Zwei Menschen pflücken Kirschen und stehen dabei auf Leitern.
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Jedes Jahr sinkt die Zahl der Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz. Der schwierige Anbau der Früchte lohnt sich kaum noch.
Bildrechte: TZ Fränkische Schweiz / Florian Trykowski
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Jedes Jahr sinkt die Zahl der Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz. Der schwierige Anbau der Früchte lohnt sich kaum noch.

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Trockenheit, hohe Kosten: Fränkische Kirschbauern in der Krise

Trockenheit, hohe Kosten: Fränkische Kirschbauern in der Krise

Die Kirschenernte in der Fränkischen Schweiz ist in vollem Gang. Der Kirschenanbau steckt allerdings tief in der Krise. Zu wirtschaftlichen Problemen kommt in diesem Sommer auch noch Trockenheit hinzu. Die Qualität der Früchte bleibt allerdings hoch.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Kirschbauern in der Fränkischen Schweiz haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Schließlich hängen 200.000 Kirschbäume in der Region rund um das Walberla im Landkreis Forchheim voller reifer, roter Früchte. Allerdings steigen jedes Jahr weniger Kirschbäuerinnen und -bauern auf die Leiter: Sie geben aus verschiedensten Gründen auf. Einer davon ist die Unberechenbarkeit der Ernte.

Kirschen mögen keine Trockenheit

Jonas Maußner, Betriebsleiter Obstinformationszentrum im Landkreis Forchheim, pflückt eine Frucht und betrachtet sie mit gerunzelter Stirn: "Die Kirschen sind kleiner als sonst", konstatiert er. Den Grund sieht er in der anhaltenden Trockenheit. Maußner steckt die Kirsche in den Mund. "Die Qualität ist trotzdem sehr gut. Die Kirschen haben viel Sonne bekommen, der Zuckergehalt ist deshalb hoch." Zu viel Sonne schadet allerdings, denn genauso wie Äpfel können auch Kirschen einen Sonnenbrand bekommen. "Diese Früchte werden aussortiert", sagt Maußner, spricht aber von einem sehr geringen Anteil.

Ohne Erntehelfer geht es nicht

Um die Kirschen von den Bäumen zu bekommen, reicht die eigene Familie oft nicht aus; die Kirschenbauern sind auf Erntehelfer angewiesen. Ein weiterer Grund für die Sorgenfalten auf der Stirn von Jonas Maußner, denn: "Es ist schwierig, gute Leute zu finden". Der Mindestlohn von derzeit 12,82 Euro stellt die Obstbauern vor ein weiteres Problem: "Wir können nicht so günstig produzieren wie Standorte in der Türkei oder Griechenland."

Etwa 90 Prozent der fränkischen Kirschbauern sind Mitglied in einer der Genossenschaften (Igensdorf oder Pretzfeld) der "Franken Obst GmbH". Den Großteil ihrer Ernte liefern sie dort ab, einen kleinen Anteil können sie selbst verkaufen. Die Geschäftsführung der Genossenschaft übernimmt die Verhandlungen mit den Einkäufern der Supermärkte. Der Preis für ein Kilogramm Kirschen liegt derzeit für den Verbraucher zwischen sieben und neun Euro. Was den Kirschenbauern davon bleibt, hängt vom verhandelten Preis der Genossenschaft ab. "Um ihre Kosten zu decken, braucht es schon 2,50 Euro bis drei Euro", sagt Jonas Maußner, "dann ist aber noch nichts gewonnen." Die Genossenschaft war für eine Auskunft nicht erreichbar.

Zahl der Kirschbauern sinkt

Kirschbäuerinnen und -bauern müssen hart im Nehmen sein und gute Nerven besitzen. Während im Frühjahr die Furcht vor einem späten Frost umgeht, der die Knospen angreifen und die Frucht zerstören könnte, stehen die heißen Sommertage ganz im Zeichen der Ernte. "Manche jungen Leute sind dazu nicht bereit", sagt Jonas Maußner. Dies sei ein weiterer Grund für die jedes Jahr kleiner werdende Zahl an Kirschbauern. "Die Stimmung in der Branche ist insgesamt äußerst schlecht", stellt der Betriebsleiter des Obstinformationszentrums fest.

Kirschen kaufen, wo sie wachsen

Ganz sicher bekommt man die fränkischen Eigengewächse derzeit im Kirschenanbaugebiet. Viele Höfe verkaufen sie direkt an der Haustüre. An der B 470 und anderen viel befahrenen Strecken im Landkreis Forchheim und darüber hinaus gibt es sie am Straßenrand zu kaufen. Viele Produkte aus heimischen Kirschen vom Likör bis zum Kuchen gibt es auch beim 55. Kirschenfest in Pretzfeld, das am 18. Juli beginnt und sechs Tage dauert.

Dann hat die amtierende Fränkische Kirschenkönigin Michaela II. ihren großen Auftritt. Die 21-jährige Krankenschwester stammt aus Hiltpoltstein in der südlichen Fränkischen Schweiz und wurde im Frühjahr 2025 in ihr Amt eingeführt. In regionaler Tracht repräsentiert sie die fränkischen Kirschbauern und muss dabei wohl einiges hinter einem Lächeln verstecken.

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