Es ist ein Schwanken zwischen großer Euphorie und Skepsis: Viele Syrer in Bayern machen sich Gedanken über eine Rückkehr in ihre Heimat. Einer von ihnen ist Avdu Khalil. Der 33-jährige Syrer kam 2015 nach Deutschland. Seit drei Jahren ist er sogar deutscher Staatsbürger. Als Damenschneider arbeitet Avdu am Münchner Volkstheater für sein Leben gern. Trotzdem kann er sich vorstellen, irgendwann in seine Heimat zurückzukehren: "Syrien ist ein wunderschönes Land, ich habe Familie dort, wir haben Olivenbäume, ja, wir vermissen es."
Schwanken zwischen Freude und Skepsis
Und doch bleiben Avdu und viele seiner Landsleute skeptisch, ob ihr Heimatland im Nahen Osten wirklich zu Frieden und Wohlstand zurückkehrt: "Wenn ich weiß, wenn es ganz sicher ist, dass keine Gefahr dort gibt, dann würde ich sogar nächste Woche hinfliegen."
Vor dem Assad-Regime sei Syrien bis Anfang der 70er Jahre ein friedliches, multiethnisches und multireligiöses Land gewesen, sagt Avud Khalil, dahin müsste es zurückkehren: "Ich würde gerne nach Syrien zurück, wenn es wichtige Punkte gibt: Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Alle sollen friedlich zusammenleben, nicht nur eine Partei oder eine Richtung."
Kämpfe im Norden und Angriffe aus Israel verunsichern
Viele Syrer verspüren große Freude, dass ihr Land vom Terror des Assad-Regimes befreit ist. Noch sind sie aber zurückhaltend, ob der Wiederaufbau gelingt. Besonders geflüchtete Kurden aus dem Norden Syriens machen sich Sorgen, sagt Faisal Al Issa von der Kurdischen Gemeinde München: "In unseren Gebieten herrscht bis jetzt kein Frieden, weil wie gesagt – bis heute gibt’s immer noch Angriffe auf kurdische Kräfte und für Menschen, die da leben, gibt jetzt keine große Änderungen".
Innenminister Herrmann: Integrierte Syrer sind willkommen
Bayerns Innenminister Herrmann (CSU) betont: Viele Syrer seien gut integriert, manche sogar eingebürgert. Sie alle seien weiterhin willkommen. "Wer hier einen Arbeitsplatz entsprechend wahrnimmt, wer mithilft unser Land positiv zu gestalten, der kann hier bleiben. Auf der anderen Seite gibt es einige, die sind bis heute nicht integriert sind und von Sozialhilfe leben. Diese wollen vielleicht auch in ihre Heimat zurückkehren."
Für diese Menschen müsse man nun Pläne entwerfen, um sie bei der Rückkehr nach Syrien zu unterstützen, so Herrmann.
Zukunft zwischen Deutschland und Syrien
In Bayern fragen sich Syrer nun, ob ihre Zukunft in Syrien liegt. Auch Yazan Albash etwa, der 2015 als Jugendlicher nach München kam. Heute arbeitet er als ITler, hatte sich eigentlich auf ein Leben in Bayern eingestellt. Dass in Deutschland sogar schon über möglichst schnelle Ausreisen gesprochen wird, irritiert ihn.
Er will erstmal abwarten, wie sich Syrien entwickelt. Die Sehnsucht etwa nach Damaskus, wo er seine Kindheit verbrachte, ist groß. Sollte Syrien ein liberales Land werden und ihn beim Aufbau brauchen, dann, sagt er, wäre er gerne dabei.
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