Das Team der Mindelheimer Hütte bei Oberstdorf in den Allgäuer Alpen kämpft gegen trockene Sommer
Bildrechte: BR/Jochen Krupinsky/privat
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Mindelheimer Hütte bei Oberstdorf in den Allgäuer Alpen

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Trockenheit am Berg: So bereiten sich die Hütten vor

Trockenheit am Berg: So bereiten sich die Hütten vor

Der vergangene Winter war auch in Bayern einer der mildesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1864. Zudem hat es nicht viel geschneit. Die Sorge ums Wasser am Berg wächst, die Hüttenbetreiber bereiten sich auf einen trockenen Sommer vor.

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Aus skitouristischer Sicht war der Winter zwar gut, weil frühzeitig genug Schnee fiel, der dank Beschneiung über den Winter gerettet werden konnte, aus hydrologischer Sicht war er aber genau das Gegenteil, sagt Christoph Marty vom Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. Die Schneeschmelze dürfte gering ausfallen, die Wasserreservoirs am Berg und im Tal können dadurch nur zum Teil aufgefüllt werden.

Trockene Sommer werden zum Problem

Für die Hütten in den Alpen, die keine externe Wasserleitung haben und auf Quellen und Schmelzwasser angewiesen sind, sieht die Lage damit schlecht aus, sagt Marty. Das betrifft Alp- und Sennhütten genauso wie touristisch genutzte Berghütten.

Die Mindelheimer Hütte oberhalb von Oberstdorf in den Allgäuer Alpen baut längst vor. 1989 ging dort zum ersten Mal das Wasser aus, erinnert sich Hüttenwirt Jochen Krupinski. Seit 17 Jahren versorgt er sein Haus deshalb über eine externe Leitung, die bei Bedarf Trinkwasser vom Tal hoch zu der auf rund 2.050 Metern gelegenen Hütte pumpt.

Jeder Tropfen zählt

Damit so viel Wasser wie möglich genutzt werden kann, werden ab diesem Jahr die Leitungen von den zwei Quellen hin zur Hütte saniert. Regenwasser wird aufgefangen, die Zahl der Schlafplätze wurde auf 140 reduziert. Der 74-jährige Hüttenwirt hat nachgerechnet: Pro Gast braucht er rund 60 Liter Wasser, täglich. Nur, wenn die Gäste mitmachen, kommt sein Haus besser über die Saison. Aber: "Die meisten haben am Berg das gleiche Verhalten wie im Tal. Dann frage ich sie: Willst Du jetzt Wasser oder willst Du duschen?", erzählt Jochen Krupinsky.

DAV rüstet auch andere Hütten um

Auch andere Häuser haben gar keine andere Wahl, als umzudenken: Sie müssen entweder massiv Wasser sparen oder vorzeitig schließen. Wie die Neue Prager Hütte am Großvenediger in den Hohen Tauern. Jetzt baut der Eigentümer, der Deutsche Alpenverein DAV, ab Mai Trockentoiletten auf. Auf Anfrage erklärt der DAV, ähnliches sei schon in der Mannheimer- und der Kaunergrathütte geschehen, auch die Hochlandhütte soll nachgerüstet werden. Das Reichenhaller Haus werde generalsaniert.

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Nur eine gemeinsame Lösung ist auch eine tragfähige Lösung

Die Saison der Mindelheimer Hütte startet am 6. Juni. Jochen Krupinski geht davon aus, dass er schon ab Ende Juni wieder Wasser aus dem Tal hochpumpen muss. Weil es seinen Nachbarn, der Alpe Taufersberg und Alpe Haldenwang, ähnlich geht und sie zusätzlich ihr Vieh tränken müssen, hofft er, dass sich Alpwirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus deshalb an einen Tisch setzen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Weil, einer allein kann gegen die Trockenheit nichts ausrichten.

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