Schulkinder am letzten Schultag vor den Sommerferien (Symbolbild)
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Streit um Sommerferienstart: Macht Bayern bald früher Urlaub?

Streit um Sommerferienstart: Macht Bayern bald früher Urlaub?

Die meisten Bundesländer haben jedes Jahr in einem anderen Zeitraum ihre Sommerferien. Bayern und Baden-Württemberg gönnen sich eine Extrawurst – hier sind die Ferien immer später und bis in den September hinein. Warum? Und wen ärgert das?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wenn Bayerns Kinder und Jugendliche heuer nach den Sommerferien am 16. September wieder in die Klassenzimmer kommen, haben die Schülerinnen und Schüler in Hessen oder Bremen schon einen Monat wieder Unterricht. Das liegt daran, dass die "großen Ferien" in den meisten Gegenden Deutschlands zu unterschiedlichen Terminen beginnen – frühestens Ende Juni. So haben es die Bundesländer vereinbart, auch damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig den Urlaub antreten.

Macht Bayern bald früher Ferien? Welche Ansprüche habe ich als Arbeitnehmer im Hinblick auf meine Urlaubsplanung? Wir sprechen mit Maximilian Heim aus der BR-Redaktion Landespolitik über die aktuelle politische Debatte. Außerdem stellen wir Arbeitsrechtlerin Gabriele Leucht die Frage: Habe ich Vorrang in Sachen Urlaubsanspruch, wenn ich Kinder habe? Und was tun, wenn die Konflikte in einem Unternehmen zu groß werden? Das Video zum Nachschauen finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.

An diesem Modus beteiligen sich fast alle Bundesländer. Zwei aber nicht: Bayern und Baden-Württemberg. Die beiden großen südlichen Länder setzten im Jahr 1964 durch, dass die Sommerferien bei ihnen ganz am Ende des vereinbarten Zeitrahmens liegen. Immer. Für Familien ist das ein Vorteil: Wer Anfang September Urlaub macht, zahlt oft weniger als im Juli oder August in der Hauptsaison.

"Kartoffelferien": Die Gründe früher – und heute

Immer wieder hört man, die bayerischen Sommerferien seien früher "Kartoffelferien" gewesen – weil die Kinder im Spätsommer bei der Ernte mithelfen sollten, statt in die Schule zu gehen. Im "Hamburger Abkommen", das die Sommerferien-Rotation besiegelte, steht davon allerdings nichts. Bayerns früherer Kultusminister Michael Piazolo betonte vor einigen Jahren: "In der Bevölkerung hält sich hartnäckig das Gerücht, die Sommerferien in Bayern seien deshalb so spät, weil die Kinder bei der Kartoffelernte helfen müssten. Das ist natürlich Quatsch."

Auch Piazolos Nachfolgerin, Bayerns aktuelle Kultusministerin Anna Stolz (FW), nennt auf BR24-Anfrage einen anderen Grund. "Dass Bayern mit Baden-Württemberg bei der Festlegung der Sommerferien stets den spätesten Termin einnimmt, liegt daran, dass wir uns in unserer Ferienordnung an den christlichen Feiertagen orientieren", sagt Stolz. "Anders als die nördlichen Bundesländer haben wir in Bayern deswegen an Pfingsten zweiwöchige Ferien."

Die bayerische Argumentation lautet also: Immer an Pfingsten, also immer im Mai oder Juni, gibt es im Freistaat zwei Wochen Ferien. Daran, dass Pfingsten im Mai oder Juni liegt, wird sich nichts ändern – und danach braucht es laut dem Kultusministerium noch einen Unterrichtszeitraum, um "einen ausreichenden Lern- und Prüfungszeitraum vor dem Ende des Schuljahres zu ermöglichen".

NRW will auch mal spätere Sommerferien

Die bayerisch-baden-württembergische Extrawurst sorgt alle Jahre wieder für Ärger. Man wünsche sich eine gleichberechtigte Ferienregelung für alle Länder, sagte jüngst Dorothee Feller (CDU), die Kultusministerin aus Nordrhein-Westfalen. Ihr Bundesland hätte selbst auch gerne mal einen späteren Ferienstart. Das habe sie Bayerns Ministerin in der Kultusministerkonferenz mitgeteilt. Dort legen die Bundesländer gemeinsam die genauen Termine fest – Stand jetzt bereits bis zum Jahr 2030.

Auf BR24-Anfrage bekräftigt ein Sprecher des NRW-Bildungsministeriums: "Ziel ist, dass sich alle Bundesländer am rotierenden Ferienbeginn beteiligen." Deshalb wolle man ab dem Schuljahr 2030/31 eine "Neuregelung der bisherigen Praxis". Dabei gehe es nicht nur um staufreie Urlaubsfahrten und günstigere Reisen. "Nordrhein-Westfalen macht vor allem pädagogische Argumente geltend: So würden Lehrkräfte ebenso wie die Schülerinnen und Schüler von längeren und kontinuierlichen Lernphasen zwischen den Oster- und den Sommerferien profitieren."

Für Bayern hat sich die bestehende Regelung "bewährt"

Es sieht nicht danach aus, dass die Sommerferien in Bayern eines Jahres schon Mitte August vorbei sind. Möglicherweise hat NRW-Ministerin Feller ihr Gespräch mit Anna Stolz anders wahrgenommen als ihre bayerische Amtskollegin. "Für Bayern hat sich die bestehende Ferienregelung bewährt", heißt es aus dem Kultusministerium. Stolz hält auch nichts vom Vorwurf der Ungerechtigkeit: "Die Gesamtdauer der Ferien aufs Jahr gesehen ist mit 75 Tagen bundesweit für alle Bundesländer gleich."

In Bayern fordert auch die Opposition im Landtag (AfD, Grüne und SPD) nicht, dass der Freistaat künftig mitmacht bei der Sommerferien-Rotation. Genauso wenig der bayerische Ministerpräsident. "Wir haben unseren Ferien-Rhythmus, der ist sozusagen fest in der DNA der Bayern drin", sagt Markus Söder am Montag nach einer CSU-Vorstandssitzung. "Das ändern wir jetzt auch nicht. Warum sollen wir das denn ändern?"

Zum Audio: Eltern haben keinen Anspruch auf Urlaub in den Schulferien

Kinder sitzen am Flughafen auf ihren Reisekoffern
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Eltern haben keinen Anspruch auf Urlaub in den Schulferien

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