Ursprünglich stammt die Tigermücke aus den südostasiatischen Tropen. Nun breitet sich die invasive Art auch in Europa aus – vor allem wegen des Klimawandels. In München wurde sie erstmalig 2019 nachgewiesen. Seither versucht die Stadt, die Ausbreitung mit einem Tigermücken-Monitoring im Blick zu behalten. 50.000 Euro gibt die Stadt pro Jahr für das Monitoring aus. Zudem ist sie aber auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen.
Doppelt so viele Tigermücken wie 2024
Das Münchner Gesundheitsreferat beauftragte 2020 eine Fachfirma für Mückenbekämpfung mit dem Tigermücken-Monitoring, Experten stellten an vier Standorten in der Stadt Fallen auf. Die Fallen imitieren zum Beispiel Brutstätten, die Mücke fliegt dann hinein und bleibt an einer Plastikkarte kleben. Alle zwei Wochen müssen diese überprüft werden.
Dabei findet man immer mehr Tigermücken, sagt die Münchner Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. "2024 hatten wir 70 Funde. Jetzt haben wir bereits 118. Wir sind ja noch nicht am Ende des Jahres. Es kann sein, dass die Tigermücken-Funde sich dieses Jahr einfach verdoppeln", so Zurek. In München sei die Tigermücke gekommen, um zu bleiben, so die Gesundheitsreferentin.
Tigermücken brüten oft in der Kanalisation
Einige Fallen hat die Biologin Silke Göttler der Fachfirma neben dem Münchner Busbahnhof aufgestellt. Denn die Insekten kommen mit dem Warentransport oder Urlaubern aus dem Süden. Brutplätze finden die Mücken am Bahnhof dann direkt in den Gullys. "Die Kanalisation ist auch eine klassische Brutstätte für die Tigermücke. Zum Beispiel in Italien kommt sie dort am häufigsten mit vor. Und deshalb muss hier BTI ausgebracht werden", sagt Göttler. BTI, das ist ein Biozid, eine Chemikalie, die die Mückenlarven zerplatzen lässt. Wichtiger als die Bekämpfung ist aber die Prävention.
Problemzonen durch Tigermücken-Monitoring ermittelt
Biologin Göttler kümmert sich auch in anderen Städten, zum Beispiel Fürth um das Monitoring. Dort ist die Tigermücke schon ein deutlich größeres Problem. "Mein Highlight waren mal 90 Tigermücken auf einer klebrigen Karte", so Göttler.
In München seien vor allem die Viertel Großhadern und Laim betroffen, dort haben sich sogar schon kleine Populationen etabliert. Derzeit findet die Biologin nur vereinzelte Tigermücken in den Fallen, da das Wetter in den vergangenen Wochen zu unbeständig war.
Erkennungsmerkmale von Tigermücken
Die Tigermücken auf den Klebe-Karten zu entdecken, ist gar nicht leicht, da sie mit etwa acht Millimetern deutlich kleiner als die heimische Stechmücke ist. Das auffälligste Erkennungsmerkmal sei eine weiße Linie über Kopf und Rücken, so Göttler.
Tigermücke überträgt tropische Krankheiten
Die Mückenart kann tropische Krankheiten wie Dengue-Fieber, Chikungunya-Virus oder das Zika-Virus übertragen. Dazu muss es aber erst einen anderen Wirt – einen Menschen oder ein Tier – stechen, der mit dem Virus infiziert ist. Denn die Dengue-Patienten, die bei Mediziner Camilla Rothe im Münchner Tropeninstitut gemeldet werden, sind Reiserückkehrer. In Bayern ist bislang kein Fall bekannt, bei dem eine Mücke einen Menschen mit Dengue infiziert hat.
Deshalb sagt Tropenmedizinern Rothe, dass die eingereisten Dengue-Patienten in Bayern, ein Stück weit das Geschehen draußen in der Welt reflektieren. "Dieses Jahr haben wir zum Beispiel recht viele Fälle von Chikungunya-Virus. Das hat damit zu tun, dass wir große Ausbrüche in touristisch relevanten Regionen wie etwa Sri Lanka haben", so Rothe.
Mehr Chikungunya-Fälle in Deutschland
Wer in Deutschland mit Dengue- oder Chikungunya-Virus behandelt wird, hat sich also in der Regel im Ausland angesteckt. Dieses Jahr ist es überwiegend Chikungunya, letztes Jahr gab es viele Dengue-Fälle. Beide Krankheiten verursachen Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen und Hautausschlag, so Rothe. "In Deutschland ist das Risiko allerdings noch sehr gering. Das muss schon einiges passieren, dass man sich hier lokal ansteckt", sagt der Mediziner.
Das könnte sich bald ändern. In unseren Nachbarländern Frankreich und Italien nehmen Tropenkrankheiten zu. Deshalb stoppt man im besten Falle die Tigermücke nicht erst auf der Haut, sondern schon viel früher – bei der Eiablage in den Brutstätten. Dazu gehören auch kleine Wasseransammlungen zum Beispiel in Blumentöpfen, Vogeltränken oder Regentonnen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!