Andreas Brucker und Anne Bechmann mit Pudelwelpe Lotta.
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Andreas Brucker hat Pudelhündin Lotta ins Tierheim vermittelt, Anne Bechmann päppelt sie auf.
Bildrechte: BR / Isabel Pogner
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Andreas Brucker hat Pudelhündin Lotta ins Tierheim vermittelt, Anne Bechmann päppelt sie auf.

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Tierheim schlägt Alarm: Immer mehr illegale Welpentransporte

Tierheim schlägt Alarm: Immer mehr illegale Welpentransporte

Das Tierheim Pfaffengrün beherbergt derzeit mehrere Welpen aus illegalen Transporten. Die Tiere kommen krank und abgemagert an, einige sterben. Das Leid der Tiere wächst. Die Käufer könnten das ändern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Pippi und Lotta benötigen dringend mal wieder ein Bad. Ansonsten geht es ihnen aber wieder ganz gut. Als sie im Tierheim Pfaffengrün im oberfränkischen Fletschenreuth ankamen, waren die Pudelwelpen abgemagert und hatten Würmer in ihren Bäuchen. Die beiden stammen aus einem illegalen Welpentransport, den die Polizei gestoppt hatte. Es ist der vierte in diesem Jahr, deren bedauernswerte Fracht das Tierheim im Landkreis Hof aufnimmt. Das ist ungewöhnlich viel.

Zuchtfabriken in Osteuropa

Anne Bechmann schnappt die quirlige Lotta und verpasst ihr eine Dusche. Mit dem nassen Fell sieht der nussbraune Welpe noch kleiner aus als er ohnehin schon ist. "Die Welpen werden ihren Eltern meistens viel zu früh weggenommen", sagt Bechmann. Die Händler züchten die Tiere massenweise in Osteuropa. Die Hundeeltern leben in kleinen Käfigen und bekommen viele Welpen in kurzer Zeit. Die Tiere sind ungeimpft und in keinem guten Zustand. Viele Welpen sterben nach ein paar Wochen in Deutschland. Auch in Pfaffengrün haben es in diesem Jahr nicht alle geschafft.

Illegale Transporte nehmen zu

Laut Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund hat der illegale Welpenhandel seit Corona "einen deutlichen Boom erlebt" und ist seitdem gleichbleibend hoch. Im vergangenen Jahr wurden der Organisation 224 Fälle von illegalem Heimtierhandel in Deutschland gemeldet. "Die Dunkelziffer ist aber vermutlich enorm hoch", befürchtet Schmitz. Bei den bekannten Fällen ging es um 991 Tiere, vor allem um Hunde. Acht von zehn waren krank, fast alle wurden beschlagnahmt und in Tierheimen oder Auffangstationen untergebracht.

Gute Kontrollen in Bayern

Zahlen für 2025 gibt es noch nicht. Allerdings hat Tierschützer Andreas Brucker ein ungutes Gefühl: "Das wird gerade immer mehr." Brucker vermittelt zwischen Behörden und Tierheimen. Findet die Polizei illegal transportierte Welpen, kommt er ins Spiel und vermittelt die jungen Hunde an Tierheime im Norden Bayerns. Die Gründe dafür, dass er immer häufiger zum Einsatz kommt, sind vielfältig. "In Bayern wird sehr gut kontrolliert, deshalb fallen hier natürlich mehr Fälle auf", sagt Brucker. Es könne auch sein, dass die Schmuggler ihre Route geändert haben und aktuell verstärkt durch Bayern führe.

Händler werden immer professioneller

Viele der Welpen werden auf Anzeigenplattformen im Internet angeboten. Zwar haben die Seiten Regelungen zum Tierhandel, doch diese würden manche Züchter umgehen. "Wir stellen eine stetige Professionalisierung fest", sagt Schmitz. Die Händler würden Inserate aufgeben, in denen sie Bilder der "Elterntiere" zeigen. Die Welpen würden dann in eigens dafür angemieteten Wohnungen abgegeben. Stutzig werden sollten Käufer, wenn sich dort keine Elterntiere befinden, wenn die Hunde sehr jung oder krank aussehen und wenn sie keinen Impfpass oder andere Papiere haben.

Auch der Preis steigt: Während die Welpen, die vor ein paar Jahren noch aus dem Kofferraum verkauft wurden, wenige Euro gekostet haben, verlangen die Züchter für spezielle Rassen oder Farben inzwischen mehrere tausend Euro. Für eine kleine Zwergspitz-Hündin, die zwischenzeitlich im Tierheim Pfaffengrün untergebracht war, hätten die Händler wohl bis zu 6.000 Euro verlangen können.

Qualzuchten besonders beliebt

Die Hündin stammt ebenfalls aus einem illegalen Transport. Sie ist grau mit schwarzen Punkten. Eine seltene Farbe. "Und die macht Probleme", sagt Tierarzt Olaf Fialkowski. Er ist regelmäßig zu Besuch, um die Welpen zu behandeln. "Grau gepunktet und blaue Augen: Das deutet auf das Merle-Gen hin." Die Hunde, die es in sich tragen, sind oft taub, blind, haben Herz- oder andere Probleme. Die Zucht solcher Tiere ist in Deutschland verboten, die Haltung aber nicht. Und die Nachfrage ist hoch.

"Das Internet befeuert solche Trends", sagt Brucker. Wenn ein Influencer seinen neuen süßen Dackel mit grauen Flecken präsentiert, greifen die Behörden an den Grenzen mehr Welpen mit Merle-Faktor auf. "Deshalb müsste man nicht nur die Händler, sondern auch die Käufer in die Pflicht nehmen", fordert Brucker. Anna Bechmann vom Tierheim in Pfaffengrün schlägt vor: "Gucken Sie doch zuerst einmal bei uns. Auch Tierheime haben wunderschöne Rassehunde."

Ein Welpe aus einem illegalen Welpentransport wird im Tierheim gepflegt.
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Illegale Welpentransporte nehmen zu

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