Ein Bagger und zwei aus dem Boden ragende Kabelröhren.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hope
Audiobeitrag

270 Kilometer lang wird der bayerische Abschnitt des Südostlinks sein: In Erdröhren bringen Kabel den Strom vom Landkreis Hof bis nach Landshut.

Audiobeitrag
>

Umstrittene Stromtrasse Südostlink: Tiefbauarbeiten beginnen

Umstrittene Stromtrasse Südostlink: Tiefbauarbeiten beginnen

Die Bauarbeiten der 270 Kilometer langen Stromtrasse "Südostlink" haben begonnen. Die Erdkabel sollen Windenergie aus Nord- und Ostdeutschland in den Süden Bayerns leiten. Gegner des Projekts geben dennoch nicht auf, den Bau zumindest zu verzögern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Nach jahrelangen Planungen und Protesten starten am Montag im Landkreis Hof bayernweit die ersten Tiefbauarbeiten für die Kabelgräben der umstrittenen Gleichstrom-Erdkabelleitung Südostlink. Netzbetreiber Tennet teilte den Beginn der Erdarbeiten am Freitag mit. Die unterirdisch verlegten Kabel sollen ab dem Jahr 2027 Strom aus vornehmlich erneuerbarer Energie aus Nordostdeutschland in den bayerischen Süden transportieren.

  • Zum Artikel: Südostlink: Grabungen bringen Hinweise auf Mittelalter-Siedlung

Von Feilitzsch bis nach Landshut

Das Dorf Münchenreuth, einem Ortsteil von Feilitzsch im Landkreis Hof, ist auf bayerischem Boden der Startpunkt für die Erdkabel, die quer durch Oberfranken, die Oberpfalz und Niederbayern bis zum Netzverknüpfungspunkt "Isar" nahe Landshut führen sollen. Der Südostlink wird eine Gesamtlänge von rund 780 Kilometern erreichen. Davon werden durch Bayern 270 Kilometer verlaufen. Die Startpunkte des Südostlinks sind dabei Wolmirstedt bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt und Klein Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt investiere Tennet in den bayerischen Teil der Stromtrasse rund fünf Milliarden Euro, erklärte ein Sprecher auf Anfrage von BR24.

In Niederbayern haben die Arbeiten am geplanten Umspannwerk bei Landshut bereits Ende 2023 mit dem Bau des sogenannten Konverters begonnen. Dieses Funktionsgebäude verwandelt Wechselstrom in Gleichstrom und umgekehrt und speist den Strom ins Netz ein.

Genehmigung fehlt noch

Am heutigen Montag beginnen in Münchenreuth die vorbereitenden Arbeiten für den Abschnitt "C1" bis Marktredwitz. Das heißt, es werden Zufahrtswege für die Baufahrzeuge angelegt, eine Bodenaufbereitungsanlage errichtet und der Boden gelockert, um die zwei Kabelgräben auszuheben. In diese Gräben werden dann Leerrohre für die Stromkabel verlegt. Mit der endgültigen Genehmigung für den Abschnitt C1, dem Planfeststellungsbeschluss, rechnet der Übertragungsnetzbetreiber Tennet im Sommer.

Gemeinde Trogen bangt um Trinkwasserqualität

Dass der Bau schon jetzt beginnen kann, hat Tennet der Bundesnetzagentur zu verdanken: Sie hat den vorzeitigen Start genehmigt. Die betroffenen Grundstückseigentümer und Pächter hätten den Arbeiten zugestimmt, so Tennet. Trotzdem beschäftigt der Südostlink noch in dieser Woche das oberste deutsche Verwaltungsgericht: Die Gemeinde Trogen im Landkreis Hof sowie ein Landwirt haben gegen den Verlauf der Stromtrasse geklagt. Sie befürchten zum Beispiel negative Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Gemeinde. Am Mittwoch stehen die beiden Klagen am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig auf der Tagesordnung.

Trassengegner geben nicht auf

Die Gegner der Stromtrasse "Südostlink" geben dennoch nicht auf. Der Bau der 540 Kilometer langen unterirdischen Leitung von Sachsen-Anhalt in den Raum Landshut werde garantiert den Kostenplan sprengen, hatte die Sprecherin der Trassengegner, Dörte Hamann, im Dezember erklärt. Der Bau werde demnach viel länger dauern als geplant. Hamann spricht von einem "Milliardengrab".

Dennoch seien Klagen aktuell nicht erfolgversprechend. Anfang des Jahres scheiterte eine Bürgerinitiative mit einer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht. Man empfehle den Gegnern vor Ort daher eher zu protestieren. Grundstückseigner könnten zum Beispiel Betretungsverbote für Tennet-Beschäftigte aussprechen.

Ein Bagger schaufelt die Oberfläche von Landschaftsflächen ab.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Videobeitrag

270 Kilometer lang wird der bayerische Abschnitt des Südostlinks sein: In Erdröhren bringen Kabel den Strom vom Landkreis Hof bis nach Landshut.

Bildrechte: BR
Bildbeitrag

Geplante Stromleitungen in Bayern bis 2030. Was im nächsten Jahrzehnt noch dazukommen soll, wird derzeit diskutiert.

💡 Das ist der Südostlink

Der Südostlink soll in erster Linie Strom aus Erneuerbaren Energien von Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren. Dies ist einerseits nötig, weil im Süden Schritt für Schritt große konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen. Andererseits soll Deutschland im Zuge der Energiewende bis 2050 überwiegend mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt werden.

Von Klein Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern bis zur Landesgrenze Thüringen-Bayern verantwortet der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz die Leitung. In Bayern plant und baut Tennet die Erdkabelleitung von Münchenreuth im Landkreis Hof bis zum Netzverknüpfungspunkt Isar im Landkreis Landshut. Dafür wird die Leitung in einzelne Abschnitte unterteilt: C1 (Münchenreuth bis Marktredwitz), C2 (Marktredwitz bis Pfreimd), D1 (Pfreimd bis Nittenau), D2 (Nittenau bis Pfatter), D3a (Pfatter bis A92 bei ISAR) und D3b (Konverterbereich ISAR) Quelle: tennet.eu

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!