Leere Strände und leere Biergärten im Fränkischen Seenland: Badewarnungen wegen Blaualgen sorgen dafür, dass Feriengäste wegbleiben. Zum Ende der Urlaubssaison herrscht Ernüchterung. Die Zahl der Tagesgäste sei rückläufig, teilt der Tourismusverband fränkisches Seenland auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mit.
Auch der Einzelhandel in Gunzenhausen am Altmühlsee verzeichne Rückgänge beim Umsatz, erklärt Petra Baron vom Handelsverband Bezirk Mittelfranken. Man habe in den letzten zwei Jahren deutlich gemerkt, dass Gäste weiterzögen, so Baron. Sie fordert ein schnelles Handeln der Politik – damit nicht verloren gehe, was man über die Jahrzehnte aufgebaut habe.
Thema Blaualgen soll Chefsache werden
Wichtige Anbieter im Tourismus fordern jetzt vehement eine schnelle Lösung der Blaualgen-Problematik. "Ein Gast, der einmal wegen des schlechten Wassers nicht kommt, erzählt es weiter", so Volker Sanwald, Betreiber eines Feriencamps am kleinen Brombachsee. Er fordert die Unterstützung des bayerischen Ministerpräsidenten. Das Thema müsse zur Chefsache gemacht werden, um das Fränkische Seenland als Ferienregion zu erhalten. "Wir brauchen jetzt eine Lösung. Nicht morgen und nicht übermorgen. Sonst sind die Strukturen kaputt."
Problem steckt im Altmühlsee-Schlamm
Um die Wasserqualität spürbar zu verbessern, müsste phosphathaltiger Schlamm im Altmühlsee entfernt werden. Tausende Tonnen Schlamm haben sich über Jahrzehnte angesammelt. Der enthält mit dem Phosphat ideale Nahrung für Blaualgen. Auch die steigenden Temperaturen fördern das Wachstum der gesundheitsschädlichen Cyanobakterien.
Und das Wasser fließt vom Altmühlsee weiter in den kleinen Brombachsee. Doch noch ist unklar, wie genau man den Schlamm loswerden könnte. Fest steht: Es wird den Freistaat Bayern viele Millionen Euro kosten. Bei zwei Konferenzen in diesem Jahr sind die Probleme an die Politik adressiert worden. Doch wie lange können sich Wassersport-Anbieter und Gastronomen halten, die große Einbußen beim Umsatz verkraften müssen?
Ferienregion im Umbruch
In der Ferienregion Fränkisches Seenland steht auch insgesamt Wandel und Generationswechsel an. Der Hype um das Segeln, als die Seen neu waren, ist inzwischen abgeflaut. Regionale Segelvereine haben nur noch wenige aktive Mitglieder, Segelkurse wurden zuletzt weniger nachgefragt. Das ist weltweit ein Trend, spürbar auch hier.
Zudem gehen etliche Ferien-Anbieter der ersten Stunde in den Ruhestand. Viele haben ihre Ferienwohnungen aufgegeben oder in der Coronazeit dauerhaft vermietet, so Hans-Dieter Niederprüm vom Tourismusverband fränkisches Seenland.
Tourismus-Urgestein Volker Sanwald fordert eine neue, gemeinsame Initiative für den Tourismus in der Region. "Wir müssen uns mal ehrlich machen und relaunchen, wo wir stehen", sagt Volker Sanwald. Es gebe wachsende Konkurrenz mit Seenplatten in Sachsen und der Welt – da seien neue Impulse gefragt. Er schlägt vor, konsequent auf regionale Produkte und Identität zu setzen.
Tourismusbranche fordert schnelle Maßnahmen
Auch Clemens Peschel vom Surfcentrum Altmühlsee erklärt, das Blaualgen-Problem müsse jetzt endlich an der Wurzel angepackt werden. "Eine Ausbaggerung im großen Stil sollte durchgeführt werden, um die Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte etwas auszugleichen". Er mache sich Sorgen, wie es am See langfristig weitergehen kann.
Das fränkische Seenland entstand rund um die Hochwasserspeicher, mit deren Bau vor rund 40 Jahren begonnen wurde. Die Probleme mit Blaualgen haben sich in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt. Die Zahl der Übernachtungen sei stabil, sagt Hans-Dieter Niederprüm vom Tourismusverband Fränkisches Seenland. Er könne verstehen, dass manche Betriebe Existenzängste hätten: "Man muss das ernst nehmen."
Dieser Artikel ist erstmals am 2. September 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!