Spiele der Fall gewesen wäre.
Die Spiele von 72: Für München ein städtebaulicher Turbolader
Tatsächlich waren die Pläne sowohl für das U-Bahn- wie das S-Bahnnetz schon beschlossene Sache, als das Internationale Olympische Komitee (IOC) 1966 die Spiele für 1972 nach München vergab. Auch ein Stadion auf dem damaligen Oberwiesenfeld war bereits angedacht. Allerdings: Der Zuschlag des IOC beschleunigte viele Münchner Infrastrukturvorhaben.
Genau diesen städtebaulichen Turbolader erhoffen sich die Münchner Stadtplaner nun erneut. Derzeit kratzt die bayerische Landeshauptstadt an der 1,6-Millionen- Einwohner-Marke und platzt aus allen Nähten.
Neuer Stadtteil im Nordosten als Olympisches Dorf
Für mögliche Olympische und Paralympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 würde das Olympische Dorf am Stadtrand im Nordosten angesiedelt. Dort wird bereits seit längerem an einem neuen Stadtteil geplant. Unabhängig von Olympia sollen dort zwischen Johanneskirchen und Dornach ab den 2030er Jahren auf 600 Hektar Wohnungen für rund 30.000 Menschen entstehen.
Ein Teil dieses Baugebiets wäre laut der IOC-Bewerbungsunterlagen passend, um die rund 20.000 Athletinnen und Athleten sowie Betreuer aufzunehmen. Daneben könnte auch noch ein Mediendorf für rund 3.000 Personen entstehen. Alle Unterkünfte würden nach den Olympischen und Paraolympischen Spielen weiter genutzt – eben wie auch schon 1972.
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ÖPNV könnte mit Olympia stark ausgebaut werden
Während sich also im Nordosten das Stadtbild auch ohne Spiele ändern wird, sieht es bei den geplanten Infrastrukturmaßnahmen anders aus. Viele von den im Bewerbungskonzept genannten neuen ÖPNV-Verbindungen wären derzeit nur mit Olympischen Spielen realisierbar. Grund sind die ansonsten viel zu gering veranschlagten ÖPNV-Fördergelder des Bundes.
Um das Olympische Dorf und damit den späteren Stadtteil an die Hauptwettkampfstätten im Olympiapark anzubinden, soll zum einen die U-Bahnlinie U4, die derzeit am Arabellapark endet, über Engelschalking in den Nordosten geführt werden. Sie würde dann weiterführen zur Messestadt im Süden des Baugebiets. Auch die seit langem geplante neue U-Bahnlinie U9, welche die hochfrequentierten Linien U3/U6 entlasten soll, könnte so viel schneller realisiert werden.
Um das S-Bahnnetz fit zu machen, soll neben der bis dahin gebauten zweiten Stammstrecke ein sogenannter S-Bahn-Nordring entstehen. Dieser würde von Karlsfeld im Nordwesten bis Johanneskirchen im Nordosten geführt. Haltestellen wären dann am Olympiapark, in Milbertshofen und in Freimann. Zudem soll der Münchner Flughafen den Bewerbungsunterlagen zufolge bis dahin einen ICE-Anschluss bekommen.
Olympiapark soll erweitert werden
Was die Sportstätten betrifft, steht die mögliche Münchner Bewerbung unter dem Titel "RE:START OLYMPIAPARK". Sprich: München will einen Großteil der bereits vorhandenen Sportstätten auch für neue Olympische Spiele nutzen. Allerdings soll der Olympiapark im Süden für sogenannte urbane Sportarten erweitert werden. Skateboard-, 3x3 Basketball und BMX-Wettbewerbe würden dort ausgetragen werden.
Für die Bahnschwimmwettbewerbe bräuchte es eine neue Halle, da die Olympiaschwimmhalle von 1972 nicht wie vom IOC gefordert zehn Bahnen bereithält. Abhilfe könnte hier eine von privaten Investoren geplante neue Eventhalle am Münchner Flughafen schaffen. Diese könnte zumindest temporär zu einer Schwimmhalle mit zehn Bahnen umgebaut werden, so die Überlegung.
Aber: Noch viele Hürden zu meistern
Bei all den geplanten Infrastrukturmaßnahmen wundert es nicht, dass Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) eher von Olympischen Spielen 2040 bzw. 2044 spricht. Doch davor gilt es noch, einige Hürden zu überwinden.
So muss erst einmal der Münchner Stadtrat grünes Licht geben. Sollte dies der Fall sein, wird am 26. Oktober in München ein Bürgerentscheid stattfinden. Ende 2026 entscheidet der DOSB dann, mit welcher deutschen Bewerbung er sich die größten Erfolgschancen ausrechnet. Danach liegt es am IOC.
Im Audio: Markus Söder und Dieter Reiter zur Olympiabewerbung
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußerten sich am 20.5. zur geplanten Olympiabewerbung.
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