02.10.2025, Bayern, München: Sicherheitspersonal steht am Morgen vor der Öffnung des Oktoberfests für Besucher an einem Eingang vom Oktoberfestgelände, während Mitarbeiter und Zulieferer das Gelände betreten.
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Oktoberfest-Sperrung: Wiesn-Chef geht von Millionenschaden aus

Oktoberfest-Sperrung: Wiesn-Chef geht von Millionenschaden aus

Am Tag nach dem Alarmzustand in München dauern die Ermittlungen an. Rund um das Oktoberfest ist wieder Normalität eingekehrt. Doch die Sperrung hat Spuren hinterlassen: Wiesn-Chef Scharpf schätzt den wirtschaftlichen Schaden auf 20 Millionen Euro.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Großeinsatz in der Lerchenau und eine Bombendrohung gegen das Oktoberfest hat die gesamte Stadt München am Mittwoch in Atem gehalten.

Ein 57-jähriger Tatverdächtiger soll im Münchner Norden einen Großbrand gelegt und auf der Flucht vor Einsatzkräften Suizid begangen haben. Die Behörden schlossen einen politischen Hintergrund aus. Das Motiv des Mannes: wohl ein Familienstreit. Da jedoch ein Schreiben des Tatverdächtigen gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn stundenlang geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht. Abends öffnete das Festgelände dann wieder um 17.30 Uhr.

Verunsicherung nach Handyalarm

Vor allem die Handywarnung vor "extremer Gefahr" am Mittwochvormittag hatte viele Münchner aufgeschreckt und verunsichert. Was steckte dahinter?

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die gestrige amtliche Warnmeldung wegen "extremer Gefahr" für ganz München kritisiert. Aus seiner Sicht sei sie nicht konkret genug gewesen, da müsse man noch einmal nacharbeiten.

Wiesn-Chef Scharpf: Öffnung des Oktoberfests war angesichts der Bedrohungslage nicht vertretbar

Der Wirtschaftsreferent der Stadt München und Chef des Oktoberfests, Christian Scharpf, verteidigte im BR-Interview jedoch die zwischenzeitliche Sperrung des Festgeländes. Die Festleitung sei von der Chronologie der Ereignisse überrascht gewesen: Erst das Familiendrama in der Lerchenau im Münchner Norden am frühen Morgen, dann sei von einer schriftlichen Bombendrohung für das Oktoberfest die Rede gewesen, nachdem die Münchner Polizei zuvor einen Zusammenhang mit der Wiesn noch explizit ausgeschlossen hatte.

Laut Scharpf musste dann im Zuge einer Stadtratssitzung schnell gehandelt werden: "Wir waren uns einig, dass eine reguläre Öffnung des Oktoberfests gleich in der Früh angesichts dieser Bedrohungslage nicht vertretbar ist." Die Katwarn-Meldung auf alle Mobiltelefone sei dann auf Veranlassung der Katastrophenschutzbehörde erfolgt, um auch Menschen zu erreichen, die von der Bedrohungslage womöglich aus den Medien noch keine Kenntnis genommen hatten.

Einen Tag mehr für Wirte und Schausteller?

Zwischenzeitlich brachte der Gastgewerbeverband Dehoga eine Verlängerung der Wiesn in Spiel, die der Verband kurze Zeit später aber wieder einkassierte. Gestern sei noch unklar gewesen, wie lange das Festgelände geschlossen bleiben muss. "Deshalb haben wir vorsorglich eine mögliche Verlängerung ins Spiel gebracht", sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert dem BR.

"Zum Glück konnte am Abend schon wieder geöffnet werden, sodass kein echter Ausfalltag entstanden ist." Die Wiesn-Wirte und Schausteller wünschten keine Verlängerung. Wiesn-Chef Scharpf sagte: "Eine spontane Wiesn-Verlängerung ist aus meiner Sicht unrealistisch". Von den Wiesn-Bedienungen über das Security-Personal bis zu den Unterkünften - alles sei bis Sonntag disponiert, deshalb sei es kurzfristig nicht möglich, einen Tag dranzuhängen.

Sperrung kostete rund 20 Millionen Euro

Ob es stattdessen im kommenden Jahr einen Ausgleichstag beim Münchner Oktoberfest geben wird, darauf wollte sich Scharpf nicht festlegen. Man müsse schauen, ob entsprechende Forderungen im Stadtrat erhoben werden, so der SPD-Politiker. Er schätzt, dass durch die halbtägige Sperrung des Oktoberfestes am Mittwoch Umsatzeinbußen in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro entstanden sind.

Versicherungen der Wiesen-Wirte könnten einspringen

Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesn-Wirte, geht davon aus, dass etwa die Hälfte des Tagesumsatzes verloren gegangen ist. Bei manchen Wirten fallen die Einbußen wahrscheinlich geringer aus. Üblich sind Versicherungen, die Betriebsunterbrechungen abdecken. Doch die Verträge sind nicht alle identisch, sondern werden individuell ausgehandelt.

"Hier kann man keine allgemeingültige Aussage treffen, da jedes Zelt eine eigene Versicherungspolice zu ganz unterschiedlichen Konditionen abschließt", sagte Inselkammer dazu. Nach Angaben der Allianz ist das Risiko eines Anschlags durchaus versicherbar: "Grundsätzlich ist es möglich, Umsatzeinbußen sowie durch behördlich angeordnete Absage anfallende Kosten durch Terror oder Terrorandrohung zu versichern", erklärte eine Sprecherin des Unternehmens.

Im Video: Nach Schließung - Keine Chance für Wiesn-Verlängerung

Blick auf das Oktoberfest.
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Blick auf das Oktoberfest.

Mit Informationen von dpa

Oktoberfest: Unser BreznBot beantwortet Eure Fragen zur Wiesn

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