Paviane im Nürnberger Zoo
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Trotz massiver Proteste: Paviane im Tiergarten Nürnberg getötet

Trotz massiver Proteste: Paviane im Tiergarten Nürnberg getötet

Monatelang hatte es kontroverse Diskussionen gegeben, jetzt sind im Nürnberger Tiergarten wie angekündigt zwölf Paviane aus Platzmangel getötet worden. Tierschützer waren aus Protest gegen die Tötung in den Zoo eingedrungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Im Tiergarten Nürnberg sind zwölf Paviane getötet worden – aus Platzmangel. Das bestätigte der Zoo am Dienstag.

Affen "tierschutzkonform per Kugelschuss" getötet

Den Angaben zufolge wurden drei erwachsene Männchen und neun erwachsene Weibchen getötet, um die Pavian-Gruppe auf eine Anzahl von 26 erwachsenen Tieren und fünf Jungtieren zu bringen. Die Tiere seien "tierschutzkonform per Kugelschuss" in einer Transportkiste getötet worden. Zwei seien aus bisher ungeklärter Ursache bereits während der Inhalationsnarkose gestorben. Nach den Tötungen habe der Tiergarten wissenschaftliche Proben für die Forschung von den Pavianen entnommen. Die Tierkörper sollen anschließend an die Raubtiere verfüttert werden. 

Weil die Pavian-Gruppe im Tiergarten Nürnberg zu groß geworden sei und andere Zoos die Tiere nicht aufnehmen hätten können, griff der Zoo zu dieser Maßnahme. Tiergarten-Direktor Dag Encke verwies im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Verpflichtung des Tiergartens zum Arterhalt von Tieren, die in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht sind. In der Vergangenheit habe man immer wieder nach Abnehmern für einzelne Paviane gesucht, hierbei seien aber alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden. Auch die Anwendung von Verhütungsmitteln sei am Ende "biologisch nicht zielführend" gewesen. Um eine Population am Leben zu halten, ist es laut dem Europäischen Zooverband als letzte Option ein legitimes Mittel, einzelne Tiere zu töten.

Pavian-Gehege in Nürnberg seit langer Zeit überbelegt

Die Affen seien gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewählt worden. Anhaltspunkte für die Entscheidungen waren demnach unter anderem die Altersstruktur innerhalb der Gruppe, das Geschlechterverhältnis, der Trainingszustand des Tieres und eine Trächtigkeit beziehungsweise das Säugen eines Jungtiers.

Das Pavian-Gehege war seit langer Zeit mit mehr als 40 Tieren überbelegt. Das Gehege ist nur für 25 erwachsene Affen plus Jungtiere ausgelegt. Dadurch kam es demnach verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten. Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Seit langem wurde das Thema kontrovers diskutiert, es gab zahlreiche Protestaktionen.

Tierschutzaktivisten dringen in Nürnberger Tiergarten ein

Der Tiergarten war heute aus zunächst "betrieblichen Gründen" geschlossen. Tierschützer hatten über den ganzen Tag hinweg gegen die Tötung der Paviane protestiert. Einzelne drangen auch in den Tiergarten ein, eine von ihnen klebte sich am Boden fest. Die Polizei nahm die Eindringlinge jedoch nach kurzer Zeit fest. Ihnen wird Hausfriedensbruch vorgeworfen. Verschiedene Tierschutzorganisationen, darunter Peta und Pro Wildlife, haben angekündigt, die Tiergartenleitung wegen der Tötung der Paviane anzuzeigen.

Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden. "Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat", teilte Pro Wildlife mit.

Tötung von Zootieren "gängige Praxis"

Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem Tabubruch: "Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird." Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Tierschutzbund "gängige Praxis".

In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Trotzdem sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen, etwa 2014 die Tötung von Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die eines Zebras 2023 in Leipzig.

Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche – und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Pavianen gibt, erklärte Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandte des Menschen.

Im Video: Umstrittene Pavian-Tötung in Nürnberg vollzogen

"Tiergarten geschlossen. Der Tiergarten bleibt heute aus betrieblichen Gründen geschlossen" steht auf einem Schild, das vor dem Eingang zum Nürnberger Tiergarten steht. Zwei Fahrzeuge der Polizei stehen daneben.
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Am Dienstag blieb der Tiergarten Nürnberg "aus betrieblichen Gründen" geschlossen. Es wurden "aus Platzgründen" Paviane getötet.

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